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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann
Autoren: J Asher
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Parkplatz.

61 ://Josh
    Meine Füße sind im Sand vergraben, meine Turnschuhe stehen neben mir. Die Knie zum Feuer gewandt und eine dicke Decke um die Schultern, halte ich mich warm. Ich weiß nicht, wessen Decke es ist, vorhin hat sich Shana darin eingewickelt. Als sie mit einem der Collegetypen abgezogen ist, habe ich mir die Decke geschnappt.
    Sydney ist vor ein paar Minuten in Richtung Parkplatz aufgebrochen. Jemand hat sie angerufen und gesagt, es gäbe dort heiße Getränke. Ein paar ihrer Freunde sitzen immer noch auf der anderen Seite des Feuers. Sie gehen in ihre Jahrgangsstufe, doch ich kenne ihre Namen nicht.
    Das Feuer, an dem Emma, Tyson und Kellan saßen, ist fast erloschen. Die orangefarbene Glut leuchtet im Dunkeln. Tyson und Kellan habe ich mehrmals am Strand spazieren gesehen, doch inzwischen ist das schon eine Weile her. Und Emma habe ich nicht mehr zu Gesicht bekommen, seit sie mein Portemonnaie zurückgebracht hat.
    Ich drehe mich um und schaue über das Wasser. Der dunkle Himmel verschmilzt mit den Bäumen. Der See ist fast schwarz, nur die winzigen Wellen, die an den Strand schwappen, glänzen silbrig im Mondlicht.
    »Hast du noch ein bisschen Platz für mich?«, fragt Sydney. Sie steht über mir, ihre Finger umschließen einen Styroporbecher.
    Ich nehme ihr den warmen Becher ab und sie setzt sich neben mich. Der heiße Dampf, der aus dem Schlitz im Deckel nach oben steigt, riecht nach Schokolade.
    »Kannst gern was abhaben, wenn du mich unter deine Decke lässt.«
    Ich hebe die Decke an und sie schlüpft darunter. Während wir dicht beieinandersitzen, verstummen die Gespräche um uns herum.
    Sydney streckt eine Hand aus und ich gebe ihr den Becher. Sie nippt daran. »Das war sehr nett vor dir, Emma dein Sweatshirt zu geben«, sagt sie. »Ich wusste schon immer, dass du einer der wirklich netten Jungs bist.«
    Ich drehe mich zu ihr. »Wie meinst du das?«
    Sie bietet mir lächelnd den Becher an. »Glaub mir, nicht jeder würde bereitwillig seinen Pullover hergeben, nur weil ein Mädchen ihn darum bittet.«
    Ich trinke einen kleinen Schluck Kakao. »Emma und ich sind uns schon lange nah.«
    Sydney atmet langsam aus, legt ihren Kopf zurück und blickt zu den Sternen empor.
    »Wenn du gesagt hättest, dass dir kalt ist«, sage ich, »hätte ich dir auch meinen Pullover überlassen.«
    Sie schlingt die Arme um ihre hochgezogenen Knie.
    »Und ehrlich gesagt denke ich, dass du eines der wirklich netten Mädchen bist«, sage ich.
    »Nett sein heißt leider nicht, dass man immer das bekommt, was man haben will.«
    Es hört sich so an, als spräche sie über uns. Und obwohl eine Beziehung mit Sydney nicht das ist, was ich wirklich will, machen mich ihre Worte irgendwie traurig.
    Ich ziehe die Decke enger um unsere Schultern. Falls Sydney ihren Kopf an meine Schulter legen möchte, kann sie das gerne tun. Aber sie tut es nicht. So sitzen wir einfach nebeneinander, Seite an Seite, und teilen uns den Kakao, bis der Becher leer ist.

62 ://Emma
    Ich knipse weder das Licht auf meinem Nacht- noch auf meinem Schreibtisch an, während ich vor dem Computer sitze und mich bei AOL einwähle.
    »Willkommen!«
    In der Liste meiner Favoriten klicke ich auf Facebook. Ein weißes Kästchen erscheint, in das ich meine E-Mail-Adresse und mein Passwort eingebe. Als mein Finger auf die Entertaste drückt, hört man ein Knistern, ehe der Bildschirm aufleuchtet. Das Licht verblasst, woraufhin wieder das AOL -Logo zu sehen ist.
    » Willkommen!«
    Als ich erneut die Liste meiner Favoriten durchgehe, ist Facebook verschwunden. Ich drehe mich auf meinem Stuhl herum und starre in mein dunkles Zimmer.
    In fünfzehn Jahren werde ich genau das getan haben, was ich vorher angekündigt habe. Es ist vorbei.
    ➜
    Ich bin erleichtert, dass meine Mom und Martin immer noch fort sind. Ich gehe ins Badezimmer, putze mir die Zähne und binde meine Locken mit einem Haargummi zusammen. Es ist seltsam, mich ohne meinen Anhänger mit dem »E« im Spiegel zu sehen.
    Als ich in mein Zimmer zurückkomme, nehme ich die kaputte Halskette aus meinem Rucksack und lege sie neben die blaue Vase auf meine Kommode. Irgendwann werde ich sie reparieren lassen.
    Ich ziehe ein langärmliges T-Shirt an und lege mich ins Bett.
    Vielleicht musste sich mein zukünftiges Ich tatsächlich mehr auf das Leben um sie herum konzentrieren. Vielleicht hilft ihr das, besser klarzukommen. Oder mein zukünftiges Ich wusste um die Verbindung zu meinem jetzigen Ich und war
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