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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann
Autoren: J Asher
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eine besonders enge Beziehung, doch zumindest hat Erik das Haus heil gelassen. Stattdessen hat er meine Mutter überredet, sich Wellensittiche anzuschaffen, sodass meine ersten Highschooljahre zu Hause von ständigem Gezwitscher begleitet wurden. Martin ist es hingegen gelungen, meine Mutter vom Sinn einer Rundumrenovierung zu überzeugen. Seitdem ist unser Haus voll vom Staub des Sägemehls und überall stinkt es nach frischer Farbe. Nachdem die Arbeiten in der Küche beendet und neue Teppiche verlegt worden sind, wird nun die Toilette im Erdgeschoss in Angriff genommen.
    »Wenn du willst«, sage ich, vor allem, um keine Stille zwischen uns aufkommen zu lassen, »kannst du ja ab und zu mal rüberkommen und AOL ausprobieren.«
    Josh streicht sich die Haare aus den Augen. »Tyson ist total begeistert. Der sagt, dass das Internet dein ganzes Leben verändert.«
    »Mag sein, aber der findet auch, dass eine Folge von Friends sein Leben verändert.«
    Josh lächelt, bevor er sich umdreht und geht. Sein Kopf streift beinahe das Windspiel, das Martin unter dem Vordach aufgehängt hat. Es ist nicht zu glauben, dass Josh fast 1 , 80 Meter groß ist. Manchmal, aus der Ferne, erkenne ich ihn kaum wieder.
    ➜
    Ich schiebe die CD-ROM in den Schlitz und lausche dem leisen Surren, das daraufhin einsetzt. Ich klicke mich durch das Installationsprogramm, ehe ich Enter drücke und der Download beginnt. Der blaue Statusbalken auf dem Bildschirm zeigt an, dass er siebenundneunzig Minuten in Anspruch nehmen wird. Sehnsüchtig blicke ich aus dem Fenster auf den wunderschönen Mainachmittag. Nach einem stürmischen Winter, gefolgt von einem kalten, verregneten Frühjahr, ist es endlich Sommer geworden.
    Morgen habe ich einen Leichtathletikwettkampf, habe jedoch seit drei Tagen kein Lauftraining mehr absolviert. Ich weiß, dass meine Angst, Graham über den Weg zu laufen, albern ist. Außerdem ist der Wagner-Park ziemlich groß. Er zieht sich von der Innenstadt bis zum Neubaugebiet am Stadtrand. Graham könnte überall Frisbee spielen. Aber wenn er mich sieht, wird er mir WIEDER den Arm um die Schultern legen und mich irgendwohin ziehen, um an mir rumzufummeln. Auf dem Abschlussball unserer Highschool am letzten Wochenende hat er mich einfach nicht in Ruhe gelassen. Ich hab sogar den Macarena verpasst, den ich mit Kellan, Ruby und meinen anderen Freundinnen tanzen wollte.
    Ich erwäge, den Download zu unterbrechen, um einen Testanruf bei Graham zu Hause zu machen. Wenn er rangeht, lege ich auf. Allerdings hat Kellan mir erzählt, dass bei manchen neuen Telefonen die Nummer des Anrufers auf dem Display erscheint. Nein, ich werde mich wie eine Erwachsene verhalten. Schließlich kann ich mich nicht ewig in meinem Zimmer verstecken. Wenn ich Graham irgendwo im Park erblicke, dann winke ich ihm einfach zu und rufe, dass ich laufen muss.
    Ich ziehe Shorts und einen Sport-BH an und binde meine lockigen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Mit einem Klettverschluss befestige ich den Discman an meinem Arm und begebe mich auf die Rasenfläche vor unserem Haus, um ein bisschen Stretching zu machen. Joshs Garagentor schwingt auf. Im nächsten Moment rollt er auf seinem Skateboard heraus.
    Als er mich sieht, bleibt er mitten auf der Einfahrt stehen. »Hast du den Download gestartet?«
    »Ja, aber das dauert ewig. Wo willst du hin?«
    »Zum Skate-Shop«, antwortet er. »Ich brauche neue Rollen.«
    »Viel Spaß!«, rufe ich ihm hinterher, während er auf die Straße zurollt.
    Es gab eine Zeit, in der Josh und ich länger miteinander geredet hätten, aber die ist schon eine Weile her. Ich trabe zum Bürgersteig und biege nach links ab. Am Ende unseres Blocks jogge ich quer über die Straße auf den gepflasterten Weg, der in den Park hineinführt. Ich drücke auf die Play-Taste meines Discmans. Kellan hat mir diesen Laufmix zusammengestellt, der mit Alanis Morissette beginnt, gefolgt von Pearl Jam, und mit Dave Matthews endet.
    Ich laufe die Dreimeilen-Strecke in durchgehend hohem Tempo und bin froh, nirgends irgendwelche Frisbeespieler zu erblicken. Als ich mich erneut unserer Straße nähere, höre ich die Gitarrenklänge des Anfangs von »Crash into Me«.
    Lost for you, formen meine Lippen. I’m so lost for you . Der Songtext lässt mich immer an Cody Grainger denken. Er gehört zu unserem Leichtathletikteam. Er ist schon älter und ein unglaublicher Sprinter, einer der zwanzig besten in ganz Pennsylvania. Letztes Frühjahr saß er auf der Rückfahrt
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