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Wir beide, irgendwann

Wir beide, irgendwann

Titel: Wir beide, irgendwann
Autoren: J Asher
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an einem Strand sitzt, steht »Emma Nelson Jones«. Die Frau ist in den Dreißigern, hat lockige braune Haare und braune Augen. Ein eigenartiges Gefühl überkommt mich, weil diese Frau mir vertraut erscheint.
    Allzu vertraut.
    Als ich mit der Maus über ihren Namen gleite, wird aus dem weißen Pfeil eine Hand. Ein Klick und eine weitere Seite baut sich langsam auf. Diesmal ist ihr Foto größer und wird von so vielen Informationen begleitet, dass ich gar nicht weiß, wo ich mit dem Lesen anfangen soll. In der mittleren Spalte, neben einer kleineren Version desselben Fotos, lese ich:
    Emma Nelson Jones
    Will mir Strähnen ins Haar machen lassen.
    Gefällt mir · Kommentieren · Vor 4 Stunden
    Es heißt, Emma Nelson Jones sei früher auf die Lake Forest High School gegangen. Sie hat einen Mann namens Jordan Jones Jr. geheiratet und wurde am 24 . Juli geboren. Die Jahreszahl fehlt, aber der 24 . Juli ist mein Geburtstag.
    Ich lege beide Hände an die Stirn und atme tief durch. Durch das offene Fenster höre ich Josh auf seinem Skateboard zurückkommen. Seine Rollen rattern über die Rillen, die sich im Bürgersteig befinden. Ich eile die Stufen hinunter und laufe aus der Tür. Das helle Sonnenlicht lässt mich die Augen zusammenkneifen.
    »Josh!«, rufe ich.
    Er rollt seine Einfahrt hinauf und kickt das Skateboard in seine Hände.
    Ich umfasse das Geländer der Veranda, um einen besseren Halt zu haben. »Da ist was Komisches passiert, nachdem ich AOL runtergeladen habe.«
    Josh schaut mich an, während das Windspiel sacht in Bewegung gesetzt wird.
    »Kannst du kurz raufkommen?«, frage ich.
    Er starrt auf das Gras, ohne etwas zu sagen.
    »Bitte!«, füge ich hinzu.
    Das Skateboard in einer Hand, folgt mir Josh ins Haus.

2 ://Josh
    Ich folge Emma die Stufen hinauf und zähle die Monate von November bis Mai an den Fingern ab. Vor sechs Monaten bin ich das letzte Mal hier gewesen. Vorher war dies mein zweites Zuhause. Doch an dem Abend, als Toy Story angelaufen ist und wir alle im Kino waren, habe ich einiges missverstanden und geglaubt, sie wolle mehr sein als nur eine gute Freundin.
    Wollte sie nicht.
    Als wir ihr Zimmer betreten, winkt sie mich sofort zu ihrem Computer. »Hier, schau mal.«
    Der Bildschirmschoner sieht aus, als bewege man sich durch ein Labyrinth aus Ziegelmauern.
    »Nicht schlecht«, sage ich und lehne mein Skateboard gegen ihre Kommode. »Der läuft so leise, dass man den Motor kaum hört.«
    Ihr Zimmer sieht aus wie früher, abgesehen von der Vase mit welken weißen Rosen, die auf ihrer Kommode steht. Von der Decke hängen mehrere rote Papierlampen. Die beiden Pinnwände neben ihrem Bett sind über und über mit Fotos und abgerissenen Tickets von Kinobesuchen und Schulpartys bedeckt.
    Emma schüttelt den Kopf. »Tut mir echt leid«, sagt sie und scheint über sich selbst zu lachen. »Das ist einfach zu blöd.«
    »Wie meinst du das?« Ich wische mir die verschwitzten Haare aus den Augen. Nachdem ich meine neuen Rollen abgeholt hatte, habe ich Tyson auf dem Parkplatz vor der First Baptist Church getroffen. Zwischen der Morgen- und der Abendmesse ist er vollkommen leer und dort gibt es einige tolle hohe Betonhindernisse.
    Emma steht neben ihrem Schreibtischstuhl und dreht ihn mir zu. »Eigentlich brauche ich nur deine Bestätigung.«
    Ich setze mich hin und Emma dreht mich so weit herum, bis ich den Monitor direkt vor mir habe.
    »Beweg mal ein bisschen die Maus«, fordert sie mich auf, »und sag mir, was du siehst.«
    Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich zum ersten Mal wieder in ihrem Zimmer bin oder dass sie sich so merkwürdig verhält, aber irgendwie ist mir nicht besonders wohl in meiner Haut.
    »Bitte!«, sagt sie erneut und tritt ans Fenster.
    Ich schüttle die Maus hin und her. Die Ziegelmauern erstarren und verschwinden. Stattdessen erscheint eine Webseite, die von kleinen Fotos und kurzen Texten übersät ist wie ein Kaleidoskop. Ich habe keine Ahnung, worauf ich achten soll.
    »Diese Frau hier sieht aus wie du«, sage ich schließlich. »Echt cool!« Ich blicke zu Emma hinüber, doch sie guckt aus dem Fenster, das ebenso wie mein Badezimmerfenster auf die Rasenfläche vor unseren Häusern hinausgeht. »Natürlich sieht sie nicht genauso aus wie du«, fahre ich fort, »aber später wirst du wohl mal so aussehen wie sie.«
    »Was siehst du noch?«, fragt Emma.
    »Dass sie denselben Namen hat wie du, nur mit Jones am Ende.«
    An der oberen Kante der Webseite steht »Facebook«. Mit
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