Winterliebe
Pessacker musste insgeheim zugeben, dass der junge Mann mit seiner Vermutung nicht so weit danebenlag. "Was ist das für einer, dieser Gregor Massinger?” erkundigte sie sich.
"Es liegt mir fern, Ihn schlechtzumachen, weil Waltraude sich möglicherweise für ihn entschieden hat…”
Claudette lächelte aufmunternd. "Schwärzen Sie ihn ruhig an, nur keine Skrupel.”
"Na ja, angeblich hat er noch nie viel von ehrlicher Arbeit gehalten. Trotzdem ist er niemals knapp bei Kasse.”
"Und wie macht er das?”
"Er handelt mit Drogen”, sagte Adalbert.
Claudette riss erschrocken die Augen auf. "Was?”
"Nicht in großem Stil”, schränkte Adalbert ein, "aber das Geschäft nährt seinen Mann.”
Claudette Pessacker hatte mit einem Mal Angst um ihre Tochter. Ich kann nicht zulassen, dass sie in ihr Unglück rennt, dachte sie besorgt. Ich darf dabei nicht tatenlos zusehen. Ich muss etwas gegen eine mögliche Beziehung zwischen Waltraude und diesem Gregor Massinger unternehmen. Ich habe das Recht dazu, mich einzumischen. Ich bin schließlich Waltraudes Mutter.
"Wissen Sie, wo Massinger wohnt?” fragte Claudette mit vibrierender Stimme.
Adalbert nannte Gregors Anschrift. "Was haben Sie vor, Frau Pessacker?” wollte er wissen.
"Weiß ich noch nicht. Vielleicht gehe ich mal zu Massinger und rede mit ihm.”
"Das wird wenig Sinn haben”, sagte Adalbert Siebenstern. "Der Typ ist glitschig wie nasse Seife. Den kann man nicht packen.”
Claudette Pessacker wiegte den Kopf. "Wir werden sehen.”
30
Waltraude kam spätnachts nach Hause. Ihre Mutter war eigens ihretwegen aufgeblieben. In ihren Morgenrock gehüllt, trat sie der Tochter entgegen. "Darf ich fragen, woher du um diese Zeit kommst?” sagte die Krankenschwester streng.
"Darf ich dich daran erinnern, dass ich bereits einundzwanzig bin?” gab Waltraude schnippisch zurück. Sie war blass, ihre Augen lagen in schattigen Höhlen.
"Es ist fast eins!”
"Deshalb möchte ich auch so schnell wie möglich ins Bett”, sagte Waltraude und gähnte, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten.
"Du siehst schlecht aus, hast abgenommen.”
Waltraude machte eine wegwerfende Handbewegung. "Nicht der Rede wert.”
"Du schläfst zu wenig. Ich bekomme dich kaum noch zu Gesicht.”
"Manche Mädchen in meinem Alter wohnen schon nicht mehr zu Hause. Was sollen deren Mütter sagen?” erwiderte Waltraude gleichmütig.
"Mit wem warst du zusammen?”
Waltraude streifte die Schuhe von ihren Füßen. "Mit einem Freund.”
"Hat dieser Freund einen Namen?”
Waltraude nickte. "Sicher.”
"Und welchen?”
"Er heißt Gregor”, sagte Waltraude.
"Gregor Massinger.”
Waltraude hob die Augenbrauen. "Du kennst ihn?”
"Er ist ein Verbrecher.”
Waltraudes Blick wurde hart. "Wer behauptet das?”
"Er handelt mit Rauschgift.”
"Wer hat dir diesen Blödsinn erzählt?” fragte Waltraude aggressiv. "Adalbert vielleicht? War Adalbert bei dir? Ist doch klar, dass der kein gutes Haar an Gregor lässt. Er hat mich an ihn verloren, das kann er nicht verkraften, deshalb macht er Gregor schlecht, wo er nur kann.”
"Ich weiß, was zwischen Adalbert und dir vorgefallen ist. Er hat es mir erzählt.”
"Hat er sich bei dir ausgeweint?” fragte Waltraude spöttisch.
"Warum versöhnst du dich nicht mit ihm?”
"Ich denke nicht daran!” sagte Waltraude trotzig. "Ich kann es nämlich auf den Tod nicht ausstehen, wenn jemand unfair ist.”
"Adalbert wäre bereit, sich bei
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