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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht
Autoren: Melina Marchetta
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sagte Froi.
    „Ja, Froi.“
    „Du musst ihr etwas geben.“ Die Augen des Jungen leuchteten.
    „Wenn du mir den Rubinring anbieten willst, bist du so gut wie tot, mein Freund.“
    Froi lachte und schüttelte den Kopf. „Den Rubinring biete ich niemandem an.“
    „Dann habe ich nichts zu geben außer mir selbst.“
    Er erreichte die Brücke, die das Ende des Tieflands und den Beginn des Palastdorfs markierte. Dort stand Trevanion mit einigen seiner Männer und sah einem jungen Burschen beim Kampftraining zu. Finnikin wusste, dass das Areal rund um den Palast und die Königin an diesem Abend schwer bewacht sein würden. Drei Reihen Gardisten würden ihn erheblich aufhalten.
    Plötzlich wurde er sich seiner äußeren Erscheinung bewusst. Er murmelte seinem Vater einen kurzen Gruß zu, dann rief er über die Schulter: „Ich komme später vorbei.“ Hastig überquerte er die Brücke, unter der der Fluss rauschte, als wäre seine Lebenskraft nicht für zehn lange Jahre ausgelöscht gewesen.
    „Finnikin“, hörte er seinen Vater rufen. Es war nur sein Name, doch dieses eine Wort brachte ihn dazu, sich umzudrehen und zu Trevanion zurückzulaufen. Er nahm das Gesicht seines Vaters in beide Hände und küsste ihn. Es war wie ein Segen.
    „Deine Mutter ist diesen Weg gegangen“, sagte Trevanion. „Mit so viel Stol z … Ich kann all diese Erinnerungen gar nicht in Worte fassen. Aber gehe jetzt!“, fügte er barsch hinzu. „Oder meine Gardisten halten mich deinetwegen noch für einen Weichling.“
    Finnikin rannte über den Dorfplatz und bahnte sich einen Weg durch die Menge der Lumaterer. Als die Straße zum Palast steiler wurde, konnte er zu beiden Seiten über die Dächer der Dorfhütten hinaussehen, von dort, wo das Felsendorf lag, bis nach Westen und zu den Bergen im Norden.
    Mindestens zehn Gardisten bewachten das Fallgatter des Palastes und Finnikins Ankunft wurde von einem Chor aus Johlen und Lachen begleitet. Er hatte auch nichts anderes von den Männern seines Vaters erwartet. Kusshände wurden ihm zugeworfen, Spottpfiffe ertönten. Er dankte den Göttern, dass Aldron nicht da war, denn sein Gespött wäre am lautesten gewesen. Die Männer neckten ihn und riefen schrille Liebeserklärungen, während Moss nach Finnikin griff und mit der Faust durch sein kurzes, beerenfarbenes Haar fuhr.
    Auf dem Palastgelände hörte Finnikin einige Dorfbewohner nach ihm rufen und laut grüßen, während andere seinen Namen nur mit fieberhafter Begeisterung flüsterten. In der nordwestlichen Ecke des Innenhofes waren Tische aufgestellt und Palastdiener stellten riesige Weinfässer neben Servierplatten mit gebratenem Pfau, gebratenen Tauben und Kaninchen. Ein anderer Tisch war beladen mit Pasteten und Kalbsbries. In der Ecke neben den Rosenbüschen stimmten Spielleute ihre Melodien an. Der Rhythmus der Trommel und der Klang der Laute brachten die Menschen dazu, sich im Takt zu wiegen, als hätten ihre Körper die Schönheit der Musik niemals vergessen.
    „Finnikin?“, hörte er Sir Topher von oben rufen. Er blickte auf und sah seinen Mentor im ersten Stock auf dem Balkon stehen und die weiten Ärmel seines Gewands richten.
    „Sir Topher, ich muss etwas erledigen. Ich verspreche, ich werde später mit Euch reden.“
    Finnikin spürte, dass er immer aufgeregter wurde. Er hatte kaum Hoffnung, in die Mitte des Hofes vorzudringen, wo Isaboe umgeben von einer Menschentraube stand. Er sprang auf einen der noch leeren Tische und kletterte am Spalier des Balkons hinauf. Von hier aus konnte er sie gut sehen. Sie stand leicht erhöht auf einem behelfsmäßigen Podest und wurde von Lady Celie und den jungen Novizinnen der Göttinnen Lagrami und Sagrami umringt. Die Garde bildete einen Kreis um die Frauen, Perri ließ immer nur ein oder zwei Personen durch, damit sie der Königin ihren Respekt erweisen konnten. Es herrschte eine frohe Stimmung. Die Königin kicherte. Das erinnerte ihn an Isaboe, als sie noch ein Kind gewesen war. Sie hatte erst gekichert, dann losgeprustet und schließlich laut gelacht. Die Novizinnen hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit der Isaboe von damals: Manchmal schlossen sie verschämt die Augen, schlugen vor Erstaunen die Hände vor den Mund und lachten und lachten über die Scherze der Königin. Sie waren ganz ungezwungen, und die gackernden, überfürsorglichen Novizinnen schienen in Wettstreit mit den Gardisten zu treten, die die Aufsicht über die Mädchen hatten. Er erinnerte sich daran, was Beatriss
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