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Winterland

Winterland

Titel: Winterland
Autoren: Åke Edwardson
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jetzt heißen?«
    »Dass ihr immer so viel ausspart, wenn ihr miteinander redet. Oder was ihr macht.«
    »Wir haben über Italien gesprochen«, sagte Winter. »Und wenn er da irgendeinen Kochkurs gemacht hat, dann fand er das wohl nicht so wichtig.« Winter goss sich noch mehr Wein ein. »Es scheint mir jedenfalls nicht so wichtig.« Er trank einen kleinen Schluck. »Es klingt gar nicht interessant. Oder lustig.«
    »Auf dem Bild sah er nicht gerade so aus, als würde er sich nicht wohl fühlen«, sagte Angela.
    »Hast du die Zeitung hier?«, fragte Winter und stellte sein Glas ab.
    »Ich glaube schon«, sagte sie und stand auf. »Ich muss mal in dem Stapel im Schlafzimmer nachsehen.«
    Nach ein paar Minuten kam sie zurück. Winter war in der Zwischenzeit aufgestanden und hatte das Fenster geschlossen. Die Stimmen von unten waren verstummt. Die Geräusche der Stadt waren jetzt wie ein leises Summen, und er musste an die Klimaanlage in Hirschmanns Restaurant denken. Die hörte man nur, wenn Stille und Dunkelheit einkehrten.
    Angela blätterte in der Zeitschrift und blickte auf.
    »Hier ist es«, sagte sie und drehte die Seite um.
    Winter beugte sich vor und betrachtete das Bild. Er sah Hirschmann an einem Tisch voller Gemüse und Käse und Flaschen stehen. Er stand inmitten von ungefähr zehn Personen, doch es gab gar keinen Zweifel, wer hier im Zentrum stand. Hinter ihnen war eine Art Mauer oder Wand zu sehen. Und über den Köpfen hing an der Mauer ein eingerahmtes Schild. Winter las Viareggio.
    Einige der Leute hielten Weingläser hoch, als würden sie dem Fotografen zuprosten. Hirschmann war einer von ihnen.
    Winter las die Bildunterschrift. Dort wurde kurz berichtet, dass der berühmte Sternekoch Lars Hirschmann seit einigen Jahren in dem italienischen Küstenstädtchen einen sehr begehrten zweiwöchigen Workshop betreibe. Die Schüler kämen aus ganz Europa.
    »Workshop«, sagte Winter. »Das klingt, als würde er Kurse in Säge- und Hobelarbeiten geben.«
    »Scheint aber ein ziemlich exklusiver Kurs gewesen zu sein«, meinte Angela.
    »Seltsam, dass er nie ein Wort darüber verloren hat.«
    »Vielleicht ist es so, wie du sagst«, meinte Angela, »für ihn war es nichts Besonderes.«
    »Aber ich wusste, dass er oft an die toskanische Küste reiste«, sagte Winter.
    »Na also. Das war das Wichtige daran für ihn.«
    »Viareggio. Diese Stadt ist schon seit dem 18. Jahrhundert ein Badeort«, sagte Winter. »Ich war in meiner Jugendzeit einmal dort. Ehe ich reif genug war, dich kennen zu lernen. Aber ich denke, die Belle-Époque-Häuser der Stadt würden dir gut gefallen.«
    »Mit gefällt alles, was schön ist«, sagte Angela und erhob ihr Weinglas wie die Leute auf dem Foto in der Zeitschrift, die Winter jetzt auf den Tisch legte.
    »Viareggio«, wiederholte Winter.
    »Ließ Lars sich eigentlich gerne fotografieren?«, fragte Angela und sah wieder das Bild an. »Er sieht so aus, als würde er sich in dieser Rolle ganz wohl fühlen.«
    »Ich glaube nicht, dass es ein Problem für ihn war«, antwortete Winter. »Er war durchaus ein wenig eitel.«
    »Vielleicht hat er alle Fotos aufbewahrt, auf denen er zu sehen ist.«
    »Meinst du?«
    »Ich denke da an die Fotos vom Workshop«, sagte Angela. »Wenn er das schon mehrere Jahre lang gemacht hat, dann gibt es doch sicher viele solche Bilder.« Sie zeigte wieder auf die Zeitschrift. »Dieses Bild sieht ja ein bisschen … gestellt aus. Du weißt schon, ›so und jetzt stellt ihr euch mal alle schön da hin und lächelt‹.«
    »Und lächelt«, echote Winter.
    Er stand auf und blieb stehen.
    »Was ist los, Erik?«
    »Irgendwas, was du gesagt hast«, antwortete er. »Über Fotografien. Und Italien. Und Hirschmann.« Er setzte sich wieder. »Ich war heute ganz kurz bei Hirschmann, in seinem Haus am Meer. Und ich habe darüber nachgedacht, was es bei ihm zu Hause geben könnte, das uns bei der Suche nach seinem Mörder helfen könnte. Ich dachte an Aufzeichnungen oder irgendwelche Geheimnisse, vielleicht kulinarische Geheimnisse, die so wertvoll waren, dass man dafür töten würde.«
    »Gibt es so was?«, fragte Angela.
    »Ich weiß es nicht. Könnte schon sein. Mich kann nichts mehr erstaunen, wenn es um Menschen geht.«
    »Und, hast du bei Hirschmann etwas gefunden?«
    »Ich bin gar nicht zum Suchen gekommen. Kaum war ich im Haus, da hat mich Ringmar wegen einer Spur angerufen.«
    Winter stand abrupt auf.
    »Was hast du vor, Erik?«
    »Noch mal zu seinem Haus
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