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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger
Autoren: David Gemmell
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es?«
    »Nur fünf oder so. Ich habe niemandem wirklich wehgetan. Jedenfalls nicht zu sehr.« Er grinste. »Nicht allzu sehr. Aber sie werden mich unter Anklage stellen.«
    »Wie wird deine Strafe aussehen?«
    »Ich weiß nicht … zehn Hiebe.« Er zuckte die Achseln. »Zwanzig. Kein Problem.«
    Palima kletterte aus dem Bett und stellte sich nackt vor ihn hin. »Wie fühltest du dich, als du sie verprügeltest?« fragte sie.
    »Gut«, gab er zu.
    »Du fühltest dich wie ein Mann?«
    »Ja. Wieder jung.«
    Ihre Hand glitt über seine Beinkleider. »Wie ein Mann«, wisperte sie heiser. Sie fühlte, wie er unter ihrer Berührung anschwoll.
    »Und wie fühlst du dich jetzt?« fragte sie.
    Er stieß einen langen Seufzer aus. »Wie ein Mann«, antwortete er. »Aber sie wollen nicht mehr, dass ich einer bin. Gute Nacht Palima.«
    Ohne ein weiteres Wort ging er hinaus in die Nacht.
    Palima sah ihm durch das Fenster nach. »Die Pest auf dich und alle deinesgleichen, Drenai«, flüsterte sie. »Geh davon und stirb!«
     
    Banelion, der legendäre Weiße Wolf, nahm seine Karten und legte sie sorgfältig in eine messingbeschlagene Truhe. Er war groß und hager und trug das weiße Haar im Nacken zusammengebunden. Die Bewegungen des Generals waren rasch und exakt während er die Truhe mit dem Geschick eines lebenslangen Soldaten packte. Alles ordentlich an seinen Platz. Die Karten waren in der Reihenfolge gestapelt in der sie auf der über zweitausend Kilometer langen Reise zum westlichen Hafen gebraucht wurden. Dabei lagen Anmerkungen über die Namen von Stämmen und ihren Häuptlingen, Wegstationen, Festungsanlagen und Städten auf der Strecke. Wie alles andere, das er unternahm, würde auch die Heimreise auf das sorgfältigste geplant werden.
    Auf der anderen Seite des breiten Schreibtisches stand ein junger Offizier in voller Rüstung aus Gold und Bronze und beobachtete den General. Der alte Mann sah auf und grinste flüchtig. »Warum so traurig, Dagorian?« Der junge Mann holte tief Luft. »Es ist falsch, General.« »Unsinn. Sieh mich an. Was siehst du?« Dagorian betrachtete den weißhaarigen General. Das faltenzerfurchte Gesicht des Weißen Wolfes wirkte wie gegerbtes Leder, von Wüstensonne und Winterwinden gezeichnet. Unter den weißen Brauen waren die Augen hell und strahlend – Augen, die den Untergang von Reichen und das Zerschlagen von Armeen gesehen hatten. »Ich sehe den größten General, den es je gegeben hat«, sagte der jüngere.
    Banelion lächelte. Er war ehrlich gerührt von der Zuneigung des Offiziers und dachte einen Augenblick lang an den Vater des Jungen. Die beiden waren so grundverschieden. Catoris war ein kalter, harter Mann gewesen, ehrgeizig und tödlich. Sein Sohn war um vieles liebenswürdiger, loyal und standhaft. Die einzige Tugend, die er mit seinem Vater teilte, war Mut. »Ach, Dagorian, was du sehen solltest ist ein Mann, der vor zwei Jahren die Siebzig überschritten hat. Aber du siehst nur, was einmal war, mein Junge. Nicht das, was ist. Ich will ehrlich zu dir sein, ich bin enttäuscht. Trotzdem glaube ich nicht dass der König einen Fehler macht. Wie ich, so werden auch die Soldaten, die zuerst gegen das Ventrische Reich marschiert sind, allmählich alt. Achtzehnhundert Mann über fünfzig. Zweihundert davon sogar schon siebzig und mehr. Der König ist erst fünfunddreißig, und er will über den Großen Fluss setzen und Cadia erobern. Allen Berichten nach wird ein solcher Krieg fünf Jahre und länger dauern. Die Armee muss Wüsten und Gebirge durchqueren, durch Flüsse voller Krokodile waten, sich ihren Weg durch den Urwald freihacken. Für ein solches Unterfangen braucht man junge Männer. Und ein paar der älteren wollen schon längst nach Hause.«
    Degorian nahm seinen schwarzgoldenen Helm ab und fuhr geistesabwesend mit der Hand über den weißen Roßhaarbusch. »Ich zweifle nicht daran, dass du mit den älteren Männern recht hast, General. Aber das gilt nicht für dich. Ohne dich wären einige der Schlachten –« Der Weiße Wolf legte mit einer raschen Bewegung einen Finger an die Lippen.
    »Alle meine Schlachten sind geschlagen. Jetzt gehe ich nach Hause und genieße meinen Ruhestand. Ich will Pferde züchten und zusehen, wie die Sonne über den Bergen aufgeht und ich warte auf Neuigkeiten über die Siege des Königs und werde sie still in meinem Heim feiern. Ich habe Skanda gedient wie ich seinem Vater gedient habe. Treu und gut, und nach den besten meiner beträchtlichen
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