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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger
Autoren: David Gemmell
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traurig, dass er tot ist aber er war das Opfer seiner eigenen Taten.«
    »Trotzdem seltsam«, meinte Kebra. »Ich kann Menschen recht gut beurteilen, und ich hätte nie geglaubt dass Orendo einer solchen Tat fähig wäre.«
    »Ich auch nicht. Wo sollen wir nach Bison suchen?« fragte Nogusta und wechselte damit das Thema.
    Kebra zuckte die Achseln. »Er war betrunken, als er diese Männer verprügelte. Du kennst ja Bison. Nach einer Prügelei wird er sich eine Frau suchen. Es muss ungefähr zweihundert Puffs in fußläufiger Entfernung geben. Ich habe nicht die Absicht die Nacht damit zu verbringen, sie alle abzusuchen.«
    Nogusta nickte, dann grinste er breit. »Aber zumindest in einem könnten wir es doch versuchen«, sagte er.
    »Wozu? Die Chancen, ihn dort zu finden, sind verschwindend gering.«
    Nogusta beugte sich vor und legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. »Ich dachte nicht daran, Bison zu suchen«, erklärte er. »Ich dachte an weiche Haut und ein warmes Bett.«
    Kebra schüttelte den Kopf. »Ich gehe lieber zurück in die Kaserne. Da habe ich ein warmes Bett.«
    Nogusta seufzte. »Bison weigert sich, alt zu werden, und du weigerst dich, jung zu bleiben. Wahrlich, ihr weißen Männer seid mir ein Rätsel.«
    »Das Leben wäre langweilig ohne Geheimnisse«, sagte Kebra.
    Nachdem Nogusta gegangen war, bestellte er noch einen Krug Wein, dann machte er sich auf den langen Rückweg zur Kaserne. Der Raum, den er mit Nogusta und Bison teilte, war kalt und leer. Bisons Bett war nicht gemacht, die Decken lagen in einem Haufen daneben auf dem Fußboden. Der Ober-Cul führte keine Inspektionen mehr durch, und ohne drohende Strafe war Bison zu schlampigem Verhalten zurückgekehrt.
    Nogustas Bett war ordentlich gemacht, aber er hatte eine Tunika daraufliegen lassen.
    Kebras Pritsche war makellos, die Decken zu exakten Vierecken gefaltet gekrönt von dem Kissen, das Laken straff gezogen, an den Ecken überlappend mit einer perfekten Falte. Kebra ging zum Kamin und zündete das Feuer an. Er hatte am Morgen die Asche entfernt und neues Holz aufgeschichtet, das Anmachholz vollkommen symmetrisch verteilt.
    Ungefähr jetzt lag Nogusta neben einer dicken, schwitzenden Hure. Er war vielleicht der zwanzigste Mann, für den sie an diesem Tag die Beine breit machte. Kebra schauderte. Der Gedanke verursachte ihm Übelkeit.
    Leise tappte er zum Badehaus hinaus. Die Bottiche waren noch nicht angeheizt so dass das Wasser kalt war.
    Trotzdem zog Kebra sich aus, stieg ins Wasser und schrubbte sich mit Seife ab. Auf dem Ständer hingen keine sauberen Handtücher. Verärgert durchsuchte er den großen Wäschekorb, bis er sich mit dem Handtuch abtrocknen konnte, das noch am saubersten war.
    Der Zusammenbruch der Disziplin nervte den Bogenschützen. Er nahm seine Kleider, ging zurück in seine Kammer und setzte sich zitternd vor das Feuer. Dann nahm er ein Nachthemd aus seiner Kommode und schlüpfte hinein. Es war glatt und sauber, und die Baumwolle duftete frisch. Das beruhigte ihn.
    Ilbrens Worte verfolgten ihn. »Du hättest dich längst mit Frau und großen Söhnen niederlassen sollen.«
    Kebra spürte das Gewicht dieser Worte wie einen Stein auf dem Herzen.
     
    Die meisten von Palimas Kunden hielten sie für eine Hure mit goldenem Herzen. Diese Ansicht kultivierte sie, vor allem, als sie älter wurde und das Alter sich mit den Gesetzen der Schwerkraft verschwor, um ihre Schönheit zu beeinträchtigen. Die Wahrheit war weniger romantisch. Palimas Herz war tatsächlich wie Gold: kalt, hart und gut verborgen.
    Jetzt lag sie auf ihrem Bett und betrachtete die gebeugte Gestalt am Fenster. Sie kannte Bison gut, ein großzügiger Riese, der nicht von Fantasie oder Verstand geplagt wurde. Seine Bedürfnisse waren einfach, seine Ansprüche begrenzt seine Energie gewaltig. Seit einem Jahr – seit die Drenai die Stadt eingenommen hatten – kam er mindestens einmal die Woche zu ihr. Er zahlte gut, störte sie nie mit Gerede oder Versprechungen und blieb selten zu lange.
    Heute Abend war es anders. Er war in ihr Bett gekommen und hatte sie an sich gezogen. Dann war er eingeschlafen. Für gewöhnlich zahlte Bison mit einer einzelnen Münze, wenn er ging. Doch heute hatte er ihr einen halben Goldraq gegeben, unmittelbar nachdem er angekommen war. Palima hatte versucht ihn zu erregen – normalerweise keine schwierige Aufgabe. Aber Bison war nicht in der Stimmung für Sex. Das beunruhigte Palima nicht. Wenn ein Mann bereit war, mit Gold
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