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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill
Autoren: Ueberreuter
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Männer sein Glück zu versuchen. Er sollte zu einem Weißen werden, Schwarzkittel, ist das nicht genug, um sie in die Abgründe deiner Hölle zu schicken?«
    Father Paul ging ein paar Schritte auf den Schamanen zu. »Nein, das ist nicht genug«, rief er. »Diese Mädchen, diese jungen Frauen haben keine Schuld am Tod deines Sohnes. Du hast ihm die Zukunft verbaut, Niskigwun! Du wolltest, dass er die Augen vor der Zukunft verschließt und in der Vergangenheit verharrt. Nimm den Fluch von diesen jungen Frauen und komm zurück. Wir alle wollen dir helfen, deinen Weg zu finden. Der Krieg zwischen Indianern und Weißen ist lange vorbei. Warum können wir nicht Freunde sein, Niskigwun? Im Namen von Gott und Kitche Manitu.«
    »Weil ich meinen Weg bis zum Ende gehen muss«, rief der Schamane. »Weil ich nur dann meinen Frieden finde, wenn ich diese Frauen auf der anderen Seite treffe. Dort werden sie bis in alle Ewigkeit für den Tod meines Sohnes büßen müssen.«
    Er blickte zum Himmel empor, war in dem tosenden Schnee über dem Felsvorsprung kaum noch zu erkennen. »Kitche Manitu!«, hallte seine Stimme über den dunklen See. »Ich bin am Ende meines Weges angekommen. Nimm mich als Opfer und gib meinem Freund, dem Wendigo, die Kraft, meinen letzten großen Kriegszug zu Ende zu führen!«
    »Nein!«, schrie Father Paul.
    Doch Niskigwun tat bereits einen Schritt nach vorn und stürzte ohne einen Schrei in den dunklen Abgrund.

13
    »Ich muss weiter, Jonathan!«, rief Sarah dem Indianer zu und rannte davon. Die verwunderten Blicke der Obdachlosen im Nacken stieg sie hinter dem Brückenpfeiler zum Rangierbahnhof hinab.
    Halb stolperte, halb fiel sie die steile Böschung nach unten. Jedes Mal, wenn sie zu hart auftrat, schmerzte ihr Knöchel, und als sie in einer Wolke aus Neuschnee am Fuße der Böschung landete, meldete sich auch ihr weher Nacken wieder.
    Sie wischte sich den Schnee vom Mund und stemmte sich hoch. »Zur Seite, ihr verdammten Penner!«, hörte sie einen der Killer hinter sich rufen, das sichere Zeichen dafür, dass die Verfolger dicht hinter ihr waren. Sie hetzte weiter, über eine schmale Gasse, und stieg über die hüfthohe Betonmauer auf das Gelände des Rangierbahnhofs.
    Von wilder Panik getrieben, lief sie über die Schienen. Der Sturm fegte über den Verschiebebahnhof und trieb den Schnee wie feuchten Nebel vor sich her. Auf den Gleisen, die wie ein riesiger Fächer in dem schmutzigen Schnee auseinanderdrifteten, warteten die abgestellten Güterwaggons einzeln oder in kleinen Gruppen darauf, zu einem Zug zusammengestellt zu werden.
    Auf dem groben Schotter, der unter dem Schnee verborgen lag, stolperte sie alle paar Schritte. Stechender Schmerz durchzuckte ihren Knöchel, wanderte über ihr Bein bis in den Rücken. Sie stürzte und fiel quer über die Schienen, riss sich die Knie auf dem harten Schotter auf, kam ächzend wieder hoch und rannte weiter auf die abgestellten Güterwagen zu. Nur dort wäre sie gegen die Kugeln ihrer Verfolger geschützt, zumindest für kurze Zeit.
    Sie stolperte gegen eines der Signale und hielt sich daran fest, schnappte nur einen Augenblick nach Luft. Als hätten die Killer nur darauf gewartet, krachte ein Schuss. Die Kugel prallte gegen das Signal und jaulte als Querschläger über die Schienen davon. Mit einem Aufschrei rannte sie weiter, die Augen voller Tränen, die Kehle vor lauter Angst und Panik wie zugeschnürt.
    Hinter sich glaubte sie die Killer fluchen zu hören. Sie hatten sich die Verfolgung wohl leichter vorgestellt. Sarah wusste, dass es nicht an ihr lag, wenn sie immer noch am Leben war. Sie hatte Glück gehabt, unverschämtes Glück, und nur der heftige Blizzard hatte verhindert, dass die Kugeln der Verfolger sie getroffen hatten. Selbst für einen Profikiller war es schwer, in diesem Schneesturm zu zielen.
    Sie folgte den Schienen nach Norden, versuchte die nächsten Güterwagen so schnell wie möglich zu erreichen. Das trübe Licht der Bogenlampen, die in regelmäßigen Abständen auf dem Rangierbahnhof verteilt waren, ließ den Flockenwirbel noch dichter erscheinen. Rechts von ihr ragten die schattenhaften Umrisse des riesigen Stadions aus dem Unwetter, daneben lag das Museum, in dem sie arbeitete.
    Aus dem Blizzard tauchten zwei Scheinwerfer auf. Sie näherten sich einer Gruppe von Güterwagen und bremsten kurz davor ab. Eine kleine Rangierlok, die Wagen für einen Zug abholte. Der Lokführer kletterte aus seinem Fahrerhaus und schlug mit einem
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