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Winterkaelte

Winterkaelte

Titel: Winterkaelte
Autoren: Stephanie M. Schwartz
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sah Alexander vor sich, wie er in seinem Blut lag. Sie sah Andrea über sich, die ihre Hand hielt. Sie erinnerte sich an ihre Eltern und wie sie die Beziehung der beiden Mädchen abgelehnt hatten.
    Die falschen Erinnerungen, die sie sich über die Jahre selbst zurechtgelegt hatte, lösten sich in Rauch auf. Übrig blieben die nackten, traurigen Fakten.
    Da war sie wieder, die Schuld die sie empfand, weil sie nicht normal war. Damals war sie daran zerbrochen, doch nun war sie eine andere. Sie hatte sich damit abgefunden Frauen zu lieben und sie liebte Lea.
    Die Einsicht kam zu spät, das wusste sie. Sie hätte damals nicht weglaufen dürfen. Sie hatte Andrea verlassen. Nicht so endgültig wie Lea bald sie verlassen würde, doch die Carolina von damals war fort.
    Sie begann zu weinen und drückte sich fester an Lea. Deren Körper fühlte sich hart und unangenehm an, doch das war ihr egal. Die Hand der Tätowiererin fuhr sanft über ihr kurzes, schwarzes Haar.
    Es schien Stunden zu dauern, bis sie sich endlich wieder beruhigt hatte. Wie gut hatte sie das alles verdrängt. Sie hielt ihre eigenen Lügen über ihre Herkunft für die Wahrheit. Nichts aus dieser Zeit war in ihrem Gedächtnis zu finden gewesen.
    War es das, was die Stimme gemeint hatte? War sie der Wächter dieses Geheimnisses?
    »Was ist los, meine Süße?«, fragte Lea schließlich mit schwacher Stimme.
    »Ich erinnere mich an alles«, antwortete Elena leise und erzählte ihre Geschichte.
    Sie ließ nichts aus. Das ihr Name in Wahrheit Carolina Stäter war, bevor sie ihn hatte ändern lassen. Wie sie Andrea kennen und lieben gelernt hatte. Wie schwer es war und was sie alles erlebt hatte. Sie erzählte von Alexander und wie er starb, als er sie retten wollte.
    Lea hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen.
    »Jetzt wird mir so einiges klar«, meinte sie schließlich, »Ein paar deiner Reaktionen machen nun Sinn. Auch, dass du dich immer gegen den Begriff lesbisch gewehrt hast. Wie es aussieht, hast du vor mir auch viel verborgen, auch wenn du die Erinnerungen daran verdrängt hast.«
    »Es tut mir leid«, sagte Elena leise und kuschelte sich wieder an Lea.
    »Das ist in Ordnung. Es ändert nichts an uns. Ich möchte, dass du Andrea suchst, wenn ich nicht mehr bin. Kannst du mir das noch versprechen?«
    Elena zögerte.
    »Ich weiß, es ist ebenso viel verlangt wie alle anderen meiner Wünsche, doch ich hoffe du versuchst es wenigstens«, fuhr Lea fort.
    »Ich werde versuchen sie zu finden«, versprach Elena und meinte das auch ernst.
    »Ich möchte am Friedhof in meinem Heimatort begraben werden«, flüsterte Lea.
    »Du hast noch Zeit bis dahin«, antwortete Elena leise.
    »Du bist witzig«, lachte Lea kraftlos, »Ich liebe dich und du wirst für mich immer Elena bleiben.«
    »Carolina gibt es nicht mehr. Ich bin auch offiziell Elena, nicht wie du«, spöttelte die Schauspielerin und küsste die Schulter ihrer Geliebten, »Doch ich liebe auch dich und du wirst für immer Lea für mich bleiben.«
    Sie drückte sich wieder an ihre Partnerin und schlief ein. Der Schlaf war ruhiger und erholsamer, bis sie am Morgen die Strahlen der Sonne weckte.
    Vorsichtig löste sich Elena von Lea um sie nicht zu wecken. Doch deren Körper war bereits seltsam kalt. Erschrocken fühlte sie den Puls ihrer Freundin, doch da war nichts mehr.
    Wie ferngesteuert rief Elena die Rettung an, wohlwissend, dass die nicht mehr helfen konnten. Dann sank sie neben Lea auf das Bett, drückte sich an ihren Körper und weinte.

Teil eins der vierteiligen Serie ist auch bei amazon für Kindle erhältlich.

    Stephanie M. Schwarz - Frühlingserwachen
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