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Winterkaelte

Winterkaelte

Titel: Winterkaelte
Autoren: Stephanie M. Schwartz
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letzten Wochen. Meist, wenn Lea nicht in ihrer Nähe war. Sie wollte ihre Freundin nicht auch noch mit ihrer Trauer belasten.
    In den Momenten alleine fragte sie sich einfach nur: Warum?
    Warum musste ausgerechnet Lea sterben?
    Warum konnten sie nicht glücklich werden?
    Warum war die Welt so grausam?
    Elena war sich nicht sicher, wie sie den Tod ihrer Geliebten würde verkraften können. Sie sah sich selbst vor ein paar Jahren, wie sie, einmal mehr, auf dem Balkon eines Hochhauses stand und in die Tiefe starrte. Etwas schien sie zu rufen und warum sollte sie diesem Ruf nicht folgen?
    Mit Lea würde sie den Anker verlieren, der sie in dieser Welt hielt. Elena wäre wieder alleine, ungeliebt und einsam. Was für einen Grund gab es also für sie weiterzuleben.
    »Versprich mir etwas«, sagte Lea vor dem Abflug, als sie nach einer kurzen Nacht aufgewacht waren.
    »Alles was du willst«, antwortete Elena.
    »Ich möchte, dass du weiterlebst. Ich möchte, dass du diese Liebe auch mit anderen teilst. Du wirst eine neue Frau an deiner Seite finden und mit ihr glücklich werden.
    Ich möchte nicht, dass du mir nachtrauerst. Ich möchte nicht, dass in Zukunft Fotos von mir mit einer schwarzen Schleife behängt dein ganzes Haus schmücken.
    Du musst mich loslassen, wenn es so weit ist.
    Versprichst du mir das?«
    »Ich werde es versuchen«, meinte Elena weinend, »Aber ich kann es dir nicht garantieren.«
    »Das reicht mir. Versuch es einfach.«
    »Ich verspreche dir, es zu versuchen. Auch wenn du auf ewig einen Platz in meinem Herzen haben wirst.«
    Sie hatten ihre Koffer gepackt und waren zum Flughafen gefahren. Den Flug über war Lea erschöpft und schlief die meiste Zeit. Doch diese Müdigkeit war nun endlich abgefallen.
    Elena lud ihr Gepäck in ein Taxi, dass sie zu ihrer Wohnung brachte. Dort angekommen wollte Lea spazieren gehen.
    »Ich muss raus. Ich muss noch zum Laden und ich muss sie alle noch einmal sehen«, sagte sie und überraschte Elena mit ihrem Elan.
    In den nächsten Tagen besuchten sie alle von Leas Bekannten. Kaum einer wusste von ihrer Erkrankung und so war es für viele ein Schock, dass sie ihre Freundin und Bekannte nun wohl zum letzten Mal sehen würden.
    Nachdem das abgehakt war, verließ Lea die Kraft und sie lag nur noch in Elenas Wohnung auf dem Bett oder der Couch. Die fand auch kaum genug Schwung etwas zu unternehmen und so blieben sie unter sich.
    Mittlerweile hatte Elena das Trauerstadium der Akzeptanz erreicht. Sie hatte eingesehen, dass sie weder die Verneinung, noch die Wut oder gar das Verhandeln weiterbringen würde und das für Lea nur belastend war. Sie wollte ihre letzten Tage angenehm gestalten und hoffte, dass ihr das gelingen würde.
    Lea brauchte nun immer mehr der starken Schmerzmittel. Manchmal war sie kaum noch ansprechbar und dämmerte nur vor sich hin. Es brach Elena das Herz und mehrmals am Tag zog sie sich irgendwohin zurück um für sich zu weinen. Sie wollte nicht, dass Lea sie sah oder ihre Trauer fühlte, doch sie konnte sie kaum verbergen.
    In dieser Nacht weckte sie die sanfte Berührung ihrer Freundin, an die gekuschelt sie geschlafen hatte. Elena erschrak.
    »Was ist?«, fragte sie von Furcht erfüllt.
    »Hast du schlecht geträumt?«, antwortete Lea mit einer Gegenfrage.
    Erst jetzt bemerkte Elena, dass sie völlig verschwitzt war.
    »Ich weiß es nicht«, meinte sie leise, »Kann mich nicht erinnern.«
    »Du hast im Schlaf gestrampelt und dich gewehrt. Du hast immer wieder »Andrea! Andrea!« gerufen.«
    Einen Augenblick lang hatte Elena das Gefühl ihren Körper zu verlassen. Sie konnte sich sehen, wie sie aufgerichtet über der vom Licht der Straßenlaternen beschienen Silhouette ihrer Geliebten saß und zum Fenster hinaus starrte.
    Es war, als würde sie in einen Spiegel blicken. Doch sie sah nicht ihr Spiegelbild. Sie sah ihr jüngeres selbst. Das Mädchen mit den fröhlichen Augen.
    Doch da war noch mehr. Ihr Bild veränderte sich. Die Haare wurden länger und änderten die Farbe zu dunkelblond. Und da waren sie wieder: Die graublauen Augen. Die Augen, die sie seit so langer Zeit im Schlaf verfolgten. Die Augen, an die sie Leas so sehr erinnerten.
    Das Mädchen blickte auf. Sie wirkte traurig. Ihr Mund bewegte sich und mit Elenas Stimme sagte sie: »Ich liebe dich, Andrea.«
    Der Spiegel zerbrach und Elena stieß einen Schrei aus. All die verdrängten Erinnerungen überschwemmten ihren Geist und ließen sie schwindeln.
    Sie erinnerte sich wieder an alles. Sie
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