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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer
Autoren: Robert Redick
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»Ein Fünfmaster, ein Segral-Windpalast, das größte Schiff, das seit den Tagen der Bernsteinkönige vor dem Weltensturm gebaut wurde. Sogar die Bäume, die für ihren Bau verwendet wurden, sind inzwischen Legende: M’xingu für den Kiel, Tritne-Kiefer für Masten und Rahen, Felsenahorn für Decks und Rüsten. Magier und Schiffsbauer waren an ihrer Entstehung beteiligt, so steht es in den alten Sagen geschrieben. Diese Künste sind heute – wie so vieles andere – in Vergessenheit geraten.«
    »Ist es wahr, dass sie das Herrschermeer überquert hat?«
    »Die Segrale haben sich auf diese Gewässer gewagt, das ist richtig: Dazu wurden sie sogar gebaut. Aber die Chathrand ist sechshundert Jahre alt, mein Junge. Ihre Anfänge liegen im Dunkeln. Nur die ältesten Mitglieder der Reederfamilie haben noch die Logbücher ihrer ersten Fahrten gesehen.«
    »Kapitän Nestef hält es für unsinnig, die Chathrand hier auszurüsten, nur sechs Tage von Etherhorde entfernt«, sagte Pazel. »In Etherhorde gebe es Schiffsbauer, die jahrelang nur dafür ausgebildet werden, an diesem Schiff zu arbeiten.«
    »Sie wurden von der Hauptstadt hierher gebracht.«
    »Aber wieso? Kapitän Nestef sagt, sie würde ohnehin Etherhorde als ersten Hafen anlaufen.«
    »Deine Neugier ist jedenfalls ungebrochen«, bemerkte Chadfallow trocken.
    »Danke!«, gab Pazel zurück. »Und nach Etherhorde? Wo macht sie das nächste Mal Station?«
    Der Arzt zögerte. »Pazel«, sagte er dann. »Wie viel von meinem Unterricht damals in Ormael hast du behalten?«
    »Alles. Ich kann alle Knochen des Körpers und die sechs Gallearten aufzählen, die elf Organe und die Därme …«
    »Ich rede nicht von Anatomie«, unterbrach ihn Chadfallow. »Erinnere dich an das, was ich dir über Politik erzählt habe. Du kennst das Mzithrin, unseren großen Feind im Westen.«
    »Ihren Feind«, widersprach Pazel. Er konnte es nicht lassen.
    Die Stimme des Arztes wurde streng. »Du magst noch kein Bürger Arquals sein, aber dein Schicksal liegt in unseren Händen. Und die Mzithrin-Stämme haben Ormael schon Jahrhunderte vor uns geplündert.«
    »Richtig«, sagte Pazel. »Die Mzithrini versuchten jahrhundertelang vergeblich, uns zu vernichten. Sie dagegen haben es in zwei Tagen geschafft.«
    »Du redest von Dingen, die du nicht verstehst, Junge! Die Mzithrini hätten euer Ländchen schneller erobern können als wir, wenn sie gewollt hätten. Aber sie zogen es vor, es in aller Stille auszusaugen und das vor aller Welt zu leugnen. Und jetzt beweise mir, dass du in meinem Unterricht aufgepasst hast. Was ist das Mzithrin?«
    »Ein Reich von Wahnsinnigen«, sagte Pazel. »Ganz ehrlich, so hörte es sich in Ihren Erzählungen an. Die Leute dort sind ganz wild auf Zauberei, Teufelswerk und uralte Rituale. Sie verehren die Trümmer eines Schwarzen Sarkophags. Obendrein sind sie gefährlich, sie haben singende Pfeile und Geschosse, die sie Dracheneier nennen, und eine Zunft von heiligen Piraten. Wie heißen sie gleich noch?«
    »Sfvantskor«, antwortete Chadfallow. »Aber darum geht es mir nicht. Das Mzithrin ist eine Pentarchie: ein Land, das von fünf Königen regiert wird. Im letzten Krieg wurde Arqual von vieren dieser Könige als Reich des Bösen verdammt, als Hort der Ketzerei, als Diener der Hölle. Nur der fünfte sagte nichts dergleichen. Und er ist auf See ertrunken.«
    Ein Horn schallte über die Bucht. »Wir sind fast da«, sagte Pazel.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Chadfallow. »Der fünfte König ertrank, weil die Kanonen der Arqualier sein Schiff versenkten. Er hat uns nie verurteilt – und doch haben wir ihn als Einzigen getötet. Kommt dir das nicht merkwürdig vor?«
    »Nein«, sagte Pazel. »Sie töten doch, wen Sie wollen.«
    »Und du beharrst darauf, den Dummkopf zu spielen, obwohl du so dumm gar nicht bist.«
    Pazel warf einen erbosten Blick über die Schulter. Er konnte fast jede Beleidigung ertragen, solange nicht sein Verstand in Zweifel gezogen wurde: Der schien ihm manchmal das Einzige zu sein, worauf er noch stolz sein konnte.
    »Ich frage Sie, wohin die Chathrand fährt«, sagte er, »und Sie reden von den Mzithrini. Haben Sie mir zugehört?« Jetzt wurde er sarkastisch, aber das war ihm egal. »Vielleicht ist das auch die Antwort auf meine Frage. Das Schiff will Ihren ›großen Feinden‹, den Mzithrin-Königen, einen Besuch abstatten.«
    »Warum auch nicht?«, fragte Chadfallow.
    »Weil das unmöglich ist«, erklärte Pazel.
    »Wirklich?«
    Der
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