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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1
Autoren: Alexey Pehov
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Besuche. Ich soll dich von Moltz grüßen.«
    »Ach ja, der gute alte Moltz«, presste Ness heraus. »Dem entkommt so schnell niemand.«
    Als Ness das zerhackte Holz umrundete und vortrat, wich Gnuzz prompt genauso viele Schritte zurück. Im Unterschied zu Shen zog es der iltisgesichtige Mörder vor, zwischen sich und dem Grauen Abstand zu wahren. Daraufhin lächelte Ness zum ersten Mal während ihres Gesprächs und rammte die Axt in den Holzblock. Er fuhr sich mit der Hand durch das strohblonde Haar.
    Von allen fiel nun die Anspannung ein wenig ab.
    In diesem Augenblick erschien eine hochgewachsene Frau auf der Vortreppe. Die hellen, fast weißen Haare waren zu einem festen Zopf zusammengebunden. Sie trug einen langen schwarzen Rock und ein Leinenhemd. Sobald sie die drei Besucher sah, funkelte in ihren blauen Augen Zorn auf, während sich die feinen Lippen zu einem schmalen Strich zusammenpressten. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Unwillkürlich griff Knuth nach dem Lederbeutel an seinem Gürtel. Der enthielt einen Talisman, den ein Priester Meloths geweiht hatte. Knuth wusste zwar, dass dieses Amulett gegen die Frau nichts würde ausrichten können, doch der Aberglaube erwies sich als stärker. »Guten Tag, Lahen«, sagte er.
    Die überhörte seinen Gruß und sah ausschließlich ihren Mann an. Der versank für den Bruchteil einer Sekunde förmlich in ihren Augen. Das Ganze wirkte, als verständigten sie sich in Gedanken miteinander. Dann wandte sich Lahen ab und ging ins Haus. Bevor sie die Tür hinter sich schloss, warf sie den ungebetenen Gästen einen letzten warnenden Blick zu.
    Kaum dass sie verschwunden war, atmete Gnuzz erleichtert durch, nachdem er in Anwesenheit der Frau die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte.
    »Habt ihr früher nicht bloß zu dritt gearbeitet?«, wollte Ness von Knuth wissen.
    »Stimmt«, antwortete dieser und setzte eine gallige Miene auf, um sein Glück darüber, einen vierten Mann aufgedrückt bekommen zu haben, zum Ausdruck zu bringen.
    »Weshalb seid ihr gekommen?«, fragte Ness, während er sich ein Hemd überstreifte.
    »Moltz entbietet dir einen Gruß.«
    »Ich kaufe dir nie im Leben ab, dass er dich auf diese lange Reise geschickt hat, nur um mir einen Gruß zukommen zu lassen.«
    »Stimmt, nicht nur deswegen«, bestätigte Knuth. »Wir sollen dir noch ausrichten, dass auf deinen Kopf fünftausend Soren ausgesetzt sind. Und genauso viel auf Lahens.«
    »Du willst mir meinen Tag doch nicht mit der Mitteilung vergällen, Moltz bräuchte Geld?«
    »Nein. Er will dich warnen. Aus alter Freundschaft.«
    »Wie gütig von ihm. Wie hat er mich gefunden?«
    »Woher soll ich das wissen? Irgendein Vogel wird es ihm gezwitschert haben. Er hat mir den Dorfnamen genannt, und ich bin los. Das Kopfgeld wurde vor zwei Wochen ausgesetzt. Da kam das Gerücht auf, du seist noch am Leben. Offenbar gab es solide Beweise dafür, sonst hätte man dich nicht zur Jagd ausgeschrieben. Und du musst zugeben, dass sich für dieses Sümmchen bestimmt jemand findet, der dich erledigt.«
    »Oh, gewiss.« Dann wandte er sich an Gnuzz. »Nimm die Hand vom Messer.«
    »Tut mir leid, eine alte Angewohnheit«, entschuldigte sich dieser sofort und zog sich zum Zeichen seiner Friedfertigkeit sogar ein Stück in Richtung Tor zurück.
    »Bei so viel Geld hat sich die Sache schnell rumgesprochen. Euer Leben ist in Gefahr.«
    »Was lässt mir mein alter Freund Moltz sonst noch ausrichten?«
    »Nichts weiter. Übrigens hat Yokh Dreifinger das Kopfgeld ausgesetzt.«
    In den grauen Augen loderte eine Flamme auf – nur um sofort wieder zu erlöschen. »Dann vielen Dank für die Warnung. Übermittel auch Moltz meine Dankbarkeit.«
    »Er hat eigentlich damit gerechnet, dass du das persönlich erledigst.«
    »Meine Sehnsucht nach Alsgara hält sich in Grenzen.«
    »Aber hier ist es jetzt zu gefährlich. Jede Ratte kennt euch. Und wieder abtauchen … Pass auf, wir bleiben noch fünf, sechs Tage in der Schenke. Wenn du es dir überlegst, lass es uns wissen.«
    »Soll das heißen, ich kriege eine Ehreneskorte?«
    »Etwas in der Art. Mach’s gut.«
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wandte sich Knuth zum Tor um. Als Letzter verließ Gnuzz den Hof. Im Rückwärtsgang, wie es seine Art war.

Kapitel
2
    Ich geleitete sie nicht zum Tor, das wäre nun doch zu viel der Ehre gewesen, sondern blieb auf der Vortreppe stehen und beobachtete, wie Gnuzz das Tor hinter sich schloss. Dieser widerliche kleine Iltis! In den guten
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