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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1
Autoren: Alexey Pehov
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Festungsmauern waren uneinnehmbar, die Soldaten tüchtig. Die Bergstämme wagten sich nicht mehr hierher, dazu hatten sie in der Vergangenheit zu oft Prügel bezogen. Dazu hatten sie ihre Lektion zu gründlich gelernt: Jetzt würden sie eher einen Tunnel durch die Berge nagen, als noch einmal versuchen, die mächtigen Mauern der Burg einzureißen.
    Obwohl der Sommer bereits nahte, roch die Luft immer noch ein wenig nach Frost. Die Sonnenstrahlen tauchten die nebelumwölkten, schneebedeckten Gipfel in rosafarbenes Licht. Unaufhaltsam kroch die Sonne hinter dem Kamm im Osten hervor. Schließlich funkelte der Schnee auf den Bergspitzen so grell, dass Luk die Augen zusammenkneifen und abermals seine Kröte zitieren musste.
    Als er die Augen wieder öffnete, sah er, dass auf der leeren morgendlichen Straße zwei ausgemergelte Maultiere dahertrotteten, die einen alten Wagen zogen. Aus dieser Höhe war das Fuhrwerk nicht größer als ein Handteller, aber Luk war für seine Luchsaugen bekannt und konnte ausgezeichnet erkennen, dass auf dem Kutschbock eine Frau saß.
    Sie trug zerlumpte Kleidung und sah wie die reinste Vogelscheuche aus. Ungläubig verzog Luk das Gesicht. Wollte sie etwa nach Tannenfurt? Dann lagen noch fünfzehn League vor ihr. Aber wenn sie Fell zum Markt brachte, der zu Ehren des Geburtstags vom Imperator abgehalten wurde, hätte sie schon vor sechs Stunden aufbrechen müssen. Jetzt träfe sie, selbst wenn sie die Tiere noch so antrieb, erst ein, wenn der Markt bereits geschlossen würde.
    Überhaupt war das ein seltsames Vehikel. Obwohl er fast alle aus Tannenfurt kannte, hatte er es noch nie gesehen. Und auch dieses Weibsbild nicht. Bestimmt eine Bettlerin.
    Damit blieben nur zwei Möglichkeiten. Entweder die Frau war in der Stadt eingetroffen, als er keine Schicht gehabt hatte. Oder sie kam über den Pass – und damit aus Nabator.
    Der seltsame Karren hatte sich dem Tor bis auf zweihundert Yard genähert, als Luk einem Gefährten, der sich gerade mit zwei anderen Soldaten unterhielt, zurief: »He, Rek!«
    »Was is’?«, antwortete dieser mürrisch.
    »Sieh mal da!«
    Rek brummte etwas, drehte sich aber doch in die Richtung, in die Luk wies. »Und?«, fragte er schließlich.
    »Kennst du die Vettel?«
    »Nein.«
    »Eben! Ob die aus Nabator ist?«
    Kaum fiel dieser Name, da streckten die drei Soldaten auch schon den Kopf zu den Schießscharten heraus.
    »Du solltest dem Hauptmann Meldung machen«, brachte Rek hervor.
    »Mach das doch selbst«, knurrte Luk, um dann hinzuzufügen: »Die Männer unten sollen mal nachsehen, was es mit der auf sich hat!«
    Daraufhin legte Rek die Hände trichterförmig an den Mund und brüllte den Soldaten im äußeren Festungshof etwas mit donnernder Stimme zu. In diesem Augenblick tauchte auch der Hauptmann auf, mit zwanzig Soldaten im Schlepptau, die ebenfalls das Pech hatten, am Feiertag Dienst schieben zu müssen.
    Inzwischen verließen bereits zwei Soldaten die Festung und hielten langsam auf den Wagen zu. Ein weiteres Dutzend, überwiegend Neugierige, versammelte sich am Tor. Die Frau zog die Zügel an und antwortete auf eine Frage der Soldaten. Luk hätte viel dafür gegeben zu hören, was sie sagte. Stattdessen sah er nur, wie acht Männer aus dem Wagen sprangen. Sechs von ihnen trugen Rüstung und waren schwer bewaffnet. Beim Anblick der anderen beiden gefror ihm das Blut in den Adern. Weiße Umhänge!
    Nekromanten aus Sdiss!
    Luk setzte zu einem Warnruf an, um die Aufmerksamkeit der Schreitenden auf sich zu lenken, doch in seiner Angst versagte ihm die Stimme. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete er, wie die Männer in den Farben des Königreichs Nabator die benommenen Soldaten mordeten und zur Festung stürmten.
    Dort entbrannte ein Kampf.
    Etwas grollte, heulte und zischte. Danach zeugten vom Hauptmann und seinen Leuten nur noch blutige Fetzen, die über den gesamten äußeren Festungshof verteilt waren. Und die ganze Zeit über leuchtete der Stock eines der Sdisser Zauberer mit einem grauen Licht.
    Dann donnerte es abermals, obendrein viel lauter als gerade eben – und von einem der beiden Nekromanten sowie dem Nabatorer an seiner Seite blieb nicht das Geringste übrig: Die Schreitende hatte ihre Gabe angerufen, unterstützt von der Glimmenden an ihrer Seite, die beide Hände fest auf den Rücken ihrer Herrin presste.
    »Das Tor! Da platzt doch die Kröte!«, brüllte Luk. »Schließt das Tor!«
    Unterdessen preschten von der Stadt her Hunderte von
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