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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1
Autoren: Alexey Pehov
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alten Zeiten waren wir in Alsgara einmal aneinandergeraten. Damals hatte Gnuzz den Kürzeren gezogen. Das bedeutete aber noch lange nicht, dass er mein Recht anerkannte, die besten Aufträge an Land zu ziehen. Im Gegenteil. Er hatte lediglich fürs Erste Ruhe gegeben. Deshalb sollte ich selbst nach all den Jahren noch mit jeder Gemeinheit von seiner Seite rechnen – und ihm niemals den Rücken zukehren.
    Nie im Leben hätte ich erwartet, meinen geschätzten alten Kollegen in diesem Nest wiederzubegegnen. Sollen die Verdammten sie doch holen! Wie hatten die uns bloß aufgespürt?! Fünf Jahre waren wir von Ort zu Ort gezogen – und alles umsonst!
    Wir hatten uns nirgendwo lange aufgehalten, hatten mit niemandem Freundschaft geschlossen, ja, uns nicht mal Bekannte zugelegt. Mucksmäuschenstill hatten wir uns verhalten. Obwohl uns alle für tot hielten, waren Lahen und ich immer davon ausgegangen, dass man uns insgeheim weitersuchte. Vor allem in den ersten beiden Jahren.
    Allen Razzien, die die Wachtposten, die Soldaten der verschiedenen Statthalter und die Leute der Schreitenden durchführten, waren wir glücklich entronnen. Zweimal hätten sie uns allerdings beinah erwischt. Selbst als sich die Wogen geglättet hatten, blieben wir vorsichtig. So vergingen weitere drei Jahre. Danach waren wir uns einigermaßen sicher, dass man uns vergessen hatte, und zogen an den äußersten Rand des Imperiums. Nach Süden. In das Land der Blasgensümpfe. In die Wälder.
    In diesem Dorf hier hatten wir zwei ruhige und glückliche Jahre verbracht. Gut, wir beide gewannen dem Leben in tiefster Provinz nicht allzu viel ab, doch es galt, auf Zeit zu spielen und abzuwarten, bis wir eines Tages ein Schiff nehmen konnten. Das uns weit, weit fort von hier bringen würde.
    Und ausgerechnet jetzt, da diese Möglichkeit in Greifweite rückte, holte uns aus heiterem Himmel die Vergangenheit ein, der wir so lange und so erfolgreich entkommen waren. Es wollte mir einfach nicht in den Kopf, wie sie uns nach all den Haken, die wir geschlagen hatten, finden konnten.
    Das war einfach absurd!
    Da hatten wir die Spione der Schreitenden abgehängt, scheiterten aber am alten Moltz! Wie? Verflucht noch eins, wie hatte er uns aufgespürt?!
    Die Tür ging auf, und Lahen trat neben mich. Eine Weile schwiegen wir und lauschten darauf, wie Knuths Männer auf die Pferde stiegen und davonritten.
    »Woran denkst du?«, fragte ich meine Frau.
    »Dass auch wir unserer Vergangenheit nicht entkommen. Ich würde sagen, uns bleibt eine Woche, mehr nicht. Danach wird es brenzlig.«
    »Schade, dass wir alles aufgeben müssen. Das Haus hat mir immer gefallen.«
    So komisch das klingt, aber es tat mir wirklich leid. Selbst wenn ich die ganze Zeit davon geträumt hatte, dieses Nest zu verlassen. Aber immerhin hatte ich dieses Haus mit meinen eigenen Händen erbaut.
    »In den letzten beiden Jahren hast du dich zu einem regelrechten Stubenhocker gemausert, mein Liebster«, sagte Lahen grinsend. »Das war früher auch anders.«
    »Da warst du auch anders«, entgegnete ich und setzte ebenfalls ein Grinsen auf. »Aber wie es aussieht, ist es nun an der Zeit, etwas mehr Aushäusigkeit an den Tag zu legen.«
    »Moltz könnte lügen. Er will Dreifinger schon seit Langem in die Glücklichen Gärten schicken. Da kommen wir ihm gerade recht. Denn wir müssen den Auftraggeber ausschalten, das weiß Moltz ganz genau. Ja, er hofft sogar darauf. Warum sonst hätte Knuth darauf hingewiesen, Moltz erwarte, dass wir uns persönlich bedanken.«
    »Du hast recht, wir müssen Yokh aus dem Weg räumen. Aber was, wenn wir damit erst recht die Aufmerksamkeit unserer Verfolger auf uns lenken? Dann ist es ein für alle Mal vorbei mit dem ruhigen Leben.«
    Lahen bettete den Kopf auf meine Schulter. Ich brauchte meinem Augenstern nicht zu sagen, wer uns verfolgte. Seit sieben Jahren schon. Seit jenem Tag, als …
    … als es schon den zweiten Tag schneite. Vom tiefen grauen Himmel fielen große weiße Flocken. Sie legten sich aufs Pflaster, auf die Plätze, die Bäume, die Wachtürme, die Marktstände, die roten Ziegeldächer, die Tempel des Meloth und die Mützen der Menschen. Das Grüne Alsgara, wie die Hauptstadt der Südprovinz des Imperiums genannt wurde, hatte sich in ein Weißes Alsgara verwandelt.
    Die Kinder freuten sich natürlich unsagbar über den Schnee, alle anderen wurmte er bloß. Obwohl der Frühling schon vor der Tür stand, gab es noch so viel Schnee wie beim Feiertag der Monde in
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