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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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echten Notfall machen würden. Vielen Dank und gute Nacht.»
    Am Eingang kam es zu kleinen Rempeleien, als alle gleichzeitig ihre Mäntel und Gasmasken von den Haken nahmen.
    «Also, mit dem Aufräumen wird es heute Abend wohl nichts mehr», sagte Mrs. Goodacre. «Das müssen wir morgen früh erledigen.»
    «Geht schon in Ordnung, Verehrteste», sagte der Hausmeister. «Ich schließ ab. Sehen Sie mal zu, dass Sie in den Keller kommen, eh dieser Mistkerl Hitler Ihnen zu nahe tritt.»
    «Herrje, meinen Sie wirklich?», schaltete sich Miss Twitterton ein. «Wo es doch nur eine Übung ist, Sie wissen schon – wir könnten ja auch hier bleiben und uns um alles kümmern …»
    «Kommt nicht infrage, Aggie Twitterton», widersprach der Hausmeister. «Wenn nicht alle mitmachen, ist die ganze Sache umsonst, und wir können von vorne anfangen. Sie gehen brav mit den anderen mit.»
    Harriet stand auf der mondbeschienenen Straße vor dem Haus und hörte sich Miss Twittertons wiederholte Entschuldigungen und Erklärungen an, sie habe ja nur gedacht … da fand sie plötzlich Jerry an ihrer Seite.
    «Ich komme mit dir mit, Tante Harriet», sagte er mit einem Lächeln im halb vom Mond erhellten, halb im Dunkel verborgenen Gesicht, «und helfe dir beim Einsammeln der Kinderschar.»
    «So viele sind es ja gar nicht», entgegnete Harriet. «Gerade mal fünf. Aber manchmal hat man wirklich den Eindruck, sie sind Legion!»
    Im strahlenden Schein des Vollmonds schlugen sie den Weg nach Talboys ein. All die gemütlichen, warmen Lichter, die sonst in den Fenstern der Cottages leuchteten, waren hinter der Verdunklung verschwunden und die Straßenlaternen – sieben Stück an der Zahl – gelöscht. Aber der eiskalte Glanz des Monds war hell genug, um jedes Haus und jeden Strauch, jede Brücke und jeden Briefkasten einem eventuellen Betrachter von oben, der sie ins Visier nehmen wollte, darzubieten.
    «Das nenn ich einen Bombermond heute Nacht», sagte Jerry.
    Als sie an der Kirche vorbeikamen, präsentierte ihnen der Mondschein deutlich den silberfarbenen Umriss von Fred Lugg, dem Leichenbestatter, der auf dem Turm Dienst als Feuerausguck tat. Harriet winkte ihm zu und kam sich im selben Moment anstößig vor. Aber er winkte zurück.
    «Tante Harriet, du überlegst wohl nicht, deine Herde hoch nach Denver zu treiben, oder?», fragte Jerry. «Zu Weihnachten waren wir da», sagte Harriet. «Wir sind praktisch gerade erst wieder zurück.» «Ich meine, ob du daran denkst, dorthin umzuziehen, bis das hier vorbei ist?»
    «Nein!», gab sie zur Antwort. «Ganz und gar nicht.» «Da oben hättet ihr jede Menge Platz», sagte er. «Bredon Hall ist eine Riesenhütte.»
    «Aber sie haben eine komplette Knabenschule einquartiert bekommen», entgegnete sie.
    «Es ist trotzdem ausreichend Platz. Und Großmutter würde sich so freuen, dich dazuhaben, da bin ich sicher!»
    «Ich habe meine Schwiegermutter sehr gern, Jerry», sagte Harriet, «aber Heim und Herd einfach auflösen und mit meinen Siebensachen und diesen vielen Menschen bei ihr auflaufen …»
    «Ich dachte nur, ihr wärt dort vielleicht sicherer.» «Sicher sind wir hier genauso wie irgendwo anders. Die Regierung hat doch gerade mehrere Dutzend Evakuierte im Dorf untergebracht.»
    Einige Schritte lang herrschte Schweigen. «Die Gegend hier ist wie gepflastert mit Flugplätzen», sagte Jerry dann. «Völlig klar, dass das Angriffsziele sind.» «Was aber ebenso für das Gebiet um Denver gilt», wandte Harriet ein. «Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinauswillst, Jerry. Willst du mir damit etwas sagen?»
    «Ich sollte nicht», sagte er geknickt. «Kein Laut ist über meine Lippen gekommen. Ich wünschte nur, du würdest mal drüber nachdenken, Tante Harriet.» «Über das, was dir nicht über die Lippen gekommen ist?» «Über einen Umzug nach Denver.»
    «Ach, schau mal!», rief Harriet beinahe erleichtert, «da sind ja schon Sadie und Queenie mit den Kindern.»
    Die zwei Hausmädchen von Talboys kamen ihnen entgegen, das eine führte Bredon an der Hand, das andere trug Paul auf dem Arm. Charlie und Polly sprangen daneben einher. Die kleine Harriet Parker mit ihren drei Jahren schlief im Wagen. «Wir haben die Sirene gehört, Mylady, da dachten wir, wir gehen schon mal los und warten nicht erst auf Sie», erklärte Queenie.
    «Ganz richtig», sagte Harriet und nahm ihren Sohn bei der Hand. «Und Mrs. Trapp kommt noch?» «Die doch nicht!», sagte Sadie. «Sie hat gesagt, für den Kaiser ist
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