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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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Puffett.
    Niemand bejahte seine Frage.
    «Und ich hab gemeint, bei der heutigen Unternehmung geht's nur drum, festzustellen, wie schnell wir hier runterkommen», sagte Mr. Puffett. «Und nicht darum, uns die ganze Nacht lang hier festzuhalten, verflixt noch mal. Ich hab meine Pfeife nicht dabei.» «Deine Pfeife, Tom Puffett, könntest du hier eh nicht schmöken, selbst wenn du an sie gedacht hättest», meinte Mrs. Ruddle. «Die stinken schauderhaft, die Dinger, und wo Petroleumöfen sind, ist es noch dazu gefährlich.»
    «Auch nicht mehr wie Kerzen, du alter Besen», gab Mr. Puffett zurück.
    Wieder war es die Vorsitzende des Frauenverbands, die die Situation rettete. «Sehr treffend bemerkt», sagte sie und schenkte beiden ein strahlendes Lächeln. «Wir müssen unbedingt schauen, ob sich nicht in einem der kleinen Gewölbe eine Raucherecke einrichten lässt. Und wir müssen nach Lampen schauen, die keine offenen Flammen haben.»
    «Davy-Lampen», sagte Constable Baker. «Die nimmt man unter Tage. Wegen dem Grubengas», fügte er hinzu.
    «Wo könnten wir die wohl herbekommen?», murmelte die Vorsitzende, während sie sich Notizen machte.
    «Gibt's denn überhaupt keine Entwarnung mehr?», fragte eine der jungen Frauen vom Landdienst. «Ich muss so dringend pinkeln, dass mir gleich die Blase platzt …»
    «Einen anderen Ton bitte, junges Fräulein», entrüstete sich Mrs. Hodge, «es sind auch anständige Leute hier.»
    «Tja, was können wir denn in dieser Hinsicht organisieren?», fragte der Pfarrer. «Ein echter Alarm zieht sich womöglich so in die Länge, dass es über ein menschliches Maß hinausgeht …»
    «Eimer mit Erde, Herr Pfarrer», sagte jemand an der Wand.
    «Eimer mit Erde und dazu ein Spaten. So haben wir's bei Mons an der Front gemacht. Saubere Angelegenheit, solange jeder eine Schaufel voll nachschmeißt.» «Ich glaube, ich steck mal meine Nase raus und schau nach, was los ist», meinte Mr. Gudgeon. «Wir haben gleich Sperrstunde.»
    «Ganz recht, Herr Wirt. Hol uns hier raus, damit wir noch in Ruhe einen heben können!», sagte Mr. Puffett. Mr. Gudgeon stieg die Stufen hinauf und schlug die schweren Türflügel zum Schankraum zurück. Man hörte seine Schritte auf dem Steinfußboden, dann das Quietschen der Angeln, als die Tür zur Straße aufging. Ein Entwarnungssignal hörte man nicht. Stattdessen aber das dumpfe Mahlen von Flugzeugmotoren.
    «Um Himmels willen, Baker, sind Sie sicher, dass das nur eine Übung ist?», fragte jemand.
    «Die Situation gerät etwas außer Kontrolle, Simon», sagte die Pfarrersfrau leise zu ihrem Mann. «Unternimm doch etwas.»
    «Was schlägst du vor, meine Liebe?»
    «Ein Lied vielleicht? Die Methodisten drüben in ihrer Höhle singen bestimmt zusammen.»
    «Eine hervorragende Idee. Wer könnte uns wohl ein A geben?»
    «Mr. Puffett hat vielleicht sein Akkordeon dabei», schlug Mrs. Goodacre vor. «Die Kiste, die er mitgebracht hat, scheint mir für eine Gasmaske recht groß zu sein.» Ein schmerzlicher Zug huschte über das Antlitz des Pfarrers, doch rasch fasste er sich wieder und trat an Tom Puffett heran.
    Dieser hatte in der Tat seine Quetschkommode dabei. Der Pfarrer blieb bei ihm stehen, um den Takt zu schlagen. Sein bester Chorknabe war bereits angewiesen, das Lied anzustimmen.
    « Wenn wir in höchsten Nöten sein und wissen nicht, wo aus noch ein …», hub der Junge an.
    «Nein, nein, Kind!», rief Mrs. Goodacre. «Nein, Simon – etwas Heiteres!»
    «Oh, ich weiß gar nicht, ob ich da eigentlich …» «Denkt doch mal nach!», sagte Mrs. Goodacre. «Irgendwas, was ihr Jungens außerhalb der Kirche singt … irgendetwas!»
    «Irgendetwas?», fragte der Junge. Ein verschwörerisches Grinsen voller Tücke erhellte sein Antlitz. Dann ließ er seinen herrlichen, fast überirdisch schönen Sopran erklingen und sang:

    Hitler has only got one ball! Göring has two but rather small …

    Den Versammelten verschlug es den Atem, dann brach Gelächter aus. Die Leute bogen sich vor Lachen; eine fast hysterische Heiterkeit hatte von ihnen Besitz ergriffen, manche kamen ins Schwanken und stützten sich gegenseitig; sie lachten, bis ihnen die Tränen kamen.
    Mr. Puffett griff beherzt in die Tasten seines schaurigen Akkordeons, und die herrliche Stimme des Jungen obsiegte über den Radau:

    Himmler is somewhat simmler, And Dr. Goebbels has no balls at all! Wie sich herausstellte, erfreute sich die unrühmliche Weise großer Popularität, denn als Puffett
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