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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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es Ihnen versprechen. Natürlich weiß man bei Peter nie. Aber bedauerlicherweise rechne ich nicht damit, dass er heimkommt, und bräche darob manch Herz entzwei …»
    Drückendes Schweigen lastete im Salon, während Harriet sich auch ein Glas Sherry eingoss. «Wenn er nimmer wiederkehrt», sagte er schließlich. «Hundert Punkte. Wenigstens sehen Sie noch nicht so schwarz, dass Sie nicht einmal mehr zu unserem Ratespiel aufgelegt wären.»
    «Aber nein! Nicht dass ich allerdings sagen könnte, von wem das ist.»
    «Von einer gewissen Carolina Oliphant», klärte ihn Harriet auf. «Was kaum jemand auf Anhieb wüsste, da bin ich sicher.» Beruhigend fügte sie hinzu: «Bei Texten aus Liederbüchern sind einem die Verfasser oft nicht so präsent.»
    «Vermutlich kann auch ein Liederbuch voll erbaulicher Gedanken sein», sagte er. «Ganz besonders, wenn es sich um ein Gesangbuch handelt. Trotzdem ist aber ein Liederbuch nichts für stille Genießer, Mylady, im Gegensatz zu Palgraves Golden Treasury. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich abends in meinem Sessel am Kamin sitze und singe – Mrs. Kirk hört lieber Radio.»
    «Niemand wird Sie schief ansehen, weil Sie nicht auf Carolina Oliphant kommen», sagte Harriet lächelnd. Sie mochte den Superintendent gut leiden. «Sie ver lassen den Gerichtssaal als freier Mann und mit weißer Weste.»
    «Bitte? Ach so, ich verstehe. Sehr gut. Aber im Ernst, Lady Peter, ich bin mit meinem Latein am Ende. Ich habe einfach nicht genug Leute, wissen Sie. Dauernd dieses Rumgerenne, ob die Verdunklung auch eingehalten wird, dazu die Überwachung von Bahnhöfen und Bushaltestellen im Hinblick auf verdächtige Subjekte. Dann müssen diese neuen Lizenzen zum Schlachten ständig überprüft werden, all die Maßnahmen zur Eindämmung des Schwarzmarkts – und das Ganze zusätzlich zu alledem, was wir auch zu Friedenszeiten erledigt haben. Ein Mord ist das Allerletzte, was ich jetzt brauche, ganz zu schweigen davon, dass es sich beim Opfer auch noch um eine Frau handelt.»
    «Es tut mir Leid, dass Sie solchen Personalmangel haben», meinte Harriet. «Ich dachte, Polizeibeamte wären vom Wehrdienst ausgeschlossen. Aber was macht es für Sie schwieriger, wenn das Opfer eine Frau ist?» «Sie haben insofern Recht, als Polizisten von Amts wegen nicht eingezogen werden», antwortete der Superintendent. «Aber so weit, dass man sie daran hindern würde, den Dienst zu quittieren und sich freiwillig zu melden, geht es auch wieder nicht. Mit ihrer Erfahrung werden sie bei der Militärpolizei mit offenen Armen empfangen. Zwei junge Constables sind mir auf diese Weise abhanden gekommen. Und ein weiblicher noch dazu: Sie musste heim nach Schottland, um sich um ihre Mutter zu kümmern, also bat sie um ihre Versetzung, und ich habe keinen Ersatz für sie. Und zu der anderen Frage – was glauben Sie wohl, Lady Peter, welche Chance einer meiner Uniformierten haben wird, den Freundinnen Informationen über eine junge Frau aus der Nase zu ziehen? In solchen Dingen genießen Beamte kein großes Vertrauen.» «In was für Dingen, Mr. Kirk?»
    «Herzensangelegenheiten, wenn Sie so wollen. Das Spiel ‹Bäumchen, wechsle dich›. Was immer jemanden so in Rage bringen konnte, sie totzuschlagen.» «Wie kommen Sie darauf, dass ‹solche Dinge› dafür verantwortlich sind?», fragte Harriet.
    «Was käme denn sonst infrage? Wenn bei einer Tat eine Frau im Spiel ist, steckt fast immer so etwas dahinter. Ein Fall ist mir untergekommen, wo es um die Besitzverhältnisse an einem Stück Land ging, aber das war nur die Ausnahme, die die Regel bestätigt.» «Mr. Kirk, ich weiß, was Peter sagen würde, wenn er hier wäre. Er würde sagen, die Suche nach dem Motiv ist Augenwischerei. Man muss nur wissen, wie – dann weiß man auch, wer. Immer wieder habe ich ihn das sagen hören.»
    «Nun ja, das Wie gibt uns diesmal überhaupt keine Rätsel auf. Mir liegt der vorläufige Obduktionsbericht vor. Jemand hat ihr auf der Straße einen heftigen Schlag aufs Kinn versetzt, sodass der Kiefer an zwei Stellen gebrochen ist. Dann hat er sie umgedreht, ihr die Hände um den Hals gelegt, die Schlagadern zugedrückt und ihr in den Rücken getreten. Sie war schon tot, als er sie losließ.» «Sie lag aber doch auf dem Rücken?»
    «Sie passen gut auf», sagte Kirk anerkennend. «Der Täter muss sie noch einmal umgedreht haben – mit dem Fuß vielleicht.»
    «Wissen Sie was», sagte Harriet nachdenklich, «mir klingt das sehr danach,
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