Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
unter Mrs. Venables' Aufsicht im Pfarrhaus vorgenommen. Es standen zwei tragbare Rundfunkempfänger zur Verfügung, einer im Pfarrhaus, einer in der Kirche; diese strahlten unablässig Informationen und Unterhaltung aus, denn die Batterien wurden mit Hilfe einer genialen Vorrichtung an Wimseys Daimler, fachkundig gehandhabt von den beiden Wilderspins, immer wieder aufgeladen. Drei Abende in der Woche waren Konzerten und Vorträgen gewidmet, arrangiert von Mrs. Venables und Miss Snoot, durchgeführt von den vereinigten Chören von St. Paul und St. Stephen und assistiert von Hilary Thorpe und Mr. Bunter (Komödiant). An den Sonntagen wurde der Tagesablauf variiert durch eine Frühandacht, gefolgt von einem interkonfessionellen Gottesdienst, den die beiden anglikanischen Priester und die beiden nonkonformistischen Prediger gemeinsam zelebrierten. Eine in diesem Vierzehntageszeitraum fällige Hochzeit wurde zu einem Galafest, und ein ebenfalls in dieser Zeit fälliges Baby wurde auf die Namen »Paul« (nach der Kirche) und »Christopher« (weil der heilige Christopherus etwas mit Flüssen und Fähren zu tun hatte) getauft, nachdem sich der Pfarrer strikt dem Wunsch der Eltern widersetzt hatte, dem Kind den Beinamen »Van-Leyden-Flut« zu geben.
    Als Wimsey am vierzehnten Tag über den Friedhof ging, um ein Stückchen die Dorfstraße hinunterzuschwimmen sah er, daß der Wasserstand zwei Fingerbreit gefallen war, und ging, eine Handvoll Lorbeer aus einem Vorgarten als Ersatz für den Olivenzweig schwenkend, in die Kirche zurück. An diesem Tag läuteten sie einen munteren Zyklus Kent Treble Bob Major, und über die trennenden Fluten hinweg hörten sie die Glocken von St. Stephen fröhlich antworten.

    »Dieser Geruch«, bemerkte Bunter, als er am zwanzigsten Tag über die unansehnliche Schlickwüste blickte, die einstmals Fenchurch St. Paul geheißen hatte, »ist ausgesprochen unangenehm, Mylord, und ich würde fast dazu neigen, ihn als ungesund zu bezeichnen.«
    »Unsinn, Bunter«, erwiderte sein Gebieter. »In Southend würden Sie's Ozon nennen und für jede Nasevoll ein Pfund bezahlen.«
    Die Frauen des Dorfes machten bei dem Gedanken an das Säubern und Trocknen, dessen ihre Häuser bedurften, saure Gesichter, und die Männer begutachteten kopfschüttelnd die Schäden an Scheuer und Stall.
    Die Leichen von Will Thoday und John Cross wurden in den Straßen von St. Stephen geborgen, wohin die Flut sie getrieben hatte, und in aller Feierlichkeit mit einem Trauerläuten im Schatten des Kirchturms von St. Paul begraben. Erst nachdem sie in der Erde lagen, eröffnete Lord Peter sich dem Pfarrer und Polizeidirektor Blundell.
    »Der arme Will«, sagte er. »Er ist einen ehrenvollen Tod gestorben, und seine Sünden mit ihm. Er hat nichts Böses gewollt, aber vielleicht hat er sich am Ende doch denken können, wie Geoffrey Deacon gestorben ist, und sich dafür verantwortlich gefühlt. Jetzt brauchen wir jedenfalls nicht mehr nach dem Mörder zu suchen.«
    »Wie meinen Sie das, Mylord?«
    »Weil«, sagte Wimsey mit unsicherem Lächeln, »die Mörder Geoffrey Deacons schon hängen, und zwar ein gutes Stück höher als Haman.«
    » Die Mörder?« fragte der Polizeidirektor rasch. »Ist es mehr als einer? Wer sind sie?«
    »Gaude, Sabaoth, John, Jericho, Jubilee, Dimity, Batty Thomas und Tailor Paul.«
    Verblüffte Stille, dann fuhr Wimsey fort:
    »Eigentlich hätte ich es mir denken müssen. Ich glaube, von der St. Paul's-Kathedrale wird behauptet, daß es der sichere Tod sei, während eines Läutens die Glockenstube zu betreten. Jedenfalls weiß ich, wenn ich mich an dem Abend, an dem Sie haben Sturm läuten lassen, noch zehn Minuten länger im Turm aufgehalten hätte, wäre ich auch gestorben. Ich weiß nicht genau, woran – Herzschlag, Gehirnschlag, Schock – das können Sie sich aussuchen. Der Ton einer Trompete soll die Mauern von Jericho zum Einsturz gebracht haben, und der Ton einer Geige kann Glas zerspringen lassen. Ich weiß, daß kein Mensch den Lärm von Glocken länger als fünfzehn Minuten aushält – und Deacon war neun endlose Stunden lang zwischen dem alten und dem neuen Jahr dort oben eingesperrt und festgebunden.«
    »Mein Gott!« sagte der Polizeidirektor. »Dann hatten Sie ja sogar recht, Mylord, als Sie sagten, vielleicht haben der Pfarrer oder Sie oder Hezekiah ihn umgebracht.«
    »Ich hatte recht«, sagte Wimsey. »Wir waren es.« Er dachte eine kleine Weile nach und sprach dann weiter: »Der Lärm muß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher