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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
Autoren: Dorothy L. Sayers
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unser Auto ist zu Schaden gekommen. Könnten Sie uns den Weg –?«
    »Oh, entschuldigen Sie, Sir. Ich hab gedacht, das sind schon welche von unsern Mannskerlen. Ihr Auto ist kaputt? Das ist schlimm. Treten Sie ein. Hier ist nur leider noch alles sehr unordentlich –«
    »Was gibt's denn, Mrs. Tebbutt?« Die Stimme klang freundlich und gebildet, und als Wimsey der Frau in einen kleinen Salon folgte, erkannte er den Sprecher als einen ältlichen Pfarrer.
    »Die Herren hatten einen Autounfall.«
    »Ach!« rief der Gottesmann. »Und das an so einem fürchterlichen Tag! Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    Wimsey erklärte ihm, daß sein Wagen im Graben liege und sicher nur mit Seil und Pferdegespann wieder auf die Straße zu bringen sei.
    »Nein so was«, meinte der Pfarrer. »Da sind Sie gewiß über die Froschbrücke gekommen. Eine sehr gefährliche Stelle, vor allem bei Dunkelheit. Wir müssen da mal etwas unternehmen. Kann ich Sie ins Dorf mitnehmen?«
    »Das wäre sehr liebenswürdig, Sir.«
    »Aber nicht doch, nicht doch. Ich fahre nur nach Hause zum Tee. Und Sie können bestimmt auch etwas zum Aufwärmen vertragen. Sie haben es hoffentlich nicht eilig, an Ihr Reiseziel zu kommen? Wir würden uns außerordentlich freuen, Ihnen ein Nachtlager bieten zu dürfen.«
    Wimsey dankte ihm herzlich, meinte aber, er wolle die Gastfreundschaft des frommen Mannes nicht ungebührlich strapazieren.
    »Es wäre mir ein besonderes Vergnügen«, entgegnete der Pfarrer höflich. »Wir haben hier so wenig Abwechslung, daß ich Ihnen versichern kann, Sie würden meiner Frau und mir eine große Freude machen.«
    »Wenn das so ist –«, gab Wimsey nach.
    »Ausgezeichnet, ausgezeichnet!«
    »Ich bin Ihnen von Herzen dankbar, denn selbst wenn wir den Wagen heute noch freibekämen – ich fürchte, die Achse ist verbogen und erfordert die Künste eines Schmieds. Aber könnten wir nicht in einer Herberge übernachten? Es wäre mir wirklich peinlich –«
    »Aber machen Sie sich doch deswegen keine Gedanken. Natürlich würde unsere Mrs. Tebbutt Sie nur allzugern bei sich aufnehmen, das weiß ich, und sehr gemütlich würde sie es Ihnen machen, wirklich sehr gemütlich, aber nun liegt doch ihr lieber Mann mit dieser scheußlichen Grippe da – wir haben hier gerade eine richtige Epidemie, Gott sei's geklagt –, und da fürchte ich doch, es käme ihr jetzt nicht sehr gelegen, nicht wahr, Mrs. Tebbutt?«
    »Na ja, ich wüßte wirklich nicht, Sir, wie wir das unter diesen Umständen machen sollten, Sir, und in der ›Roten Kuh‹ haben sie nur ein Zimmer –«
    »O nein«, rief der Pfarrer schnell dazwischen, »nicht in der ›Roten Kuh‹; Mrs. Donnington hat doch schon Gäste. Überhaupt will ich gar kein Nein hören. Sie müssen mit mir ins Pfarrhaus kommen. Da haben wir reichlich Platz – viel zuviel sogar, viel zuviel. Übrigens, mein Name ist Venables – ich hätte mich schon eher vorstellen sollen. Wie Sie wohl bereits erraten haben – ich bin der Pfarrer dieser Gemeinde.«
    »Sie sind überaus freundlich, Mr. Venables. Wenn wir Ihnen wirklich keine Last sind, nehmen wir die Einladung mit Freuden an. Ich heiße Wimsey – hier ist meine Karte. Und das ist mein Diener Bunter.«
    Der Pfarrer kramte seine Brille hervor und setzte sie, nachdem er umständlich das Band auseinandergeklaubt hatte, ziemlich schief auf seine lange Nase, um Wimseys Karte in Augenschein zu nehmen.
    »Lord Peter Wimsey – so so. Herrjeh! Der Name kommt mir bekannt vor. Hab ich ihn nicht schon einmal in Zusammenhang mit – ha! Jetzt hab ich's! Bemerkungen über das Sammeln von Inkunabeln. Eine sehr kundige kleine Arbeit, wenn ich das sagen darf. Ach ja! Wie zauberhaft, einmal mit einem anderen Büchersammler plaudern zu können. Meine eigene Bibliothek ist leider etwas beschränkt, aber ich besitze eine Ausgabe vom Evangelium des Nikodemus, die Sie gewiß interessieren wird. Nein so etwas! Wie entzückend, auf diese Weise Ihre Bekannt schaft zu machen! O mein Gott, jetzt schlägt es schon fünf. Wir müssen uns auf den Weg machen, sonst bekomme ich von meiner Frau etwas zu hören. Auf Wiedersehen, Mrs. Tebbutt. Ich hoffe, es wird Ihrem lieben Mann morgen schon wieder viel besser gehen; er sieht sogar heute schon etwas besser aus, finde ich.«
    »Vielen Dank, Sir. Tom freut sich immer so, wenn Sie zu Besuch kommen. Sie haben bestimmt einen guten Einfluß auf ihn.«
    »Sagen Sie ihm, er soll nur den Kopf hochhalten. So eine häßliche, bedrückende
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