Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
Haus geht, trifft sie der Schlag.»
    MacPherson eilte hinaus, und man sah ihn mit Mrs. Green im Nebenhaus verschwinden. Kurz darauf kam er breit grinsend wieder heraus.
    «Sehrrr gut, Mylord», sagte er. «Sie sagt, es ist alles haarrrgenau so wie an dem Morgen, an dem Campbell verschwunden ist.»
    «Schön», sagte Wimsey. Er aß sein Frühstück zu Ende, packte den Regenmantel in die Tasche und machte noch eine Inspektionsrunde durchs Haus, um sich zu vergewissern, daß auch ja nichts verdächtig aussah. Mit Ausnahme der geheimnisvollen Überreste von vier zusätzlichen Frühstücken schien alles ganz normal. Er ging hinaus, traf Mrs. Green im Vorgarten, wechselte ein paar Worte mit ihr, erwähnte, daß er den Bahnhofsbus bekommen müsse und begab sich den Weg entlang zur Straße.
    Kurz nach halb acht hörte man den Omnibus keuchend nahen. Wimsey stoppte ihn und stieg ein. Der Polizeiwagen fuhr hinterdrein, nicht ohne die Neugier der übrigen Fahrgäste zu wecken.
    Um neun Uhr oder kurz danach fuhren Bus und Polizeiauto auf den Bahnhofsvorplatz. Wimsey stieg aus und ging zum Wagen.
    «Sie, Inspektor, kommen jetzt mit mir an den Zug. Wenn der Zug abgefahren ist, kommen Sie wieder hier heraus zu Dalziel. Dann fahren Sie beide die Straße entlang und holen den anderen Wagen.»
    Die beiden Beamten nickten, und Wimsey spazierte in den Bahnhof, den Inspektor auf den Fersen. Er sprach mit dem Stationsvorsteher und dem Schalterbeamten und löste ein Rückfahrbillett erster Klasse nach Glasgow. Minuten später wurde der Zug angesagt, und ein allgemeiner Auszug zum gegenüberliegenden Bahnsteig setzte ein. Der Stationsvorsteher, Signalstab unterm Arm, stolzierte hinüber, desgleichen der Signalbeamte, der sein luftiges Stellwerk verließ, um die Pflichten eines Dienstmanns wahrzunehmen. Die Omnibusfahrgäste strömten über die Gleise, hinterdrein der Busschaffner in Erwartung aussteigender Passagiere mit schwerem Gepäck. Der Schalterbeamte zog sich in sein Büro zurück und nahm eine Zeitung zur Hand. Wimsey und der Inspektor begaben sich mit den anderen Reisenden zum Zug.
    Der Zug fuhr ein. Wimsey drückte dem Inspektor so herzlich die Hand, als sollte er ihn nie wiedersehen, wenigstens für einen Monat; dann stieg er ins Erster-Klasse-Abteil, dessen Tür der Dienstmann beflissen für ihn aufhielt. Der Stationsvorsteher wechselte mit dem Zugschaffner die Stäbe und ein paar Nettigkeiten. Ein Korb voller Geflügel wurde herangekarrt und in den Gepäckwagen geladen. Plötzlich fiel MacPherson ein, daß doch da etwas nicht stimmte. Er hätte mit Wimsey reisen müssen. Er rannte zum Abteilfenster und sah hinein. Das Abteil war leer. Eine Pfeife schrillte. Der Schaffner schwenkte seine Fahne. Der Dienstmann beschwor MacPherson mit viel Getue, zurückzutreten. Der Zug verließ den Bahnhof. MacPherson stand einsam auf dem Bahnsteig, schaute hinauf und hinunter und begriff allmählich, daß er leer war.
    «Mein Gott!» sagte MacPherson und schlug sich auf den Schenkel. «Auf der einen Seite rein, auf der andern raus. Der älteste Trrrick in der ganzen Kiste.»
    Er rannte Hals über Kopf über die Gleise zurück und kam bei Dalziel an.
    «Dieser schlaue H …!» rief er stolz. «Er hat’s geschafft! Haben Sie ihn rrrauskommen sehen?»
    Dalziel schüttelte den Kopf.
    «So hat er’s also gemacht? Hach! Der Bahnhof steht zwischen uns! Hinten führt ein Weg durch den Garten des Stationsvorstehers. Da wird er durchgegangen sein. Wir müssen uns beeilen.»
    Sie fuhren am Bahnhofseingang vorbei und bogen auf die Straße ein. Vor ihnen ging mit schnellen Schritten eine kleine graue Gestalt. Es war inzwischen zehn Minuten nach neun.

Lord Peter Wimsey
    Die Leiche wurde wieder in den Wagen gepackt. Wimsey zog Campbells Hut und Mantel an und wickelte wieder einen Schal fest ums Kinn, damit unter der breiten, herunterhängenden Krempe so wenig wie möglich von seinem Gesicht zu sehen war. Er setzte den Wagen wieder auf die Straße und fuhr sanft in Richtung Creetown davon. Die Straße war steinig, und Wimsey wußte, daß seine Reifen ziemlich abgefahren waren. Eine Reifenpanne wäre verhängnisvoll gewesen. So bemühte er sich, vorsichtige 20 Meilen die Stunde einzuhalten. Wie nervtötend mußte dieses langsame Vorankommen für Ferguson gewesen sein, dachte er beim Fahren, wo Zeit doch für ihn so kostbar war. Mit einer echten Leiche hintendrin mußte er unwiderstehlich versucht gewesen sein, auf jedes Risiko hin Vollgas zu geben.
    Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher