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Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Titel: Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen
Autoren: Juergen Kehrer
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»Mit Erpressungen hatte ich schon des Öfteren zu tun, da bin ich sozusagen Experte.«
    »Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen würden. Ohne fachmännischen Rat kommen wir bei der Geschichte nicht weiter. Ich habe auch bereits mit der Versicherung gesprochen. Den Zuständigen dort ist sehr daran gelegen, dass die Zerstörungen aufhören. Sie haben ihr Einverständnis signalisiert, alle anfallenden Kosten für Ihre Tätigkeit zu übernehmen.«
    »Klingt sehr vernünftig«, bemerkte ich.
    Inzwischen hatten wir sein Büro erreicht. Ich ließ mich auf einem Freischwinger nieder, während der Graf in einer Schublade wühlte. Die Sache gefiel mir von Minute zu Minute besser. Eine nette kleine Erpressung, ein großzügiges Honorar und angenehme Arbeitsbedingungen – was wollte ich mehr?
    »Bitte! Die Erpresserschreiben!«
    Die Texte waren kurz und mit ausgeschnittenen Buchstaben zusammengesetzt:
    DU MUSST ZAHLEN
    KEINE BULLEN
    10.000 MARK NÄCHSTEN FREITAG
    (Es folgten Orts- und Zeitangaben)
    WIR LASSEN UNS NICHT VERARSCHEN
    WENN DU NICHT ZAHLST, GIBT'S ÄRGER
    (Erneut ein Übergabeort)
    Zehntausend Mark waren keine übertrieben hohe Forderung. Das sprach für die These, dass es sich bei den Tätern um Jugendliche handelte.
    »Hat die Polizei Fingerabdrücke festgestellt?«
    »Nein.«
    »Warum zahlen Sie nicht?«
    »Sind Sie verrückt?« Der Graf schaute mich entrüstet an. »Dann komme ich aus dem Zahlen nicht mehr heraus.«
    »Zum Schein, meine ich. Der Schwachpunkt jeder Erpressung ist die Geldübergabe. Irgendwann müssen die Täter am angegebenen Ort erscheinen und das ist die Gelegenheit, sie zu schnappen.«
    »So schlau war die örtliche Polizei auch schon.« Ein Hauch von Verachtung schwang in seiner Stimme mit. »Die Erpresser sind nicht aufgetaucht. Sie haben den Braten gerochen, wie es so schön heißt.«
    Die Polizei von Disselburg schien nur ein besserer Trachtenverein zu sein. Trotzdem vermerkte ich sie ganz oben auf meiner Liste von notwendigen Besuchen.
    »Eine Frage muss ich Ihnen stellen. Sie klingt banal und Sie werden sie sicher aus zahlreichen Fernsehfilmen kennen ...«
    »Meine Frau und ich schauen nicht fern«, sagte der Graf schlicht. »Das Programm ist uns zu niveaulos.«
    »Äh ... ja. Die Frage lautet: Haben Sie Feinde?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Können Sie sich vorstellen, dass sich jemand an Ihnen rächen will?«
    »Wofür? Die Grafen zu Schwelm-Legden haben in der napoleonischen Zeit ihre landesherrliche Selbstständigkeit verloren. Ich bin ein ganz normaler Bürger, zahle Steuern und engagiere mich für soziale Zwecke und den Naturschutz. Ich glaube nicht, dass sich die Einwohner von Disselburg über mich beklagen können.«
    »Na schön. Dann müssen wir nur noch eine unbedeutende Sache klären.«
    »Und die wäre?«
    »Mein Honorar.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Vierhundert Mark pro Tag plus Mehrwertsteuer, außergewöhnliche Ausgaben gehen extra.«
    »Einverstanden.«
    Ich hatte schon schwierigere Verhandlungen geführt. »Wünschen Sie tägliche Berichte?«
    »Kommen Sie zu mir, wann immer Sie etwas wissen wollen oder herausgefunden haben. Ich bin in der nächsten Zeit hier.«
    »In Ordnung.« Ich stand auf und nahm meine Reisetasche. »Im Hotel weiß man Bescheid?«
    »Ja. Einige Zimmer des Hotels werden ständig freigehalten, falls wir überraschend Besuch bekommen. Die Vorburg samt Hotel gehört zum Schlossbesitz, ich habe das Hotel lediglich verpachtet. Aber der Pächter, der gleichzeitig als Direktor fungiert, ist auch ein guter Freund von mir. Wenden Sie sich an ihn! Er heißt Tonio van Luyden.«
    Ich nickte. »Aus persönlicher Neugier würde mich noch interessieren, wie Sie ausgerechnet auf mich gekommen sind.«
    »Ach, das war ganz einfach.« Er grinste schelmisch. »Ich habe im Internet nachgeschaut. Und Sie sind der einzige Detektiv in Münster, der über eine eigene Homepage verfügt.«
    Es zahlte sich also doch aus, dass Franka etwas vom Internet verstand.
    Ich ging über die Brücke zur Vorburg zurück und betrat das Hotel.
    An der Rezeption brachte ich den Wunsch vor, mit dem Direktor zu sprechen, und keine drei Minuten später stand ein übergewichtiger Mann vor mir, der seinen Körper in einen grauen Anzug gezwängt hatte und übertrieben nach Rasierwasser roch.
    »Tonio van Luyden. Sie sind also der Detektiv?«
    Ich gab es zu.
    »Schrecklich, diese Anschläge. Ich hoffe, Sie werden das unverschämte Pack, das uns nachts um den Schlaf raubt, bald zur Strecke
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