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Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Titel: Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen
Autoren: Juergen Kehrer
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die Leiche einzumauern, er hatte das in einem Film gesehen. Es hätte ja sein können, dass uns jemand zusammen mit den Landstreichern beobachtet hatte und die Polizei auf unsere Spur bringen würde. Die folgenden Stunden und Tage waren schrecklich. Bis dahin hatte ich noch nie einen Toten angefasst. Noch heute verfolgen mich die Bilder in meinen Träumen. Doch irgendwie schafften wir es. Wir bauten die Mauer. Die Leiche verschwand, bis vor Kurzem. Anke war übrigens an all dem nicht beteiligt.«
    »Wie edel«, murmelte die Grafentochter.
    Alex schaute in die Runde. »Vielleicht haben Sie etwas Spektakuläreres erwartet? Im Grunde hat mir Max das Leben gerettet. Es war also kein Mord, sondern Notwehr. Allerdings haben wir die Situation, in der es dazu kam, selbst herbeigeführt. Das ist unsere Schuld, mit der wir leben müssen. Ich glaube nicht, dass sie sich vor Gericht verhandeln lässt.«
    »Sollte sich Ihre Geschichte bewahrheiten, sind die meisten Delikte, die man Ihnen vorwerfen kann, tatsächlich verjährt«, stimmte Stürzenbecher zu. »Abgesehen von der Grabschändung vor wenigen Tagen.«
    »Und was ist mit dem Mordversuch an Franka und mir?«, polterte ich dazwischen. Die Sache ging mir nun doch zu glatt. »Einer von euch dreien hat an der Lenkung meines Wagens herumgefummelt, sodass ich in die Gräfte gefahren bin. Dafür möchte ich auch ein Geständnis, inklusive einer Entschädigung.«
    Alex guckte bestürzt. »Das waren wir nicht, ehrlich. Ich weiß ja nicht einmal, mit welchem Auto Sie gekommen sind.«
    »Und ich auch nicht«, knurrte Anke. »Wie käme ich dazu, Sie umbringen zu wollen? Das wäre zu viel der Ehre.«
    »Ach, war es also mal wieder Max? Den Toten kann man es ja in die Schuhe schieben.«
    »Max war es auch nicht«, sage Alex. »Er hätte es mir bestimmt erzählt. Und außerdem hatte er viel zu wenig Ahnung von Technik.«

XIV
    Erneut bestaunte ich die extreme Wandlungsfähigkeit seines Gesichts. In der einen Sekunde guckte der Graf todtraurig, in der nächsten blinzelte er ironisch.
    Bei unserem Abschied wusste er wohl selbst nicht, was er empfand. Einerseits war er froh, dass die verworrene Geschichte nun endlich aufgeklärt war, andererseits bestürzt, dass sich seine eigene Tochter als eine der Beteiligten erwiesen hatte.
    Aber er wäre nicht der Graf zu Schwelm-Legden gewesen, amtierendes Oberhaupt einer jahrhundertealten Adelsfamilie, wenn er nicht auch in diesem Moment Haltung bewiesen hätte. Er bedankte sich aufrichtig für meine Arbeit, versprach die baldige Begleichung meiner Rechnung, erkundigte sich einfühlsam nach dem Schicksal meines Autos und rief, als ich ihm sagte, dass wir mit dem Zug nach Münster zurückreisen würden, sofort einen Gärtner herbei, der uns zum Bahnhof fahren sollte.
    Als wir über die Zugbrücke rollten, drehte ich mich noch einmal um. Die imposanten Mauern des Wasserschlosses spiegelten sich auf der glatten Oberfläche des künstlichen Sees. Eine unwirkliche Schönheit. Ein Stück aus der Vergangenheit, als wäre es für Disneyland konzipiert, nur ohne menschengroße Mäuse und Hamburger-Buden.
    »Möchtest du da wohnen?«, fragte Franka.
    »Nein. Ich bleibe lieber in Münster. Da sind die Keller zu klein, um Leichen einzumauern.«
    Stürzenbecher war schon vor Stunden mit Alex van Luyden und Anke Schwelm nach Münster gefahren. Sobald sie die Protokolle ihrer Aussagen unterschrieben hatten, würden sie nach Disselburg zurückfahren dürfen. Es gab keinen Grund, die beiden länger festzuhalten. Fast alles war aufgeklärt.
    Fast alles.
    Ich schaute nach vorn. Der wortkarge Gärtner lenkte den Wagen über die Stadtgrenze von Disselburg.
    »Ach, Entschuldigung«, sagte ich. »Wäre es möglich, einen kleinen Umweg zu machen?«
    Er nickte stumm.
    Ich gab ihm die Adresse von Christine Schmidt.
    Christine Schmidt hatte ihre Tochter auf dem Schoß und kämmte die Haare der Kleinen.
    »Wie geht es dir?«, fragte ich.
    »So langsam geht's wieder aufwärts. Die Sache mit Max war ein Schock, von dem ich mich erst mal erholen muss. Ich bin für eine Woche krankgeschrieben. Ich hoffe, dann funktioniere ich wieder ganz normal ...«, sie deutete ein Lächeln an, »... als Kinderschreck in der Schule.«
    »Ich wollte mich verabschieden.«
    »Ja.« Sie schien nicht enttäuscht. »Dann sehen wir uns wohl nicht wieder.«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    Sie kämmte weiter an der Frisur, die schon recht ordentlich aussah, und wartete darauf, dass ich ging.
    »Wo hast
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