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Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Titel: Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen
Autoren: Juergen Kehrer
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Geschichte!«
    »Also«, Klarholz leckte sich über die Lippen, »das war so: Ich war damals mit meinem Kumpel Meinolf, dem Meinolf Zwölf unterwegs.«
    »Wann war das?«, unterbrach ihn Stürzenbecher.
    »Vor sieben Jahren, so im Sommer. Also, wir, der Meinolf und ich, haben im Schlosspark gepennt, in einer Ecke, wo selten einer hinkam. Dann sind die drei aufgetaucht, zwei Jungs und ein Mädchen. Die waren erst unheimlich freundlich, wollten wissen, wie das so ist, wenn man Platte macht, was man da so erlebt und so.«
    »Gut«, nickte Stürzenbecher, »und was ist dann passiert?«
    »Also, wie gesagt, die waren erst scheißfreundlich, haben uns was zu essen und zu trinken gebracht. Wir konnten ja nicht ahnen, dass die uns reinlegen wollten.«
    Klarholz machte eine Pause. Die Spannung im Raum wurde fühlbar.
    »Also, dann hat einer der Jungs den Vorschlag gemacht, wir könnten doch im Schlosskeller wohnen, da sei es viel gemütlicher. Ich wollte ja nicht, Keller liegen mir nicht, Herr Kommissar. Aber der Meinolf, der war ganz scharf drauf. In der Nacht vorher hatte es geregnet und der Meinolf hatte was mit dem Rücken, der tat ihm immer weh, wenn es nass war. Also gut, hab ich gesagt, dann komme ich eben mit. Und zuerst war es ja auch gar nicht schlecht. Nebenan war so eine Art Weinkeller, da lagen jede Menge Flaschen. Ihr könnt euch nehmen, so viel wie ihr wollt, hat der Junge gesagt, und das haben wir auch gemacht. Wir haben uns volllaufen lassen, so ein edles Zeug werde ich wahrscheinlich nie wieder saufen. Da waren Flaschen bei, die waren dreißig Jahre alt. Ich meine, nach der dritten Flasche schmeckt sowieso alles gleich, trotzdem haben wir uns immer wieder die Etiketten vorgelesen. Das war ein Heidenspaß.« Klarholz leckte sich über die Lippen.
    »Weiter, Herr Klarholz!«, drängte Stürzenbecher.
    »Na ja, dann haben sie uns eingeschlossen.«
    »Können Sie das genauer schildern?«
    »Sie haben die Kellertür abgeschlossen, ich meine, von dem Teil, in dem wir waren. Der ganze Keller war ja riesig, das konnte man gar nicht überschauen. Der Meinolf hat nur gelacht und gesagt, was soll's, mit so vielen Flaschen halte ich es ein ganzes Jahr aus. Aber ich, ich hab die Panik gekriegt. In abgeschlossenen Räumen kriege ich leicht die Panik, Herr Kommissar.«
    »Verstehe«, sagte Stürzenbecher. »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Es gab da so ein kleines Oberlicht, ziemlich weit oben, das war das einzige Licht, das wir hatten. Ich hab mir so eine Art Podest gebaut, damit ich an das Fenster rankam, das war nämlich gar nicht so leicht. Dann hab ich das Fenster eingeschlagen und bin raus. Hab mich da durchgequetscht und bin abgehauen.«
    »Und was war mit Meinolf Zwölf?«
    »Der ist da geblieben, hat sich noch über mich lustig gemacht, als ich in der Luft hing und mit den Beinen strampelte. Sie müssen sich vorstellen ...«
    »Ich kann es mir vorstellen«, sagte Stürzenbecher. »Wissen Sie, was mit Meinolf Zwölf geschehen ist?«
    »Nein. Von dem habe ich nichts mehr gehört. Keiner hat je wieder was von dem gehört.« Klarholz leckte sich erneut über die Lippen. »Kriege ich jetzt meine hundert Mark?«
    »Später, Herr Klarholz.« Der Hauptkommissar machte eine Handbewegung. »Schauen Sie sich bitte um! Erkennen Sie unter den Anwesenden einen der damaligen Jugendlichen? Bedenken Sie, dass seitdem sieben Jahre vergangen sind.«
    Klarholz konzentrierte sich auf die, die altersmäßig infrage kamen: Franka, Anke Schwelm und Alex van Luyden.
    »Das ist schon so lange her.«
    »Können Sie einen der Jugendlichen identifizieren oder nicht, Herr Klarholz?«
    »Also, wenn ich's beschwören müsste ...«
    »Dazu werden Sie unter Umständen aufgefordert.«
    »Dann nicht.«
    Anke lächelte spöttisch. Alex kaute auf seiner Unterlippe.
    »Gut.« Man merkte Stürzenbecher die Enttäuschung an. »Wir brauchen Sie nicht mehr, Herr Klarholz.«
    »Hören Sie«, begehrte der Landstreicher auf, »es war keine Rede davon, dass ich jemanden identidingsbums muss. Ich sollte nur meine Geschichte erzählen.«
    »Das ist schon in Ordnung, Herr Klarholz.«
    Stürzenbecher nickte dem Polizisten zu, der den kleinen Mann am Arm ergriff und zur Tür zog.
    »Einen Moment!«, sagte Anke Schwelm.
    Alle schauten sie erstaunt an.
    »Dürfte ich Ihrem Zeugen einige Fragen stellen?«
    Stürzenbecher überlegte kurz. »Warum nicht?«
    »Herr Klarholz«, Anke schlug einen Ton an, der irgendwo zwischen überheblich und staatsanwaltlich lag, »wie
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