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Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
Autoren: Pippa Wright
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glättet sie ihr Lego -Haar . »Danke.« Sie wendet sich zu Mel, die sofort aufspringt und ihr aus dem Konferenzraum folgt, mit dem bedingungslosen Gehorsam eines Schoßhündchens.
    Offenbar wissen die restlichen Angestellten nicht, wie sie mit uns umgehen sollen. Haftet der Makel des Fehlschlags an uns? Könnte das ansteckend sein? Wird Jemima alle bestrafen, die sich Bedauern über unsere Kündigungen anmerken lassen?
    Schließlich bricht Lucy das Schweigen, eilt um den Tisch zu mir herum und umarmt mich. »Keine Ahnung, was hier passiert, aber ich werde dich vermissen. Wir bleiben doch in Kontakt? Gibst du mir Bescheid, wo du landen wirst?« Dann lässt sie mich los und wirft einen ängstlichen Blick in die Richtung von Jemimas Büro.
    »Natürlich, Lucy«, verspreche ich, »ich werde dich auch vermissen.«
    Dann geht sie zu Camilla, um sich zu verabschieden.
    Damit ist der Bann gebrochen. Für ein paar Minuten werden wir von Leuten umringt, die uns vorsichtig alles Gute wünschen und noch vorsichtiger ihr Bedauern über unseren Weggang ausdrücken. Natürlich ohne Partei zu ergreifen oder irgendetwas zu sagen, das Jemima später gegen sie verwenden könnte. Beinahe erinnert mich die Szene an eine kommunistische Säuberungsaktion, bei der es niemand wagt, sich mit den Dissidenten zu verbünden – voller Angst, dass man womöglich der Nächste sein könnte.
    Nur Josh, der Praktikant, hat nichts außer einem unbezahlten Job zu verlieren. Fröhlich vertraut er uns an, falls wir ihn fragen – wir sollten froh sein, dass wir hier raus sind.
    Fünf Minuten später stehen wir auf den Eingangstufen des Gebäudes – die Carter Morgan Agency existiert nicht mehr.
    »Lunch?«, fragt Camilla putzmunter.

29
    Würde man mich fragen, was mir Jemimas und Randys schmutziger Klo-Sex in finanzieller Hinsicht wert wäre – ich wüsste keine Antwort. Ich meine, bin ich eine Enthüllungsjournalistin, die einen Zwischenfall beobachtet und sich gleichzeitig den Profit ausrechnet, den er einbringen wird? Aber wie sich herausstellt, habe ich das gar nicht nötig. Das erledigen andere Leute für mich. Zum Beispiel machte mir News of the World ein wirklich gutes Angebot für die Story »Mein Leben als Randy Jones’ Freundin«. Obwohl Roy Matthews versicherte, man würde das äußerst geschmackvoll formulieren, und ich müsse nicht im Slip posieren, wenn ich das unangenehm fände (ein tiefes Dekolletee wäre allerdings wünschenswert), musste ich ablehnen. Und auch Camilla und Jemima konnten meinen Marktwert präzise beziffern: sechs Monatsgehälter.
    Das erzählt mir Camilla, sobald sich die Tür von Carter Morgan  – oder sollte ich Jemima Morgan PR sagen? – hinter uns geschlossen hat. Sieben Arbeitstage später wird das Geld auf meinem Konto eintreffen, zum Dank für mein Schweigen über Jemimas Indiskretion. Weiß der Himmel, welchen Deal Camilla für sich selbst ausgehandelt hat. Vermutlich einen ziemlich lukrativen.
    Zuerst wollte ich ihre Einladung zum Lunch ablehnen, weil ich den Frühstückskaffee nicht in allerbester Erinnerung habe. Aber seit dem Meeting ist sie total verändert. Fröhlich zieht sie mich zu einem kleinen Sushi-Lokal in einer Seitenstraße hinter dem Bürogebäude.
    Voller Enthusiasmus nimmt sie kleine Teller vom Förderband und bemerkt kaum, dass ich ihrem Beispiel nicht folge. Schließlich fällt es ihr doch auf, und sie bricht in Gelächter aus. »Schau nicht so trübsinnig drein, Lizzy!«, sagt sie und reißt eine Papierhülle mit Stäbchen auf. »Es hat alles großartig geklappt. Besser hätte es gar nicht laufen können.«
    »Was?«, frage ich ungläubig. Ich habe es schon seit langer Zeit befürchtet, und jetzt steht es endgültig fest – Camilla Carter hat den Verstand verloren. »Randy ist abgehauen, du hast deinen Job verloren, und ich...«
    »Lizzy, ich habe Randy rausgeworfen«, unterbricht sie mich. Verwirrt blinzle ich sie an. »Ich habe es dir doch gesagt. Ich konnte ihn nicht mehr vertreten. Den ganzen letzten Monat habe ich versucht, aus der Firma auszusteigen. Jemima hat es mir allerdings nicht gerade leicht gemacht.«
    »Aus der Firma auszusteigen?«, wiederhole ich wie ein Papagei.
    »Ja, Lizzy, ich habe einen neuen Job. Du auch, wenn du willst. Bei African Vision.« Camilla klemmt eine Scheibe Sashimi zwischen ihre Stäbchen und taucht sie in Sojasoße.
    »W-was? Du gehst nach Afrika? Was wird aus den Kindern  – und Jeremy?« Das alles erscheint mir unmöglich und lächerlich.
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