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Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Titel: Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)
Autoren: Derek Keilty
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verstohlen noch einen Löffel Eintopf in den Mund und wischte sich mit seinem Taschentuch die Lippen ab. »Sie sind eine kluge Frau, das muss man Ihnen lassen. Stur wir ein Felsenmuli, aber klug. Also gut, ich verrat es Ihnen. Der High Sheriff hatte gehofft, dass Sie vielleicht schon umgezogen sind. Sehen Sie, wir haben da ein paar Probleme mit den Siedlern auf dem östlichen Arm. Nicht alle Elfen sind glücklich darüber, dass jetzt direkt neben ihren Feldern Rinder grasen. Der High Sheriff hat das Land zwar gerecht verteilt, aber trotzdem – der eine oder andere fühlt sich benachteiligt.«
    »Ich wusste doch, dass noch etwas anderes hinter Ihren kleinen Besuchen steckt«, sagte Yenene. »Aber was kann eine alte Elfe wie ich da ausrichten?«
    »Der High Sheriff glaubt, dass es ein wichtiges Signal an das Elfenvolk wäre, wenn Sie, Ma’am, Ihre neue Ranch auf dem östlichen Arm beziehen würden. Schließlich sind Sie eine Elfe, aber gleichzeitig auch Rancherin.«
    »Ich verstehe. Hätte ich mir ja gleich denken können, dass dem High Sheriff im Grunde genommen nichts an einer gebrechlichen alten Elfe liegt. Na ja, egal, ich rühre mich jedenfalls nicht vom Fleck, nicht für den High Sheriff und auch sonst für niemanden. Sie wollen sich das Leben doch bloß so bequem wie möglich machen. Aber ich habe ganz bestimmt nicht die Absicht, Ihre Arbeit zu machen. Sehen Sie doch selbst zu, wie Sie mit dem Durcheinander, das Sie angerichtet haben, klarkommen …«
    Die erste Erschütterung war so schwach, dass der Topf auf dem Herd nur leise klapperte. Aber danach kam ein sehr viel kräftigerer Stoß. Der Boden wackelte heftig, und ich torkelte umher wie ein neugeborenes Fohlen.
    »Felsenbeben! Schnell, alle nach draußen!«, brüllte der Soldat.
    »Keine Zeit!«, blaffte Yenene. »Los, unter den Tisch. Der ist groß genug für alle!«
    Während wir unter Grandmas Küchentisch krabbelten, wurde das Beben immer schlimmer. Stühle und Stehlampen purzelten durcheinander, Flaschen zerbrachen, Eintopf schwappte über, Töpfe und Pfannen wurden von ihren Wandhaken gerissen und landeten scheppernd auf dem Küchenfußboden. Ich war auf dem westlichen Arm aufgewachsen und hatte mich an diese Beben gewöhnt, aber Angst hatte ich trotzdem. Ich biss die Zähne aufeinander und spürte mein Herz gegen die Rippen hämmern.

    Nur wenige Augenblicke später war alles wieder ruhig.
    Langsam kamen wir unter dem Tisch hervor. Ich ging zu dem zerbrochenen Fenster, um nach den Pferden zu sehen. Moonshine wieherte, was so viel heißen sollte wie: »Alles in Ordnung.«
    Der Himmelskavallerist blies die roten Backen auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung. »Ich hole mir hier drüben noch den Tod, und wofür das alles? Um einer verrückten alten Elfe Vernunft beizubringen.« Er bückte sich und zog seine Mütze unter der umgekippten Stehlampe hervor. »Also, wenn Sie so wild entschlossen sind, mit dem Rest dieses von allen guten Geistern verlassenen Felsenarms ins Ödland zu stürzen, dann bitte sehr, Ma’am. Ich werde Sie nicht daran hindern.« Mit diesen Worten setzte er seine Mütze auf und ging zur Tür.
    »Warten Sie. Sie können doch jetzt nicht so einfach aufgeben«, sagte ich.
    »Ich fürchte schon, Kleiner. Ich kann meine Zeit nicht länger vergeuden. Auf dem östlichen Arm braut sich ein Bürgeraufstand zusammen, und ich werde dort mehr gebraucht als hier. Das neue Fort bei Gung-Choux Village ist fast fertig, und so, wie die Dinge sich entwickeln, werden wir es wohl bald brauchen.«
    »Hmm, und Sie wollen tatsächlich von mir verlangen, dass ich unter diesen Umständen meine Heimat verlasse und umsiedle?«, sagte Yenene. »Na, Sie haben vielleicht Nerven. Kommt mir fast so vor, als wäre ich hier um einiges sicherer.«
    Der Soldat schnappte nach Luft. »Ich hab Ihnen doch gerade erklärt, dass Sie uns behilflich sein könnten, wenn Sie auf Ihre neue Ranch ziehen würden. Aber Sie wollen ja nicht hören.« Er wandte sich erneut zum Gehen. »Mir ist klar, dass auch das wahrscheinlich verschwendete Atemluft ist, aber bevor ich gehe, muss ich euch noch warnen. Ich habe auf dem Weg hierher einen einsamen Wolferer auf seinem Pferd gesehen. Hat ziemlich grimmig ausgesehen.«
    Wolferer sind professionelle Wolfsjäger. Sie jagen und töten Wölfe wegen ihrer Pelze, aus denen die reichen Damen von Mid-Rock City sich dann schicke Hüte schneidern lassen. Als mein Pa noch gelebt hat, hat er immer gesagt, ich soll gut aufpassen, damit ich
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