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Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Titel: Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)
Autoren: Derek Keilty
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Pferde gesehen hätte. Darum stelle ich meins ja immer hinten ab.«

    Ich traute meinen Ohren nicht. »Dann sind
wir
also jetzt schuld?«
    »Hab ich doch gar nicht gesagt. Aber ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. Ehrlich gesagt, das war das erste Mal seit Monaten, dass ich so was wie Ärger gehabt habe.« Sie gähnte und ging ins Haus zurück. »Und jetzt lege ich mich wieder schlafen.«
    Jez und ich gingen ihr nach. »Und was ist mit der Wolferine?«, wollte ich wissen.
    »Na ja, so, wie sie mich angeschaut hat, würde ich sagen, die kriegen wir nie wieder zu Gesicht. Oder in die Nase. Gute Nacht.«
    In dieser Nacht machte ich kaum ein Auge zu, so groß war meine Angst, dass die Wolferine zurückkehren könnte. Ich saß in Grandmas Schaukelstuhl, hörte den Grillen zu und lauschte auf Hufgetrappel. Und ich wusste, dass es Moonshine genauso ging.
    Jez rollte sich unter dem Tisch zu einer Kugel zusammen. Ich sagte ihr, dass es oben noch ein zweites Bett gab, aber sie meinte nur, dass der Tisch sie an die kleine Höhle am Pike’s Ridge erinnerte, in der sie früher immer geschlafen hatte.
    Jedes Mal, wenn ich die Augen zumachte, sah ich das unheimliche bandagierte Gesicht der Wolferine vor mir, und ein Schauer jagte mir über den Rücken. Aber wenigstens gab es keine Felsenbeben mehr. So schlief ich dann irgendwann doch noch ein.

     
    Am nächsten Morgen wurde ich von einem köstlichen Duft geweckt.
    Jez stand in der Küche und machte Frühstück: Eier mit Schinken und geröstetem Brot. Dann rief sie Yenene herunter, und wir setzten uns gemeinsam an den langen, hölzernen Küchentisch. Es wurde wenig gesprochen. Nicht einmal über die Wolferine.
    Anschließend schlurfte meine Großmutter mit einem großen Becher Kaffee zu ihrem Schaukelstuhl und sagte: »Also, bevor ihr wieder davon anfangt: Ich bleibe hier, und ich habe wirklich keine Lust, das Ganze noch einmal durchzukauen. Besser, ihr spart euch euren Atem. Ich bin immer noch ein bisschen müde nach der kleinen Unterbrechung mitten in der Nacht.«
    Kann doch gar nicht sein
, dachte ich. Schließlich hatte ich sie die ganze Zeit laut und deutlich schnarchen gehört.
    »Das Geschirr könnt ihr einfach stehen lassen. Fangt schon mal an, eure Sachen zu packen. Es ist ein herrlicher Morgen, das solltet ihr ausnutzen und euch bald auf den Weg machen.«
    Jeder Versuch, sie zu überreden, wäre sinnlos gewesen, darum zog ich meine Stiefel an. »Du hast recht, wir sollten zusehen, dass wir loskommen.«
    »Ihr müsst mir versprechen, dass ihr mich jetzt für eine Weile nicht mehr besuchen kommt. Los, versprecht es mir, sofort.«
    »Das verspreche ich dir auf keinen Fall«, erwiderte ich. »Nächste Woche kommen wir wieder, vielleicht sogar noch früher.«
    »Dann bringe ich Ihnen etwas besonders Leckeres aus der Fortkantine mit, Ma’am«, fügte Jez mit einem strahlenden Lächeln hinzu.
    Yenene gab keine Antwort, sondern schaukelte einfach vor sich hin und summte dabei. Dieses Gemurmel ging mir jedes Mal auf die Nerven, darum drehte ich mich zu Jez um. »Los geht’s, fliegen wir.«
    Jez stand auf. »Ich habe Ihnen ein bisschen Reis und Sechs-Beeren-Kuchen dagelassen. Schade, dass Sie nicht mitkommen wollen. Ich wäre sehr, sehr traurig, wenn Ihnen etwas zustoßen würde, Ma’am. Sie sind die einzige Grandma, die ich habe. Darf ich Sie Grandma nennen?«
    Yenene schaute sie an, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, gefolgt von einem Nicken. Dann wurde wieder geschaukelt und gesummt.
    Wir gingen zur Tür hinaus.
    Ich sattelte Moonshine. »Alles klar, Shy?«
    »Wo geht es hin, Will?«
    »Nach Hause.« Das hörte sich irgendwie komisch an. Schließlich waren wir ja gerade zu Hause – beziehungsweise dort, wo viele Jahre lang mein Zuhause gewesen war. »Nach Phoenix Rise«, verbesserte ich mich.
    Wir verließen also Phoenix Creek und flogen einen Bogen über Oretown, weil ich wissen wollte, wie es dort mittlerweile aussah. Unter uns sah ich die Hauptstraße, gesäumt von wackeligen Holzhäusern wie dem Kaufmannsladen, dem Hotel und dem Saloon. Sie hatten sich, wie alle Häuser in Oretown, aneinandergelehnt, so dass sie aussahen wie eine Reihe betrunkener Himmelscowboys, die versuchten, sich gegenseitig zu stützen. Aber es funktionierte nicht. Viele Häuser waren unter der Wirkung der heftigen Felsenbeben eingestürzt. Es war ein ziemlich seltsames Bild, so ganz ohne all die Menschen, die früher geschäftig durch die staubigen Straßen geeilt waren.

    Als wir
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