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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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Sohnes, unglaublich schwer für Sie gewesen sein. Dafür haben wir Verständnis, und uns ist durchaus bewusst, welche Auswirkungen ein solches Trauma auf ein Kind haben kann. Dennoch möchten wir der betrüblichen Entwicklung auf den Grund gehen und das Problem im Keim ersticken, damit es nicht unüberwindlich werden und dazu führen kann, dass eine vielversprechende Schülerin suspendiert oder noch schlimmer: der Schule verwiesen wird.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Lee Bream
    Rektorin
    Prue ließ den Brief sinken, und die Gesichter der drei Erwachsenen in der Küche tauchten nach und nach über dem Blatt auf wie die kreisenden Monde eines fernen Planeten. Es war vollkommen still im Raum, bis auf das regelmäßige Doing des im Türrahmen befestigten Hüpfsitzes von Prues kleinem Bruder Mac.
    Prue zuckte die Achseln. »Was wollt ihr jetzt von mir hören?«
    Doing .
    Ihre Eltern wechselten einen besorgten Blick. »Schätzchen«, sagte ihre Mutter, »vielleicht solltest du …«
    Doing .
    Prues Vater wandte sich der Lehrerin in dem Kaftan zu, der dritten in diesem himmlischen Dreiergespann. Sie lehnte am Kühlschrank.
    »Miss Thennis …«, begann er.
    Doing .
    »Bitte«, sagte die Lehrerin, wie hypnotisiert von dem kleinen Jungen im Hüpfsitz. »Nennen Sie mich doch Darla.« Offenbar wartete sie auf das nächste laute …
    Doing .
    »Darla«, fuhr Prues Vater fort. »Ich muss sagen, das kommt völlig überraschend für uns, ich meine …« Doing . »Die letzten Monate waren nicht einfach für uns, das stimmt schon, aber uns kommt es so vor, als wäre das unvermeidlich, in Anbetracht des …« Doing . »Irrsinns, den wir erlebt haben, und …« Er hielt inne, weil er merkte, dass Darla sich offenbar nur noch auf das Federn der Gummibänder von Macs Hüpfsitz konzentrieren konnte.
    »Liebling«, sagte er schließlich zu seiner Frau, »würde es dir etwas ausmachen, Mac mal eben aus dem Ding rauszunehmen?«
    Sobald Prues Mutter zurückgekommen war, wurde das Gespräch wieder aufgenommen. Darla sagte: »Ich weiß, was Sie durchmachen, und das alles ist völlig normal für ein Kind ihres Alters. Wir wollen ja nur nicht, dass sie zu weit zurückfällt.«
    Prue blieb stumm. Sie musterte die Erwachsenen eingehend. Sie sprachen über sie, als wäre sie gar nicht anwesend, und so hatte sie auch keine Lust, sich zu beteiligen. Mit den Spitzen ihrer Gummistiefel tippte sie auf den korkgefliesten Fußboden und wünschte sich die drei ganz weit weg. Sie malte sich ein Erdbeben aus, das einen Riss mitten durch die Küche entstehen lassen und die Erwachsenen mit einer einzigen schnellen Erschütterung verschlucken würde.
    Offenbar bemerkte Darla Prues geistige Abwesenheit und sprach sie direkt an. »Prue, deine Abschlussprüfungen im letzten Halbjahr waren miserabel. Es ist, als wärest du gar nicht da, als wäre dein Kopf ganz woanders, an einem fernen Ort.«
    Ist er auch , dachte Prue.
    »Und von deinen Fehlzeiten will ich mal gar nicht reden«, sagte Darla mit einem Seitenblick auf Prues Eltern.
    »Fehlzeiten?« Das kam von Prues Mutter. »Welche Fehlzeiten?«
    Darla sah Prue durchdringend an. »Willst du es ihnen erzählen?«
    »Na ja.« Prue blickte von ihren Schuhen auf. »Es waren nur ein paar Tage …«
    »Ein paar Tage?«, stieß ihr Vater hervor und starrte seine Tochter fassungslos an.
    »Ein paar Tage, an denen ich morgens nicht ganz pünktlich war und mir dachte, tja, dann verpasse ich wohl die erste Stunde, und wenn ich die erste Stunde verpasse, kann ich in der kleinen Pause nicht fragen, was wir in Geschichte aufhatten, und wenn ich Geschichte schon nicht kann – wie soll ich dann Mathe überstehen?« Sie wedelte mit den Händen vor dem Gesicht herum, als wollte sie die verwirrenden Schwaden eines dichten Nebels heraufbeschwören. »Es war, als würde eine lange Reihe von Dominosteinen umfallen. Und dann hab ich eben beschlossen, es einfach sein zu lassen und mich ins Café zu setzen und zu lesen.«
    Kleinlaut lächelnd sah Prues Vater Miss Thennis an. »Na, wenigstens liest sie, stimmt’s?«
    Seine Frau ignorierte den Kommentar. »Und diese … diese … Dominosache ist mehrmals passiert?« Ihr Blick bohrte sich durch Prues Pony, der jetzt praktischerweise vor ihrem gesenkten Gesicht hing.
    »Fünf Mal, um genau zu sein«, antwortete Miss Thennis.
    »Fünf?«, fragten Prues Vater und Mutter wie aus einem Mund.
    »ÜMPF!«, ertönte Macs Stimme aus dem Wohnzimmer. »PUUUH! ÜMPF!«
    »Ähm«, machte
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