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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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in die richtige Richtung ist, dass ich mich dir anschließe. Weglaufen hat keinen Zweck.«
    Der Schmerz schoss nach oben, und Prue zog eine Grimasse und drehte den Kopf dem Eingang des Verschlags zu. Der Regen peitschte seitwärts herab, das Licht flackerten im Wolkendunst. Der letzte Zirkuswaggon quietschte in der Ferne und verkündete damit sein Vorankommen auf den breiten Gleisen, die am Fluss entlang aus der Stadt führten. Der Zirkus war unterwegs, doch der Direktor ahnte noch nicht, dass einer der Käfige im mittleren Wagen, derjenige, der vorher seinen Star beherbergt hatte, leer war. Stattdessen war sein Star hier, in der Senke der Müllhalde, und versorgte die Wunde dieses einen verletzten Kindes. Hier in diesem Verschlag, wo still ein Feuer in der tiefen Finsternis brannte.

FÜNFUNDZWANZIG
    Das Ende einer Jahreszeit
    H ör mal.
    Der Schnee hat aufgehört. Der Regen hat begonnen.
    Hör genau hin.
    Durch die Schachbrettstraßen seiner früheren Welt geht der Junge davon. In der Ferne hört er das Tuten des Zuges. Die Schwärze der Nacht versteckt ihn. Er ist ein Fremder hier. Immer noch trägt er die Kleider, die er zu Beginn seiner Reise trug. Die Ratte sitzt auf seiner Schulter, die Schnauze gereckt, wie eine Wache am Bug eines durch den Sturm pflügenden Schiffes. Der Junge möchte nur eines: Seine Adoptivfamilie finden, jene, der er einen Eid schwor. Still verflucht er sich, diesen Eid so lange missachtet zu haben. Er wird es wiedergutmachen, das gelobt er. Am Horizont, jenseits des Flusses und der schlafenden Stadt, ragen hoch die Bäume auf. Dorthin will er zurückkehren.

    Hör mal.
    Ein Mann in einem schmutzigen, mit Asche beschmierten Strickpullunder kniet vor einem brennenden Haus, seine dicken Tränen ziehen saubere Spuren durch den Ruß auf seinen Wangen. Der Rauch quillt in die Luft. Von ferne ertönen Sirenen, aber der Mann weiß, dass es zu spät ist, dass das Feuer zu weit vorangeschritten und die Rettung des Gebäudes und all seiner geliebten Maschinen nicht mehr möglich ist. Er kann nur dort knien, auf dem feuchten Kies, und der Zerstörung zusehen. Seine Gefährten haben ihn verlassen: die Frau im Kleid, der Mann im eng sitzenden Anzug, der Mann mit dem Kneifer. Sie haben ihn hier vor seinem brennenden Gebäude zurückgelassen und sind mit einem elternlosen koreanischen Mädchen und dem blinden Mann, von dessen Seite zu weichen sich das Mädchen weigert, fortgegangen. Sie haben ihre Beute. Den Mann mit dem Bart und dem grellen Strickpullunder brauchen sie nicht mehr. Er flucht halblaut. Eine tiefe Rachsucht wächst in seinem Herzen.

    Hör mal.
    Tiefer im Inneren des Gewirrs von Lagerhallen und Schornsteinen liegt ein weites Gelände mit einsamen, verlassenen Gebäuden, die Fenster zerbrochen, die Dächer eingestürzt. Es ist ein ruhiger Ort, niemand lebt hier. Selbst jene, die in der Industriewüste schuften, haben keinen Anlass, diese trostlose Gegend zu betreten. Die Straßen sind voller Schlaglöcher, die Bürgersteige schief und rissig. Aber nun ist eine Gruppe von Kindern gekommen, die nach einer Unterkunft sucht. Sie sind weit gelaufen, ihre Verfolger haben sie längst abgeschüttelt. Nun sind ihre Schritte schwer und langsam. Sie haben zwei aus ihren Reihen verloren, das koreanische Mädchen und den blinden Mann, und sie betrauern den Verlust. An der Spitze gehen zwei Mädchen, ein älteres und ein jüngeres, das eine mit glatten Haaren und das andere mit lockigen. Sie halten sich an den Händen. Das kleinere Mädchen, das mit den Locken, trägt eine Puppe, die von einem der anderen Kinder aus dem brennenden Gebäude gerettet wurde. Die Wiedervereinigung war überschwänglich, erst vor Kurzem hat das kleinere Mädchen aufgehört, den Knopf zu drücken und die Puppe sprechen zu lassen. Doch nun ist es tief in Gedanken versunken und sinnt über das nach, was vor ihm liegt. Es sieht ihre Schwester an: der entschlossene Blick auf ihrem Gesicht macht ihm Mut. Sie haben ein seltsames Geheimnis über sich erfahren, eines, das sie zu ihrem verschollenen Bruder führen könnte. Aber zuerst, haben sie sich vorgenommen, müssen sie ihre Freunde retten. Ein Haus mit unversehrtem Dach kommt in Sicht. Es steht in der Mitte eines großen Platzes. Die Kinder gehen darauf zu, als würden sie von dem Gebäude angezogen. Vielleicht wird dies ihr Zuhause sein.

    Hör mal.
    Weit weg, unter dem Dach eines Wellblechverschlags, schürt ein Bär ein kleines Lagerfeuer und wärmt den reglosen Körper eines
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