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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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Eingangstür ins Freie geströmt. Als schließlich alle dort versammelt waren, rannten sie blindlings auf die Unadoptierbaren und ihre Bewacher zu. Die Flammen aus den Fenstern des Gebäudes sorgten für eine unheilvolle Hintergrundbeleuchtung. Das, in Kombination mit der ungezügelten Wut auf mindestens hundert Gesichtern, verlieh den Kindern das Aussehen von Furien, die aus den Tiefen freigesetzt worden waren, um das Chaos zu entfesseln.

VIERUNDZWANZIG
    Revolution!
    D arla warf den Kopf zurück und stieß einen entsetzlichen Schrei aus, einen Schrei, der das Jammern einer Frau und das Heulen eines Tiers zu vereinigen schien. Er hallte durch die Senke im Müll, durchgang die aufgeschütteten Müllberge und rüttelte an den Scheiben der Computerbildschirme und Fernseher. Er bohrte sich tief in Prues Trommelfelle, während sie die vorübergehende Ablenkung ihrer Angreiferin nutzte, um rückwärts weiter den Abfallhaufen hinaufzuklettern so schnell sie nur konnte. Doch sie hatte kaum ein paar Schritte geschafft, als Darla sich bückte und die Klinge aus ihrem Fuß zog. Sie zog eine gequälte Grimasse, ohne Prue dabei aus den Augen zu lassen.
    »Das hättest du nicht tun sollen«, sagte die Fuchsfrau. »Das macht alles nur noch schlimmer.« Achtlos warf sie das Messer weg.
    Prue riskierte einen Blick über die Schulter. Der Gipfel des Müllbergs war etwa zehn Meter entfernt. Die Lichter des Vergnügungsparks schufen eine Art weißen Saum entlang des Grats. Curtis konnte noch nicht weit sein.
    »CURTIS!«, schrie Prue.
    Das langgezogene Signal einer Lokomotive übertönte ihren Ruf. Der Zirkus reiste ab, und die Nacht war erfüllt vom Rasseln und Quietschen des Zuges. Noch einmal probierte sie es, aber ihre Stimme war vor Erschöpfung ganz heiser.
    »O ja«, sagte Darla und kam schon wieder näher. Ihr rechtes Bein schonte sie jetzt, dunkles Blut sickerte aus der Wunde im Fuß. »Bitte hol doch deinen Freund. Der steht als Nächster auf meiner Liste. Das würde mir die Arbeit deutlich erleichtern.« Inzwischen prasselte der Regen herab, und Prue spürte das Wasser über ihre Stirn strömen. Es tropfte ihr über die Lippen in den Mund, der leicht geöffnet war, da ihr Atem in tiefen, heftigen Stößen ging. Darlas Fell war schwarz wie Öl und schien auch die Beschaffenheit von Öl zu haben, so wie es auf ihrer Haut klebte, so wie das Wasser daran herabfloss und auf den Boden stürzte.
    »CURTIIIIIS!«, schrie Prue erneut.
    Darla fiel spöttisch mit ein. »CURTIS!«, rief sie und legte die langen Krallen um den Mund. »Gesell dich doch zu uns!« Dann legte sie den Kopf schief. »Komisch, er hört uns offenbar nicht.«
    »Damit kommst du nicht durch. Sie werden dich finden.«
    »Und welche geheimnisvollen ›Sie‹ sollen das sein?«
    »Uhu Rex. Die Räuber.«
    »Da habe ich Neuigkeiten für dich. Uhu Rex hat die Flatter gemacht.« Sie kicherte über ihren eigenen Witz. »Wie vom Erdboden verschluckt. Was deine Räuber betrifft, die waren schon weg, als wir ihr kleines Lager gefunden haben.«
    »Weg?«
    »Ich würde dafür ja gern die Lorbeeren einheimsen, aber wir drei Kitsunes gegen, na, ungefähr hundert Räuber? Nein, nein. Sie waren alle verschwunden. Viel Rauch und Feuer. Keine Räuber. Die schöne Aufgabe hat jemand anders erledigt. Du schmeichelst mir, wenn du glaubst, wir drei hätten das gesamte Lager ausgelöscht.« Sie lachte. »Ich hätte nichts sagen sollen. Na ja, in ein paar Sekunden bist du sowieso tot.«
    Etwas Kaltes und Spitzes stach in Prues Handfläche. Es war eine dünne Stahlstange, die aus dem Haufen ragte. Rasch zerrte sie sie heraus: Sie war verrostet, einen Meter lang und lag schön schwer in ihrer Hand. Nun schwang Prue sie in Richtung der Kitsune, und die Kreatur zuckte zurück.
    »Leg das weg«, sagte Darla.
    »Lass mich in Ruhe.«
    »Das kann ich nicht. Ich habe einen Auftrag auszuführen.«
    Wieder schlug Prue nach ihr. Die Stange pfiff vor Darlas ausgestreckten Krallen durch die Luft. »Das lasse ich nicht zu. Auf keinen Fall. Ich werde dich aufhalten.« Die Worte holperten stoßweise aus Prues Mund. Das Hämmern ihres Herzens pochte einen dumpfen Rhythmus in ihren Ohren.
    Darla verzog den Mund zu einem Grinsen, und Prue holte noch einmal mit der Stange aus. Doch Darla täuschte ein Ausweichen nach rechts an und machte einen Satz.
    Hastig sprang Prue zur Seite und stützte sich mit dem Ellbogen am Hang ab. Darlas heißer Körper landete auf ihr und drückte sie zu Boden. Sie spürte das
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