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Wildes Begehren

Wildes Begehren

Titel: Wildes Begehren
Autoren: Christine Feehan
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Gesicht war aschfahl.
    »Du willst doch nicht etwa sterben?«
    »Wenn diese Idioten noch länger brauchen«, erwiderte Rio und stöhnte erneut. »Verdammt, tut das weh.«
    Die Art, wie sein Freund atmete, gefiel Conner nicht. Er konnte sich nicht aus eigener Kraft auf Hände und Knie aufrichten, deshalb grub er die Zehen in den Pflanzenteppich, schob sich voran und robbte sich unter Einsatz der Ellbogen nach und nach um Rio herum an die Notfalltasche heran. Es war das erste Mal im Leben, dass Conner sich wünschte, einige Teile seiner Anatomie wären etwas kleiner ausgefallen. Mit dem überaus empfindlichen Glied über den Boden zu schrammen war keine gute Idee.
    Er war nicht besonders weit von der Tasche entfernt, doch die Distanz erschien ihm fast unüberbrückbar. Er musste sich immer wieder ausruhen. Der Schweiß brach ihm aus und vermischte sich mit dem Blut, das an ihm klebte. In seinem Kopf dröhnte es, und sein Puls hämmerte so laut, dass er die natürlichen Geräusche des Waldes übertönte. Seine Lippen waren trocken und die Arme schwer wie Blei.
    Conner hinterließ eine Blutspur, aber er schaffte es bis zur Tasche. Es kostete ihn viel Zeit, sich aufzusetzen. Seine Hüfte bewegte sich nur unter Protest und für einen Augenblick begann die Welt, sich um ihn zu drehen. Conner durchwühlte die Tasche nach dem Tropf und zusätzlichen Scherzmitteln. Rio versuchte unterdessen, sich zusammenzureißen, doch dass er schwächer wurde, war nicht zu übersehen.
    »Wehe, du wagst es, mir unter den Händen wegzusterben, dann jage ich dir eine Kugel in den Kopf«, murmelte Conner.

    »Das ist sicher hilfreich«, bemerkte Rio.
    Als Conner versuchte, die Haut über Rios Vene zu desinfizieren, zitterten seine Hände. Dabei verschmierte er Blut auf Rios Arm und fluchte.
    »Ich habe das Gefühl, du könntest etwas mehr Wert auf Hygiene legen«, bemerkte Rio.
    »Und nebenbei liegst du auf Dreck und faulenden Pflanzen, und viele kleine Tierchen krabbeln auf dir herum.«
    »Schön zu wissen«, hustete Rio. Das Sprechen begann ihm schwerzufallen. »Dabei habe ich versucht, die Viecher zu ignorieren.«
    Aus Angst, dass seine Hände zu glitschig sein könnten, um die Nadel richtig einzustechen, säuberte Conner sie mit Wasser. »Halt still und heul nicht.«
    »Au, hör auf, mich zu pieksen.«
    »Du benimmst dich wie ein Baby. Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht heulen.« Conner atmete tief ein und aus, damit seine Hände aufhörten zu zittern. Er war schwächer, als er gedacht hatte. Es sah ganz danach aus, als würden sie beide an diesem Ort sterben, einfach langsam verbluten, und tatsächlich von den Würmern gefressen werden.
    Er bewegte sich wie in Zeitlupe und hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Noch einmal wischte er sich mit dem Arm Blut und Schweiß von der Stirn, um die Hände sauber zu halten. Rio hatte gute Venen, doch sie verschwammen vor Conners Augen.
    »Tu’s einfach«, ermutigte Rio ihn und legte den Kopf in den Nacken.
    Dass sein Freund nur noch flach atmete, so als ob jeder Atemzug eine Qual war, gefiel Conner ganz und gar nicht. Er behandelte ihn so sanft, wie es ihm bei dieser unklaren
Sicht und den bebenden Fingern möglich war, und schaffte es schließlich, die Vene zu treffen. Mit einem erleichterten Seufzer schloss er seinen Freund hastig an den Tropf an, damit er Flüssigkeit bekam.
    »Komm schon, Mann, halt durch!«
    »Das brennt wie Feuer«, gestand Rio.
    »In ein paar Minuten wird es besser.«
    »Wenn irgendetwas schiefgeht …«
    »Ach, halt die Klappe.«
    »Nein, hör zu, Conner. Falls ich es nicht schaffe, müsst ihr euch um Rachael kümmern. Sie hat genug Geld, dafür hat Elijah gesorgt, aber sie wird euch brauchen.«
    Conner fluchte und beugte sich über Rio. »Schau mich an. Mach die Augen auf und schau mich an.«
    Rios Lider zitterten unter der Anstrengung, doch er schlug die Augen auf.
    »Du. Wirst. Nicht . Sterben.« Conner betonte jedes Wort einzeln, damit Rio ihn nicht missverstehen konnte. »Ich werde dich hier rausbringen, und wenn ich dich Huckepack nehmen muss.«
    Rio betrachtete ihn eine ganze Weile, dann schlich sich ein Hauch von Belustigung in seinen Blick. »Zuzutrauen wär’s dir, du halsstarriger Hurensohn.«
    »Nichts gegen meine Mutter. Aber mit Hundesohn wäre ich einverstanden.«
    Rio rang sich noch ein Lächeln ab und nickte.
    Conner legte ihm eine Hand auf die Schulter und trank noch einen Schluck Wasser. Er meinte es ernst. Und wenn er den ganzen Weg kriechen musste,
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