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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum
Autoren: Teresa Medeiros
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ihrer Kühnheit freundlich zu. Ihre Worte hatten ein allgemeines Chaos ausgelöst. Noreen war mit flatternden Petticoats von seinem Schoß gesprungen, und Dauber und Seal hatten bei ihrer Flucht unter den nächsten Tisch sämtliche Scheine und Münzen auf dem Fußboden verstreut.
    Nur Drew saß nach wie vor an seinem Platz, auch wenn er die Hände in die Luft geworfen hatte und die gewachsten Enden seines Schnurrbarts vor Besorgnis zitterten. Billy nahm an, er hätte sich zu den beiden Cowboys unter die schützende Tischplatte gesellt, wenn er nicht in Sorge wäre, seine neue Paisley-Jacke, die er extra aus Philadelphia hatte kommen lassen, dadurch zu ruinieren. Dass Drews Eitelkeit noch seine Feigheit übertraf, wusste die ganze Stadt.
    Dies war nicht das erste und sicher nicht das letzte Mal, dass Billy von einer bewaffneten Frau bedroht wurde. Himmel, einmal hatte eine eifersüchtige Hure in Abilene sogar
abgedrückt! Aber sie hatte derart hübsch geweint und seine Wunde und die übrigen Körperstellen so liebevoll versorgt, dass sie seine Vergebung erhielt, noch ehe die Blutung gestoppt war.
    Es machte ihm nicht groß etwas aus, wenn ein Weibsbild auf ihn schoss. Nur wollte er zuvor etwas getan haben, was ihm ihren verdienten Zorn eintrug.
    Er nippte an seinem Whisky, kniff die Augen zusammen und unterzog sein Gegenüber erneut einer nachdenklichen Musterung. Zwar waren ihre Hände völlig ruhig, aber die roten Wangen verrieten ihre Aufregung. Jede bewaffnete Lady war eine Gefahr, aber diese junge Dame wirkte gefährlicher als viele andere. Jedes Mal, wenn sie einatmete, bebten ihre zarten Nasenflügel wie die einer angespannten Stute.
    Mr. Darling durchforstete sein Hirn auf der Suche nach einem Vergehen, dessen er sich ihr gegenüber schuldig gemacht hatte. Sie sah nicht aus wie die Art Frau, die ihm irgendein quäkendes Balg in den Arm drücken und behaupten würde, es wäre von ihm. Wieder hob er sein Glas an seine Lippen und spülte den Widerwillen hinunter, den er bei dem Gedanken, der Welt einen weiteren unglückseligen Darling beschert zu haben, empfand.
    Dann betrachtete er ihre Figur. Sie war schlank wie eine Gerte - sah geradezu verhungert aus. Sie wies nicht die geringste Ähnlichkeit mit den drallen Weibsbildern auf, denen für gewöhnlich sein Interesse galt.
    Billy runzelte die Stirn. In den letzten Jahren war er mehr als einmal neben Gespielinnen aufgewacht, an deren Gesichter und Namen er sich kaum erinnerte; aber der Gedanke, dass ihm eine solche Begegnung vollkommen entfallen sein sollte, beunruhigte ihn doch. Er fasste die hohen Wangenknochen der Person ins Auge und wünschte sich, er könnte
unter dem lächerlichen Vogelnest von Hütchen, das sie trug, die Farbe ihrer Haare entdecken. Als sein Blick jedoch auf ihre Lippen fiel, war er sich sicher, dass er nie zuvor in ihre Nähe gekommen war. Hätte er diese rosigen Lippen je gekostet oder diese schneeweißen Wangen je vor Freude gerötet gesehen statt vor Zorn, dann würde er sich, verdammt noch mal, bestimmt daran erinnern.
    Er leerte den Rest seines Whiskys und stellte das Glas mit einer Wucht zurück, die sie zusammenfahren ließ. »Warum stecken Sie die Waffe nicht einfach wieder ein? Sie wollen doch wohl nicht, dass das Pulver Löcher in Ihre hübschen Handschuhe brennt, Miss …«
    »Fine«, stellte sie sich knapp vor. »Miss Esmeralda Fine.«
    Sie warf ihm ihren Namen wie einen Fehdehandschuh hin, aber er weckte nicht die leiseste Erinnerung in ihm. »Esmeralda? Nun, das ist ein ziemlich imposanter Name für eine so magere Person wie Sie. Mir gefällt eigentlich Esme besser. Wäre Ihnen das recht?«
    Das Unmögliche geschah. Sie presste ihre Lippen zu einem noch schmaleren Strich zusammen als zuvor. »Es wäre mir nicht recht. Nur mein Bruder hat mich so genannt.« Dann überraschten ihre Lippen sie, indem sie plötzlich spöttisch lächelten. »Es sei denn, Sie würden wollen, dass ich Sie Darling nenne. Eine wirklich passende Bezeichnung für Sie, finde ich.«
    Billy sah sie zornig an. »Der Letzte, der mich wegen meines Nachnamens verspottet hat, Miss Fine, kriegte eine Hand voll Blei zu schlucken.« Tatsächlich hatte er nur eine blutige Nase davongetragen; aber da Billy nicht beabsichtigte, dieser jungen Dame gegenüber auch nur die geringste Schwäche zu zeigen, schnitt er lieber etwas auf.
    »Das war nicht zufällig mein Bruder, nein? War das der
Grund, weshalb Sie einen wehrlosen Mann abgeknallt haben? Weil er Ihre armen,
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