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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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fernsehen. Essen vom Chinesen in sich hineinstopfen und dann wieder übereinander herfallen. Als ihr ein leiser Seufzer der Vorfreude entschlüpfte, sah sie verlegen zu Jean hinüber.
    Â»Meinst du, du erkennst Thomas überhaupt noch? Ihr habt euch doch mindestens zwei Wochen nicht gesehen.«
    Â»Kein Problem«, lachte sie. »Er hat gesagt, er trägt eine rote Nelke zwischen den Zähnen.«
    Â»Na, dann wird es wohl ein super Wochenende werden für dich.«
    Jean lenkte den Wagen sicher durch den dichten Verkehr, während Marie, wie so oft, in dem zauberhaften Anblick der Stadt versank. Mit einem Mal wurde sie heftig Richtung Windschutzscheibe geschleudert. Der Gurt schnitt ihr in den Oberkörper, sie schrie leise auf. Jean riss das Lenkrad herum, der Streifenwagen schleuderte auf die Gegenfahrbahn, wo ihm ein schwerer SUV gerade noch ausweichen konnte.
    Â»He, willst du uns umbringen?«
    Jean gab keine Antwort. Er schaltet das Blaulicht an und gab Gas.
    Â»Der rote Citroën da vorne. Er hat fast eine Frau mit einem Kinderwagen überfahren. Der ist wohl nicht ganz dicht.«
    Jetzt sah Marie, weswegen Jean plötzlich so schnell fuhr. Ein paar Autos vor ihnen raste der alte rote Citroën durch den Verkehr. Er überholte rechts, drängelte die Fahrer vor ihm zur Seite. Jetzt schrammte er an einigen geparkten Autos entlang.
    Â»Ist das der Typ von vorhin? Der mit dem Whisky?« Angespannt beobachtet sie den Kamikazefahrer vor ihnen.
    Â»Der scheint die Flasche inzwischen geleert zu haben«, knirschte Jean durch die Zähne. »Ich könnte mir in den Arsch beißen, dass ich vorher nicht auf dich gehört habe. Wir hätten ihn aus dem Verkehr ziehen müssen.«
    Als der Citroën eine rote Ampel überfuhr und der Rest des Verkehrs anhielt, konnte sich Jean direkt hinter den immer schneller werdenden Wagen setzen. Er wollte ihn überholen und an die Seite drängen. Doch der Citroën wurde immer schneller. Jetzt bog er mit quietschenden Reifen in eine enge Nebenstraße ein, die durch die geparkten Autos noch enger wurde.
    Vor dem kleinen hübschen Eckrestaurant Claire de Lune standen Saras Freunde in einer kleinen Gruppe und tranken ihren Aperitif. Sie lachten und stießen die Gläser aneinander. Junge Leute, die sich auf einen vergnügten Abend mit Sara und Paul freuten. Die hübsche Sabine hing am Arm ihres neuen Freundes Eduard, der an einem dicken Bündel Schnüre eine Traube Luftballons festhielt, die bunt über ihren Köpfen schwebten. François, Saras bester Freund aus der Schauspielschule, blies ein paar Töne auf seinem Saxophon: »Happy Birthday«, wie es sich für diesen Anlass gehörte.
    Â»Da sind sie. Endlich. Sara, wir haben schon gedacht, du lässt uns hier allein feiern.« Sie redeten alle durcheinander, als sie Paul und Sara auf dem Motorrad ankommen sahen. Sara strahlte. Genauso liebte sie es. Sie würde der Mittelpunkt eines tollen Abends sein. Zuerst würden sie hier im »Claire de Lune« essen. Hummer, Austern, Sushi. Danach würden sie in den Soho Club gehen und bis in den Morgen tanzen. Die Freunde stürzten auf sie zu, umarmten sie, küssten sie.
    Â»Herzlichen Glückwunsch, Sara! Happy Birthday, alles Gute!«
    Lachend verschwand sie in der Mitte der kleinen Gruppe. Wie sehr sie diese ausgelassenen Augenblicke liebte.
    Als Paul das Motorrad am Straßenrand abstellte, hörte er in der Ferne die Sirene eines Polizeiwagens. Er achtete nicht darauf. Zu normal war dieses Geräusch für einen Pariser. Irgendetwas war hier immer los. Irgendwo wurde immer die Polizei gebraucht.
    Â»Komm schon, Paul, ich verhungere!« Sara winkte ihm aus der Mitte ihrer Freunde zu. Ihre Augen glühten vor Lebensfreude.
    Vielleicht sollte ich doch nicht weggehen, schoss es ihm durch den Kopf. Was wollte er eigentlich mehr vom Leben, als mit dieser Frau, die auf ihn immer wie ein glückliches, verwöhntes Kind wirkte, ein unbeschwertes Leben zu führen? Er konnte den Job in Brest immer noch absagen. Sicher, es würde nicht einfach werden, hier in Paris eine adäquate Stelle zu bekommen, aber er hatte einen hervorragenden Ruf, es gab neben der Uni jede Menge Museen. Allzu schwer würde es wahrscheinlich nicht werden, sein Geld zu verdienen. Vielleicht sollte er wirklich alles noch einmal überdenken. Aber es war ja nicht nur der interessante Job, der ihn nach Brest zog. Da war

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