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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr
Autoren: Christopher Ross
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ihm so viel Weideland, dass seine Rinder keinen Hunger zu leiden bräuchten, selbst wenn sich tausend Mustangs auf sein Land verirren würden. Ich glaube, es geht ihm ums Prinzip. Er hält sich für eine Art John Wayne, markiert den starken Mann und lebt nach seinen eigenen Gesetzen. Er betrachtet Mustangs als Ungeziefer, das man vernichten muss.«
    »Aber die Pferde tun ihm doch nichts.«
    »Und er kann es nicht ertragen, dass eine verkrüppelte Frau ihm Paroli bietet. Wissen Sie, wie er mich nennt? Eine weinerliche Squaw! Eine Frau und ein Indianer, die sich gegen ihn stellen, das ist wohl zu viel für ihn. Er hält das, was Charlie und ich tun, für Gefühlsduselei.«
    »Marty ist anders«, behauptete Peggy, ohne zu wissen, warum.
    »Mag sein, aber gegen seinen Vater hat er keine Chance. Als er die Ranch verlassen wollte, um an einem College an der Westküste Kunst zu studieren, zwang sein Vater ihn, zu Hause zu bleiben. James ist ein unnachgiebiger Mensch.«
    »Marty ist Künstler?«
    »Er spielt Gitarre. Westernsongs und so was.«
    Peggy verdrängte die Gedanken an den jungen Mann und blickte auf das Fohlen. Es zitterte nicht mehr so stark, ließ sich sogar von Annie streicheln.
    »Was passiert mit dem Fohlen?«, fragte sie.
    »Wir nehmen es mit«, antwortete Annie, ohne den Blick von dem Tier zu nehmen. »Auf der Ranch haben wir eine Stute, die ihr Fohlen verloren hat. Wenn wir Glück haben, nimmt sie das arme Ding an. Sonst ziehen wir es mit der Flasche auf. Wie alt schätzt du es, Charlie? Zwei, drei Monate?«
    »Zwei Monate, würde ich sagen.«
    »Dann hat es genug Muttermilch bekommen.«
    Peggy wusste, dass die erste Milch besonders wichtig für ein Fohlen war. Damit nahm es alle wichtigen Nährstoffe auf, die es für sein Immunsystem und seinen Kreislauf brauchte. »Schade, dass ich Ihnen bei der Aufzucht des Fohlens nicht helfen kann.«
    »Weil Sie zum nächsten Rodeo müssen?«, fragte Annie.
    »Ich weiß es noch nicht«, erwiderte Peggy. »Nach dem, was ich heute Nachmittag erlebt habe, will ich eigentlich gar nicht mehr so weitermachen wie bisher. Ich könnte mich nicht mehr auf meine Ritte konzentrieren. Ich müsste ständig daran denken, was diese Mustangjäger tun.«
    »Sie sind doch kein Profi, oder?«, vermutete Charlie.
    »Nein, ich arbeite auch als Bedienung und so, mit den Rodeos verdiene ich nicht genug.«
    »Wie wär’s mit einer Stelle auf unserer Ranch?«
    Peggy blickte den Rancher ungläubig an. »Sie meinen …«
    »Als Wrangler«, erklärte Charlie lächelnd. »Sie könnten sich um unsere Pferde kümmern und den Kindern das Reiten beibringen. Wir haben eine ›Dude Ranch‹ für Kinder, wissen Sie? Die Kinder kommen übers Wochenende zu uns und wollen ein bisschen Spaß haben. Die meisten leben in der Stadt und können ein Pferd nicht von einem Esel unterscheiden. Wäre das was für Sie? Wir haben nicht viel Geld und zahlen nicht besonders gut, aber Sie könnten in einem unserer Blockhäuser wohnen und hätten immer was zu essen auf dem Tisch. Sie kennen sich doch mit Pferden aus … und mit Fohlen.«
    »Dann könnte ich mich um das Fohlen kümmern?«
    »Und um alle anderen Pferde.«
    »Und ich könnte Annie bei ihrer Arbeit helfen?«
    »Wenn Sie wollen.«
    Peggy strahlte über das ganze Gesicht. Sie reichte dem Rancher die Hand. »Abgemacht. Ich wollte mir sowieso einen neuen Job suchen, und das Rodeo läuft mir nicht weg. Was wollen Sie gegen die Mustangjäger unternehmen?«
    »Das besprechen wir am besten zu Hause«, sagte Annie. »Zuerst mal müssen wir uns um das Fohlen kümmern. Leg ein paar Decken auf die Ladefläche, Charlie. Und fahr nicht zu schnell, sonst stirbt das arme Ding vor Angst.«
    Das Fohlen auf die Ladefläche zu bringen war anstrengender, als Peggy gedacht hatte. Anscheinend erinnerte es sich daran, was mit seiner Mutter und den anderen Stuten passiert war, und hatte Angst, dass man mit ihm genauso grausam umsprang. Als Charlie es auf den Arm nehmen wollte, schlug es mit den Hinterbeinen aus und traf ihn beinahe am Knie. Erst nachdem Annie lange auf das Tier eingeredet und es gestreichelt hatte, gab es nach. Um es davor zu bewahren, während der Fahrt aufzuspringen und sich zu verletzen, setzte sich Charlie zu ihm auf die Ladefläche und legte die Arme um seinen Hals.
    »Gehört Ihnen der Pick-up mit dem Pferdeanhänger unten an der Straße?«, fragte Annie, als sie einstieg. Und als Peggy nickte, fuhr sie fort: »Fahren Sie uns nach. Wir haben nicht weit.«
    Peggy
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