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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr
Autoren: Christopher Ross
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das Fohlen auf der Weide, damit es wenigstens ein paar Grashalme fressen konnte, und kehrten langsam zum Haus zurück. Die Sonne war nun ganz hinter den Bergen verschwunden, und düsteres Zwielicht lag über dem Land.
    »Ich hoffe, Sie bereuen Ihre Entscheidung nicht«, sagte Annie. »Als Bedienung oder Aushilfe hätten Sie einen wesentlich ruhigeren Job. Bei uns ist immer viel los, besonders an den Wochenenden, wenn die Kinder kommen.«
    »Genau der Job, den ich gesucht habe.«
    »Ich hoffe, es wird mehr als ein Job.«
    »Wie haben Sie es geschafft, das Gesetz für das Jagdverbot in Nevada durchzubringen?«, fragte Peggy, als sie das Gatter erreicht hatten. »Es war sicher nicht einfach, die Politiker zu überzeugen. Die haben doch im Augenblick ganz andere Sorgen.«
    Annie blieb am Zaun stehen. »Sie haben recht. Zuerst wollte sich auch niemand darum kümmern, aberich habe eine gute Freundin beim Journal . Lura Tularski, eine Journalistin. Sie war auf meiner Seite und veröffentlichte einige Artikel, die den hohen Herren in Carson City ganz schön zu schaffen machten. Aber eigentlich ging es in Virginia City los, bei einer Anhörung im Courthouse. Ein Rancher und ein Schafzüchter, Burger und Gomez, hatten beim County Council beantragt, eine Herde Mustangs mit Flugzeugen von ihrem Land zu vertreiben und die Tiere an den Schlachthof zu verkaufen. Ich berichtete dem Council, was ich bei anderen Jagden gesehen hatte, und hielt ein Plädoyer für die Erhaltung der Mustangs. Aber das war bei Weitem nicht genug. Ich musste schon was anderes vorbringen, um den Antrag scheitern zu lassen.«
    »Sie haben ihnen gesagt, dass die Weiden groß genug sind.«
    »Das auch«, erwiderte Annie, die sich gern an ihren Triumph in Virginia City erinnerte. »Aber noch besser war, dass ich herausgefunden hatte, dass Burger und Gomez große Anteile am Schlachthaus besaßen. Auf ihrem Land gab es gar keine Mustangs, sie wollten die Tiere woanders fangen. Sie handelten aus reiner Profitgier. Als das rauskam, wurde der Antrag abgeschmettert.«
    »Und Sie hatten einen großen Sieg errungen.«
    »Einen kleinen Sieg«, verbesserte Annie. »Mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein war das nicht, denn das Schlachten ging munter weiter, auch nachdem wir dasGesetz in Carson City durchgebracht hatten. Wissen Sie, wie viel von Nevada dem Staat gehört? Keine zwanzig Prozent. Und nur dort dürfen keine Mustangs gefangen werden. Auf dem Land, das der Regierung in Washington gehört, schon. Und das sind achtzig Prozent.«
    »Dann haben die Mustangjäger also recht, sie handeln nach dem Gesetz.«
    »Noch«, sagte Annie. Sie klang auf einmal sehr entschlossen. »Aber nicht mehr lange. Denn ich werde dafür sorgen, dass dieses Gesetz auf alle Staaten ausgeweitet wird. Und ich werde durchsetzen, dass die unmenschliche Jagd mit Flugzeugen und Geländewagen verboten wird. Männern wie Buddy Miller und Ron Baxter muss das Handwerk gelegt werden. Es darf einfach nicht sein, dass stolze Mustangs im Schlachthof enden. Dafür werde ich kämpfen!«
    »Und ich werde Ihnen dabei helfen«, versprach Peggy.

4
    Beim Abendessen gingen Peggy und ihre neuen Freunde zu einer vertrauten Anrede über. »Solange du Tante Martha nicht bloß ›Martha‹ und Annie nicht ›Velma‹ und Donna nicht ›Darling‹ und mich nicht ›Chief‹ nennst, ist alles okay«, sagte Charlie, nachdem sie mit Kaffee und Wasser angestoßen hatten.
    Und Peggy erwiderte: »Und ich kann Pretty, pretty Peggy Sue nicht mehr hören. Den Song schon, aber nicht, wenn ich gemeint bin.«
    »Dann singen wir eben Diana «, sagte Annie, »das tut keinem weh. Oder etwas von dem neuen Country-&-Western-Sänger. Wie heißt er noch, Charlie?«
    »Johnny Cash.«
    »Johnny Cash, richtig. Der gefällt mir.«
    »Solange du nicht Elvis Presley sagst«, erwiderte Charlie lachend. »Habt ihr mal gesehen, wie der mit den Hüften wackelt? Beinahe unanständig.«
    »Die sind beide doof«, mischte Donna sich ein.
    Peggy mochte das Mädchen, auch wenn sie ihr vor dem Essen aus dem Weg gegangen war und darauf geachtet hatte, möglichst weit von ihr entfernt zu sitzen. Sie war der Kleinen nicht böse. Nach allem, was sie mitgemacht hatte, war es kein Wunder, dass sie Fremden gegenüber misstrauisch reagierte. Annie hatte erzählt, dass Donna die ersten drei Tage kein Wort gesprochen hatte. »Ich glaube, wir müssen viel Geduld mit der Kleinen haben.«
    »Und warum willst du nicht ›Darling‹ genannt werden?«, wagte Peggy
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