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Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen
Autoren: Nora Roberts
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Erst als die Türen sich wieder schließen wollten, kam Bewegung in sie. Sie drückte sie auseinander und trat aus der Kabine.
    Ihre Beine wollten nachgeben, doch sie riss sich zusammen und setzte einen Fuß vor den anderen. Schauer liefen ihr über den Rücken, als sie sich zögernd der Wohnungstür näherte. Dort angekommen, setzte sie den Koffer ab und legte die Stirn an das kühle Holz, rang nach Luft, versuchte ihren rasenden Pulsschlag zu beruhigen. Rachel Loring hat mich eine Kämpfernatur genannt, rief sie sich in Erinnerung und klammerte sich an diesen Gedanken.
    Jo schluckte ein letztes Mal und klopfte an. Und in der nächsten Sekunde öffnete Keane bereits die Tür. Mit ungläubigem Erstaunen sah er auf sie herab.
    Schnee lag auf ihrem Haar und ihrem Mantel, ihre Wangen waren rot von der Kälte, ihre Augen glänzten unnatürlich, fast fiebrig. Ihre Lippen bebten nur kurz, bevor sie zu sprechen ansetzte. »Hallo, Keane.«
    Er starrte sie nur stumm an. Offensichtlich hatte er in den letzten Monaten abgenommen, wie ihr auffiel, während sie seinen Anblick gierig in sich aufsog. Er trug Jeans und T-Shirt, war barfuß und unrasiert. Jos Finger sehnten sich danach, über die Bartstoppeln zu fahren, um herauszufinden, wie sich das anfühlen mochte.
    Â»Was tust du hier?«
    Die Panik kam mit Wucht zurück. Er klang geradezu barsch und erwiderte auch ihr Lächeln nicht. Jo mühte sich um Haltung. »Willst du mich nicht hereinbitten?« Das Lächeln begann zu wanken.
    Â»Wie?« Ihre Frage schien ihn zu verwirren. Er runzelte die Stirn. Das war alles.
    Â»Darf ich hereinkommen?« Dabei hätte sie am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre schnurstracks zum Flughafen zurückgefahren.
    Â»Oh … ja … ja, natürlich. Entschuldige.« Keane fuhr sich perplex durchs Haar und trat beiseite, um sie einzulassen.
    Schon mit dem ersten Schritt versank Jo fast bis zu den Knöcheln in dem dicken Teppich. Für einen kurzen Moment erlaubte sie sich, den Blick umherschweifen zu lassen und sich umzusehen. Ein großer offener Raum, in dem klare Linien, Leder und Glas vorherrschten. Für Kontraste sorgten zahllose Kissen in kräftigen Farben und Gemälde an den Wänden.
    Rechter Hand führten zwei flache breite Stufen zu einer Fensterfront, die einen atemberaubenden Blick auf Chicago bot. Ohne ihre Neugier zu verhehlen, ging Jo darauf zu. Seltsamerweise hatte ihre Furcht sich gelegt, seit sie über Keanes Schwelle getreten war. Damit war die Entscheidung gefallen, sie konnte nicht mehr zurück. Und so schwand nun auch die Nervosität.
    Â»Ein großartiger Ausblick.« Sie drehte sich zu ihm um. »Du musst dir wie ein König vorkommen, wenn du die ganze Stadt zu deinen Füßen liegen hast.«
    Â»Von dieser Warte aus habe ich das noch nie betrachtet.« Vom anderen Ende des Raumes beobachtete er sie. Vor dem Hintergrund der geschäftigen Großstadt wirkte sie klein und zerbrechlich.
    Â»Ich würde es auf jeden Fall so sehen.« Das Lächeln fiel ihr jetzt leicht. »Ich würde hier am Fenster stehen und mir wahnsinnig wichtig vorkommen.«
    Unwillkürlich erwiderte er ihr Lächeln. »Jolivette«, fragte er leise, »was tust du in meiner Welt?«
    Â»Ich muss mit dir reden«, antwortete sie schlicht. »Deswegen bin ich hier.«
    Er kam langsam auf sie zu, den Blick fest auf sie gerichtet. »Dann ist es wohl sehr wichtig.«
    Â»Für mich schon.«
    Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Nun gut, dann reden wir. Aber leg erst einmal den Mantel ab.«
    Die vor Kälte bebenden Finger wollten nicht so recht funktionieren, Jo bekam die Knöpfe kaum auf. Wieder zeigte sich eine tiefe Falte auf Keanes Stirn. »Wo sind deine Handschuhe?« Er klang wie ein gestrenger Vater. »Da draußen herrschen mindestens zehn Grad minus.«
    Â»Ich hab nicht daran gedacht, mir welche zu kaufen.« Nur schwer konnte sie sich auf Worte konzentrieren, während er ihre kalten Hände wärmend mit seinen umschloss. Wenn dieser Moment doch nur für immer anhalten würde!
    Â»Wie kann man so dumm sein? Du solltest es wirklich besser wissen, als im November ohne Handschuhe nach Chicago zu kommen.«
    Â»Woher denn?« Sein verärgertes Knurren entlockte ihr ein übermütiges Lachen. »Ich war doch noch nie im November in Chicago. Es ist wunderbar.«
    Er hob
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