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Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen
Autoren: Nora Roberts
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kannst du mich zurück in die Stadt fahren. Wir treffen uns beim Wagen.« Sie winkte Jo zu. »Auf Wiedersehen, Jolivette.«
    Â»Auf Wiedersehen, Mrs Loring.« Jo sah ihr nach, wie sie davonging, bevor sie sich zu Keane umwandte. »Sie ist ein ganz wunderbarer Mensch. Sie hat mich beschämt.«
    Â»Dazu besteht kein Grund.« Keane steckte die Hände in die Taschen und betrachtete sie nachdenklich. »Wir beide hatten unsere Gründe für unseren Groll. Und wir beide hatten unrecht. Wie geht es deinem Arm?«
    Automatisch tastete sie nach der Stelle. »Gut. Es sind nur die Narben zurückgeblieben. Und die heilen langsam auch.«
    Â»Gut.« Dem knappen Kommentar folgte drückendes Schweigen. Jo fühlte, wie ihr Mut schwand.
    Â»Keane …«, setzte sie unsicher an, dann riss sie sich zusammen und sah ihm offen in die Augen. »Ich möchte mich entschuldigen. Nach dem Unfall habe ich mich dir gegenüber unmöglich benommen.«
    Â»Ich habe es dir schon einmal gesagt«, erwiderte er kühl. »Mir liegt nichts an Entschuldigungen.«
    Â»Bitte.« Sie schluckte ihren Stolz hinunter und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Es lässt mir schon sehr lange keine Ruhe. Die Dinge, die ich gesagt habe … ich meinte es nicht so. Ich hoffe wirklich, du kannst mir verzeihen.«
    Das war gewiss nicht die gewandte Entschuldigung, die Jo unzählige Male vor dem Spiegel in ihrem Wohnwagen geübt hatte. Aber im Moment war das alles, was sie hervorbringen konnte.
    Seine Miene blieb undurchdringlich. »Es gibt nichts zu verzeihen.«
    Â»Keane, bitte.« Sie griff nach seinem Arm, hielt ihn fest, als er gehen wollte. »Lass mich nicht mit dem Gefühl zurück, dass du mir nicht vergeben kannst. Ich weiß, ich habe schreckliche Dinge zu dir gesagt. Und du hast alles Recht der Welt, wütend auf mich zu sein. Aber könntest du nicht … können wir nicht Freunde sein?«
    Ein Ausdruck huschte über seine Züge, den Jo nicht zu deuten wusste. Er strich ihr leicht über die Wange. »Du hast eine Art an dir, Jolivette, die mich immer wieder verwirrt.« Er ließ die Hand sinken, steckte sie zurück in die Hosentasche. »Ich habe Duffy etwas für dich gegeben. Werde glücklich.« Damit ging er davon.
    Die Endgültigkeit in seinem Ton ließ Jo wie erstarrt stehen bleiben. Er verschwand tatsächlich aus ihrem Leben! Regungslos sah sie ihm nach, bis sich seine Gestalt in der Dämmerung verlor.
    Immer hatte sie geglaubt, ihre Gefühle würden sie überwältigen, wenn das Ende gekommen wäre. Doch sie fühlte gar nichts. Da war kein Schmerz, keine Verzweiflung, keine Tränen. Nie hätte sie geahnt, dass ein Mensch weiterleben konnte, obwohl er sich so leer fühlte.
    Â»Jo.« Duffy kam auf sie zu und hielt ihr einen dicken Umschlag entgegen. »Keane hat das für dich dagelassen.« Schon lief er weiter, um darauf zu achten, dass keiner der neugierigen Städter auf dem Zirkusgelände zurückblieb.
    Jo war zu keiner Empfindung mehr fähig. Mit leerem Blick starrte sie auf den Umschlag in ihren Händen, dann ging sie zu ihrem Wohnwagen. Ohne echtes Interesse und ohne sich zu setzen, riss sie die Lasche auf und begann zu lesen. Es dauerte einen Moment, bevor sie die komplizierte Rechtssprache durchdrang. Zweimal las sie die Seiten durch, dann zwangen ihre weichen Knie sie dazu, sich zu setzen.
    Keane hat mir den Zirkus überlassen. Sie konnte das Ausmaß dieser Geste nicht fassen. Er hat mir den Zirkus geschenkt.

12. K APITEL
    Am O’Hare Airport in Chicago herrschten wie üblich Hektik und ein ohrenbetäubender Lärm. Der Himmel war grau verhangen, und die Straßen waren schneebedeckt.
    Jo bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge und erkämpfte sich vor dem Ausgang tapfer ein Taxi. Den Schnee bestaunte sie mit der gleichen Miene, mit der ein kleines Mädchen einen Schwertschlucker betrachtete.
    Ihr Mantel, den sie sich extra für diese Reise gekauft hatte, war für ein solches Wetter nicht warm genug. Doch als sie sich endlich auf die Rückbank des Taxis sinken ließ, lehnte sie sich zurück und beschloss, die Fahrt zu genießen.
    So weit im Norden des Landes war sie noch nie zu dieser Jahreszeit gewesen. Chicago im November bot einen beeindruckenden Anblick.
    Nachdem sie den ersten Schock über Keanes Geschenk verarbeitet hatte, war ihr bewusst geworden, dass
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