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Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen
Autoren: Nora Roberts
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aufgefallen waren.
    Zu erfahren, dass Keane mit seiner Mutter über sie gesprochen hatte, machte Jo verlegen. »Ich gieße uns besser einen Tee auf.« Sie ging zur Kochnische. »Mein Kaffee ist nur selten genießbar.«
    Â»Ja, gern.« Rachel folgte ihr und setzte sich zwanglos an den kleinen Tisch.
    Â»Ich fürchte, ich habe nichts da, was ich Ihnen sonst noch anbieten könnte.« Jo kramte in den Küchenschränken.
    Â»Eine nette Plauderei über einer Tasse Tee, das reicht mir völlig«, meinte Rachel unbeschwert.
    Mit einem Seufzer drehte Jo sich zu ihr um. »Sie müssen entschuldigen, ich bin unhöflich. Ich weiß einfach nicht, was ich zu Ihnen sagen soll, Mrs Loring. Praktisch mein ganzes Leben habe ich Sie nicht leiden können. Und jetzt sitzen Sie hier und sind so gar nicht die Frau, für die ich Sie immer gehalten habe.« Sie lächelte zerknirscht. »Sie sind weder kalt noch verabscheuungswürdig, und Sie gleichen …« Hastig unterbrach sie sich. Fast hätte sie Keane erwähnt.
    Verständnisvoll überspielte Rachel die peinliche Situation. »Das wundert mich nicht, Jolivette. Keane hat mir erzählt, wie nahe Sie Frank standen. Sagen Sie«, sie sprach jetzt sehr leise, »hat Frank mich auch verdammt?«
    Jo hörte die Traurigkeit in Rachels Stimme und konnte sich nicht dagegen verschließen. »Nein, nicht, dass ich wüsste. Ich glaube, Frank besaß gar nicht die Fähigkeit, nachtragend zu sein.«
    Â»Sie kannten ihn sehr gut, nicht wahr?« Rachel sah zu, wie Jo kochendes Wasser über die Teebeutel goss und mit den Bechern an den Tisch kam. »Wissen Sie, Jolivette, ich kannte ihn auch. Und ich bewunderte ihn. Er war ein Träumer, ein Freigeist.« In Gedanken versunken, rührte Rachel in ihrem Tee.
    Jo beherrschte ihre Neugier und setzte sich. Sie spürte, dass Keanes Mutter von sich aus ihre Geschichte erzählen würde.
    Â»Ich war achtzehn, als wir uns kennenlernten. Ich ging mit einer Cousine in die Vorstellung. Damals war der Zirkus noch nicht so groß, aber die Magie, die war immer da.« Mit einem Seufzer schüttelte Rachel den Kopf. »Es war Liebe auf den ersten Blick. Also haben wir innerhalb kürzester Zeit und gegen den Willen meiner Familie geheiratet. Dann gingen wir auf Tour. Alles war so wunderbar aufregend. Ich trainierte im Spanischen Netz und half in der Garderobe.«
    Jo riss erstaunt die Augen auf. »Sie sind aufgetreten?«
    Â»Aber ja.« Stolz ließ einen Hauch Rot auf Rachels Wangen erscheinen. »Ich war sogar recht gut. Dann wurde ich schwanger. Frank und ich waren überglücklich, wir freuten uns so sehr auf dieses Baby! Als Keane geboren wurde, war ich noch keine neunzehn. Ich war jung und unerfahren und sorgte mich ständig um das Baby. Ich geriet in Panik, wenn Keane nur nieste, und schleifte Frank ständig mit in die Stadt zum nächsten Kinderarzt. Frank war so unendlich geduldig, aber …«
    Rachel beugte sich vor und legte ihre Hand auf Jos. »Können Sie sich vorstellen, wie schwer das Zirkusleben für jemanden ist, der nicht von klein auf hier gelebt hat? Können Sie verstehen, welche Belastungen jemandem wie mir diese Zauberwelt abverlangt hat? Ich war selbst fast noch ein Kind, ein Kind mit einem Baby und ohne die Hingabe und unbeugsame Ausdauer der Artisten. Ohne jegliche Erfahrung als Mutter. Meine Nerven waren fast immer zum Zerreißen gespannt.« Sie atmete hörbar aus. »Als die Saison vorbei war, ging ich zu meinen Eltern nach Chicago zurück.«
    Zum ersten Mal erkannte Jo auch die Kehrseite der Medaille. Sie stellte sich das junge Mädchen vor, jünger als sie selbst, in einer fremden Welt, mit einem kleinen Baby. Über die Jahre hatte Jo unzählige Leute miterlebt, die das unerbittliche Zirkusleben nicht länger als ein paar Wochen ausgehalten hatten.
    Dennoch schüttelte sie verwirrt den Kopf. »Natürlich kann ich verstehen, wie schwer es für Sie gewesen sein muss. Aber Sie und Frank liebten einander. Hätten Sie da nicht irgendeine Lösung finden können?«
    Â»Welche denn? Hätte ich mich irgendwo in einem Haus niederlassen und die Hälfte jeden Jahres allein verbringen sollen? Darauf warten, dass Frank zu mir kommt, wenn die Saison vorbei ist? Ich hätte ihn dafür gehasst, dass er mich allein lässt. Oder hätte er sein Leben aufgeben sollen und mit mir und Keane
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