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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer
Autoren: Shirley Waters
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Windjägerin binden!«, brüllte er. »Der Geruch deines Blutes wird in Odins Nase dringen, und er wird sich daran erfreuen. Aber erst will ich wissen, wo Rúna ist!«
    »Es geht ihr gut«, antwortete Rouwen ruhig. »Wo sind Baldvin, Arien und die anderen Männer?«
    »Was geht dich das an?«, bellte Yngvarr. »Du fragst, als hätte ich sie umgebracht. Sie sind im Lager geblieben, wie ich es ihnen befohlen habe. Denn ich bin der Herr der Yoturer!«
    Rúna musste an sich halten, nicht hinauszustürzen und ihm ins Gesicht zu schleudern, was sie davon hielt. Ging es ihrem Vater wirklich gut? Und Arien? Sie ballte die Fäuste so fest, dass sich ihre Fingernägel schmerzhaft in ihre Handflächen bohrten.
    Auf seinen leichten Schenkeldruck hin schritt das Pferd weiter zum Herrn der Burg. Wie auch Rouwen gab sich der gerüstete Wulfher gelassen. Allerdings sah Rúna, dass seine Hand leicht zitterte.
    »Hat der Engländer Euch erzählt, wie sehr Athelna auf Yotur leidet?« Yngvarr zeigte ein bemerkenswertes kaltes Lächeln. Er schien sich sehr sicher zu fühlen, da er eine solch herausfordernde Bemerkung wagte. Was ging in ihm vor? »Genug jetzt«, rief Rouwen und hob eine Hand. »Yngvarr, lass uns beginnen …«
    Mit einem gewaltigen Schrei, von dem Rúna dachte, dass er die Steinwände erbeben lassen müsste, hieb Yngvarr die Sporen in die Flanken des Pferdes. Augenblicklich stießen die Frauen spitze Schreie und die Gewappneten wütende Flüche aus. Doch keinem gelang es, schnell genug zu reagieren. Das Pferd machte einen Satz vorwärts; Yngvarr neigte sich aus dem Sattel und griff nach Wulfher. Rúna wollte schon nach draußen stürzen, doch dann besann sie sich. Sie konnte nichts mehr ausrichten. Und sie durfte nicht unüberlegt handeln, sonst machte sie vielleicht alles noch schlimmer.
    »Zurück, zurück mit euch!«, schrie Yngvarr, während er in die Mitte des Hofes ritt. Rúna brauchte einige Momente, bevor sie recht begriff, was er getan hatte: Mit unglaublicher Schnelligkeit hatte er eine Lederschlinge über Wulfhers Kopf gezogen. Mit der Linken hielt er sie stramm; die Rechte drückte einen Dolch an die Kehle des armen Mannes, der gezwungen war, rücklings an der Seite des Pferdes zu laufen. Er drohte zu fallen und bekam kaum noch Luft. Hilflos ruderte er mit den Armen.
    »Ich habe es mir anders überlegt, Kastrierter«, rief Yngvarr Rouwen höhnisch zu. »Ich will doch nicht mit dir kämpfen.« Dann schrie er in die Runde: »Übergebt mir Rúna!«
    Rúna hörte Rouwen gepresste Flüche ausstoßen. Dass er fluchen konnte, wusste sie, aber die Worte, die er nun ausstieß, hätte sie von ihm, von einem Mönch, nie erwartet. Langsam schritt er auf das sich beständig bewegende Pferd zu. Er hatte sein Schwert gezogen, doch was half ihm das? Yngvarr war wachsam; seine Blicke waren überall, und er achtete darauf, niemandem ein ruhiges Ziel zu bieten. Rúna staunte, dass er es schaffte, dieses Pferd allein mit den Schenkeln zu lenken.
    »Rúna, ich will Rúna! Oder dieser Mann hier stirbt!«, brüllte er. »Ich meine es ernst. Mich schreckt der Tod nicht, denn ich bin ein Wikinger. Aber wer es wagt, auf mich zu schießen«, hierbei warf er den Bogenschützen warnende Blicke zu, »dem sei gesagt, dass nicht ein Dutzend Pfeile mich daran hindern könnten, eurem Herrn die Kehle durchzuschneiden.«
    Er hatte nie die Absicht gehabt, gegen Rouwen zu kämpfen, erkannte sie. Einen Feigling konnte sie ihn deshalb nicht heißen, da er stattdessen etwas so Wahnwitziges wagte. Ihm war es nur darum gegangen, in die Mauern zu gelangen. Verrückt! Da hatte sich die Burg bis an die Zähne bewaffnet, um die Wikinger aufzuhalten, nur um dem gefährlichsten von ihnen dann freiwillig das Tor zu öffnen.
    »Rúna, Rúna. Ich will Rúna!«, hallte Yngvarrs Stimme wieder durch den Hof.
    Lange würde Wulfher das nicht mehr durchstehen, sein Gesicht hatte bereits einen bläulichen Ton angenommen. Und sie selbst hielt es auch nicht länger aus, nur zuzusehen – sie zog die Tür der Schmiede auf und trat ins Licht eines hellen Frühlingstages.
    »Rúna, endlich.« Während er das Pferd im Kreis tänzeln ließ, musste er immer wieder über seine Schulter blicken. »Komm mit mir.«
    Wulfher starrte sie an, doch sein Blick war leer, er schien sie nicht richtig wahrzunehmen. Röchelnd kämpfte er darum, Luft zu bekommen. Wie er an die Flanke gepresst neben dem Pferd herwankte, ließ an einen wirren Tanz denken.
    »Yngvarr«, rief Rouwen. »Wenn er
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