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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer
Autoren: Shirley Waters
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aufrechterhielt.
    »Lasst mich mit Euch gehen, Herr Baldvin«, sagte der Burgherr. »Ich will Athelna so bald wie möglich in meine Arme schließen.«
    Baldvin nickte, ohne zu zögern. Wulfher hob seinen Becher und prostete in die Runde. »Frieden, bei Gott! Man sagt, die Wikingerzeit begann, als eine Horde das Kloster auf der englischen Insel Lindisfarne überfiel. Und sie endete mit Wilhelm des Eroberers Sieg über England. In Wahrheit endete sie heute. Baldvin Baldvinsson, wollt Ihr nicht hier in der Nähe siedeln? Ich würde ein gutes Wort bei Lord MacCallum einlegen, dass er Euch ein fruchtbares Stück Land gibt.«
    »Ich danke Euch, aber ich denke, ich will dorthin, wohin ich mit meiner Frau wollte.«
    Wulfher nickte. »Das verstehe ich. Aber England oder Schottland, es gäbe da eine Sache, die für Euch und Eure Familie alles sehr viel einfacher machen würde.«
    »Und das wäre?«
    Grinsend hob der Burgherr seinen Becher noch ein Stück. »Die Taufe!«
    Entsetzt schüttelte Baldvin den Kopf, während der Saal erneut in Gelächter ausbrach.
    »Verrätst du mir jetzt, woher du stammst?«, fragte Rúna, während sie sich dicht an Rouwen kuschelte.
    Sie hatten sich in einem ausladenden Himmelbett geliebt. Rouwen hatte ihr erzählt, dass er letzte Nacht noch bedauert hatte, dieses Bett nicht genießen zu können. Ob ihr die Weichheit der riesigen Matratze gefiel, wusste sie nicht so recht zu sagen. Die sauberen Laken und Decken jedoch waren herrlich, wie für die Götter gewoben. Sie dufteten nach Blüten, und am Fußende verbreitete ein eisernes Öfchen wohlige Wärme.
    Doch wozu brauchte sie einen Ofen, wenn sie Rouwen hatte? Eng umschlungen lagen sie unter der Decke; er hatte den Arm unter ihren Kopf geschoben, und sie strich über seine straffen Bauchmuskeln bis hinunter zum Ansatz seiner Schamhaare, wo sie die Nägel kreisen ließ. Unruhig bewegte er die Beine.
    »Aus Durham in Northumberland, das ist etwa drei Tagesritte südlich von hier.«
    Dort also lebte sein Vater, der ihm die Bürde seines toten Bruders auferlegt und ihn gezwungen hatte, ein Mönchsritter zu werden. Rúna biss sich unsicher auf die Unterlippe. Sollte sie ihn fragen, wann und wie er gedachte, dorthin zurückzukehren? Ob er sie mitnehmen wollte? Eine Heidin? Wollte er überhaupt zurückkehren? Als ein Mann, der einen seiner Schwüre gebrochen hatte, nämlich den, keusch zu leben?
    Sie spürte, dass Rouwen wusste, worüber sie nachdachte.
    Er griff mit seiner freien Hand nach ihrer. »Mein Herz, meine wilde Wikingerkriegerin … Wo ist die Kristallkette, die für meine Mutter gedacht war?«
    »Die … die mein Vater dir geraubt hat?« Sie schluckte und spürte, wie sie errötete. »Die liegt hoffentlich noch unweit von hier in einem Gebüsch verborgen. Wie auch Falkenkralle. Warum fragst du jetzt danach?«
    »Weil ich mir vorstelle, dass du die Kette trägst, wenn ich dich meinem Vater vorstelle. Und Falkenkralle natürlich auch.«
    »Natürlich?« Sie richtete sich auf, um ihm in die Augen sehen zu können. »Du verblüffst mich!«
    Erstaunlich gelassen zog er sie zu einem Kuss zu sich hinunter. Dann sprach er weiter: »Ach, weißt du … Eine Frau, die kämpft, sollte doch auch nicht ungewöhnlicher sein als ein Mönch, der kämpft. Das wird er wohl einsehen müssen. Und alles andere.«
    »Alles andere?« Rúna spürte, wie ihr Herz begann, schneller zu pochen.
    »Dass ich kein Tempelritter mehr sein kann. Man wird mich entlassen, so viel ist sicher. Das Brechen des Gelübdes mag ja noch verzeihlich sein, schließlich gibt es genug Möglichkeiten, Buße zu tun. Eine ganze Nacht auf dem Büßerbänkchen beispielsweise. Oder einen Monat Latrinendienst … Aber das nützt mir ja nichts, wenn ich dem Komtur sage, dass ich dich zur Frau nehmen will.«
    Seine Worte rauschten durch ihre Adern wie Feuer. Rúna löste sich von ihm und setzte sich an seiner Seite auf.
    »Was ist?«, fragte er angespannt. »Du willst nicht …?«
    Tief atmete sie ein. Natürlich wollte sie. Es erfüllte ihre kühnsten Träume. Nie hätte sie gedacht, dass es so einfach sein könnte.
    Sie sah in sein banges Gesicht. Ihr wurde beinahe schwindelig, als sie an die Freude dachte, die sie gleich darin lesen würde, wenn sie ihm sagte, wie sehr sie ihn wollte. Doch für einen kurzen Moment lenkte sie der Anblick seiner nackten Brust ab.
    Die Decke war bis zu seiner Hüfte heruntergerutscht. Ein kleines Stück mehr, und sie würde seine herrliche Männlichkeit sehen, die
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