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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer
Autoren: Shirley Waters
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folgen?«
    »Ich weiß nur, dass er mit dem Kopf durch die Wand will.« Ihre Stimme zitterte vor Ärger. »Was die Schwertmänner betrifft: Sie wissen, dass sie nach einem guten Kampf nach Walhall kommen. Der Tod schreckt einen wahren Wikinger nicht. Sie werden sich um mich sorgen, gewiss, aber Yngvarr wird ihnen klar machen, dass ich wegen Athelna nicht in Gefahr sein kann. Ich sorge mich eher um meinen Vater und Arien.«
    »Ich ebenso«, murmelte Rouwen.
    Obwohl es Nacht war, konnte er ihre Augen sehen. Er konnte erkennen, dass sie ihn ansah. Und er glaubte sogar einen dankbaren Ausdruck wahrzunehmen.
    Er legte einen Arm um sie und zog sie an sich. Ein Duft nach Lust hing in ihrem Haar, der ihn wiederum an die gemeinsame Nacht erinnerte. Aber das bildete er sich doch sicherlich nur ein?
    »Trotz aller Gefahren«, flüsterte sie ihm zu, »bin ich glücklich, hier zu stehen, gewappnet an deiner Seite, und du an meiner. Ich hoffe sehr, dass man Oxnac bald aus dem Loch, in das er sich verkrochen hat, herauszerrt. Er wird mich nicht noch einmal überrumpeln können, und ich werde endlich meine Klinge in das Blut dieses Feiglings tauchen. Aber sollten die Nornen beschlossen haben, dass ich vorher sterbe, dann … dann würde ich im Augenblick des Todes deine Hand ergreifen und dich mit mir nach Walhall ziehen.«
    »Wir … wir werden nicht sterben, mein Herz«, stammelte er ergriffen. »Du schon gar nicht, denn außer Oxnac gibt es niemanden, der wollte, dass dir irgendetwas geschieht. Aber sollte ein solches Unglück dennoch eintreten, bete ich zu Gott, dass er uns beide durchs Himmelstor lässt.«
    Sie musste lachen.
    »Das ist nicht lustig, Wirbelwind.«
    »Nein, eigentlich nicht.« Sie reckte sich nach ihm, legte eine Hand an seine Wange und drehte seinen Kopf, um ihn zu küssen. Er genoss die Berührung ihrer sanften Lippen für einen langen Moment, doch dann löste er sich von ihr und fuhr fort, die wie tot daliegende Umgegend zu beobachten. Bis auf den Wind, der durch die Gräser pfiff, war nichts zu hören, und bis auf die funkelnden Sterne und einen schwachen Lichtschimmer im Osten war nichts zu sehen. Als ein Hahnenschrei den Morgen ankündigte, wusste er, dass es keinen Angriff geben würde.
    Rúna saß mit dem Rücken an die Mauer des äußeren Wehrgangs gelehnt. Sie hatte die Beine angezogen und die Wange auf ein Knie gelegt. Auch die Männer dösten im Sitzen, bis auf jene, die Wache stehen mussten. Schlafen konnte sie nicht; zu sehr plagten sie die Sorgen um ihre Lieben. Sie hob den müden Blick und sah Rouwen an einem Brunnen im Hof stehen. Er hatte sich einen Eimer frisches Wasser heraufgezogen und wusch prustend sein Gesicht. Auch er hatte noch ein wenig Schlaf zu finden versucht, doch er wirkte müde.
    »Da kommt ein Reiter«, hörte sie da einen der Männer sagen. »Herr, Herr, seht Ihr?«
    »Ich sehe ihn«, sagte Wulfher. »Frau Rúna, erkennt Ihr ihn?«
    Rúna sprang auf und legte eine Hand über die Augen, um die noch tiefstehende Morgensonne abzuschirmen. Seit sie aufgegangen war, war lediglich ein Bettler gekommen – und schnell wieder verschwunden, als er gemerkt hatte, dass sich die Burg für einen Kampf gerüstet hatte. Auch sonst kam niemand; offenbar hatte sich in der Umgebung in Windeseile verbreitet, dass man Burg Daenston heute besser nicht zu nahe kam. War dieser Reiter also ein Fremder, der von all dem nichts wusste? Oder … Rúna blinzelte.
    »Bei allen Göttern!«, rief sie. »Es ist Yngvarr! Und er ist allein.«
    Hinter ihr knarrte die Leiter unter schweren Tritten; im nächsten Moment spürte sie Rouwens Hand auf ihrer Schulter. Er drückte sie zurück auf den Boden. »Es ist besser, wenn er dich nicht hier oben sieht. Also bleib unten.«
    Sie nickte, da sie ohnehin keine Lust auf eine Begegnung hatte. Welchem bedauernswerten Mann Yngvarr das Pferd wohl gestohlen hatte? Es dauerte nicht lange, bis sie Huftritte und dann auch das Knirschen des Sattelleders und des Zaumzeugs hörte. Schließlich erkannte sie an den Geräuschen, dass Yngvarr das Pferd zügelte.
    »Einen guten Morgen wünsche ich«, rief er spöttisch.
    Er war mutig, das musste Rúna zugeben. So laut wie seine Stimme klang, musste er bis an den Burggraben geritten sein. Andererseits wusste er ja, dass ein englischer Langbogen ihn ohnehin auf große Entfernung töten konnte. »Ah, da ist ja auch der Engländer. Du trägst Angus’ Kettenhemd, du hältst sein Schwert in der Hand, wie ich sehe. Die Sachen des Verräters
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