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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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kostbar, den ich mit dir verbringen darf. Aber sogar darauf würde ich verzichten, um des Friedens willen, der so wichtig für unsere beiden Völker ist.«
    Schweigend schaute er sie an, einen eigenartigen Ausdruck in den Augen. Die anderen nahm sie nicht wahr – nur ihn. Sie glaubte, unter ihren Füßen würde der Boden entschwinden. Aber diesmal stürzte sie nicht von einer Klippe hinab, sondern schwebte nach oben, ohne zu wissen, ob die Schwerkraft sie wieder hinabziehen würde.
    »Was hast du gesagt?«, fragte er.
    »Nichts ist so wichtig wie der Friede zwischen unseren Völkern! Gewiss, ich verstehe deinen Zorn. Immerhin wurdest du zutiefst beleidigt. Trotzdem bitte ich dich – bedenk,
was du tust. Wenn du meinen Vater angreifst, wird er den Sieg erringen, den er erhofft.«
    Langsam schüttelte Dragon den Kopf, als wollte er Nebelwolken aus seinem Gehirn verscheuchen. Sein Blick hielt Rycca fest, wie die Hand eines Mannes ein Ruder auf stürmischer See.
    In seine Wangen kroch dunkle Röte. »Meinst du, ich will deinen Vater töten, weil er mich beleidigt hat? Um Himmels willen, Rycca, beinahe hätte ich dich verloren! Weißt du, was das bedeutet?«
    Verwirrt sah sie ihn über den steinernen Boden der königlichen Halle auf sich zukommen.
    Mit beiden Händen packte er ihre Schultern und schrie beinahe: »Verdammt, ich liebe dich! Was kümmern mich Beleidigungen? Mir geht es einzig und allein um dich, um deine Sicherheit...«
    »Du liebst mich?«, flüsterte sie leicht benommen und verwirrt.
    »Möge Loki mir helfen – die Ehe mit dir ist nicht gerade einfach. Du bist stark und temperamentvoll und eigensinnig. In deinem Körper steckt kein einziger schwacher Knochen. Oh, dein Körper... Aber lassen wir das. Jedenfalls hast du dich in mein Herz gestohlen. Darin will ich dich festhalten. Also wage es bloß nicht, ans Sterben zu denken! Das verbiete ich dir. Übrigens – hast du vorhin gesagt, du würdest mich lieben?«
    Ja, dachte sie, jetzt sind mir wirklich Flügel gewachsen. Kraftvolle Flügel, die sie emportragen würden, so hoch wie sie’s wünschte... Und das war sehr hoch.
    Lächelnd nahm sie das Gesicht ihres Gemahls in beide Hände und küsste ihn vor aller Augen. Das dauerte eine ganze Weile, und danach musste sie Atem schöpfen. Aber die Stimme gehorchte ihr: »Ja, ich liebe dich. Mehr als das Leben, mehr als die Freiheit.«

    Und für ein paar Sekunden sah Rycca von Landsende Tränen in den Augen ihres Wikingers schimmern.

20
    Wenn er auch ein unmöglicher Mann war – sie liebte ihn heiß und innig. Rycca nippte an dem Kräutertee, den Cymbra ihr gebracht hatte, um ihre Magenbeschwerden zu lindern. Seit der Rückkehr nach Hawkforte fragte sie sich zum hundertsten Mal, wie sie mit ihrem Mann das Problem erörtern sollte, das sie alle belastete.
    Ihr Vater blieb auf freiem Fuß. Mochte es dem König gefallen oder nicht – dagegen konnte er nichts unternehmen. Solange die Beweise fehlten, durfte Wolscroft nicht vor Gericht gestellt werden. Und eine Strafe ohne gerechtes Urteil – die Dragon in seinem Zorn befürwortete – würde die Krise noch verschärfen.
    Was sollte man tun?
    Rycca wusste es. Unentwegt suchte sie Mittel und Wege, um Dragon von ihrem Plan zu überzeugen.
    Jedes Mal, wenn sie das Thema anschnitt, fiel er ihr ins Wort. Deshalb glaubte sie, er hätte bereits erraten, was sie ihm vorschlagen wollte. Dass er sie meistens unterbrach, indem er sie umarmte und mit seiner Leidenschaft betörte, spielte keine Rolle. Zumindest, nachdem ihr klarer Verstand zurückgekehrt war.
    »Irgendein Ort, wo es kein Bett gibt«, flüsterte sie vor sich hin, »keinen Heuhaufen, kein bemoostes Flussufer, keinen Sessel, keine Bank, keinen Tisch, kein Gebüsch...«
    Seufzend und erfolglos unterdrückte sie ein Lächeln. Dragon zu lieben und von ihm geliebt zu werden, rückte die ganze Welt – sogar Wolscroft – in eine andere Perspektive.

    Was das Problem aber nicht löste.
    Als sie an diesem Morgen aufstand, kündigte die frische, kalte Luft den Wechsel der Jahreszeiten an. In wenigen Wochen würde das Meer im Norden zufrieren und den Schiffsverkehr behindern. Also mussten sie bald die Rückreise antreten, ganz egal, ob sie eine Lösung für das Problem finden würden oder nicht.
    Und wenn nicht?
    Wenn es auch das nächste Jahr überschatten würde?
    Dann hätte Dragon einen Grund mehr, Wolscroft von einem weiteren Anschlag abzuhalten – und ihn zu töten. Ihr Lächeln vertiefte sich, während sie
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