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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst
Autoren: Friederike Schmöe
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lügen?
    Freiflug legte den Hörer auf. »Noch mal von vorn, Kollege.«
    »Wir haben weder die Nedopil noch Kea. Trotz Fahndung. Das Auto der Nedopil steht noch in Ingolstadt am Krankenhaus. Die Nedopil ist unauffindbar. Wie kam sie von dort weg?« Nero warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon nach neun.
    »Du solltest daran denken, dass sie erste Sahne im Tarnen und Täuschen ist«, entgegnete Freiflug. »Sie ist als Pirat in die Geisterbahn eingedrungen, hat sich schon während der Aufbauarbeiten umgesehen, aber niemand erinnert sich an sie, bis auf die Salzgurken-Michi, die ihre Bude neben ›The Demon‹ hat. Sie ist als Ärztin durchgegangen. Blonde Perücke, Arztkittel und Schminkutensilien haben die Kollegen in ihrem Wagen gefunden.«
    Nero rieb sich die Wangen. Sein Bart war zu lang, inzwischen bestimmt zwischen fünf und sechs Millimeter, und er hasste das. Kea würde sich kaputtlachen, weil er sich wegen ein paar Millimetern verrückt machte. Er hatte sich seit 72 Stunden nicht rasiert.
    »Nach Keas Angaben«, Freiflug hielt ein Fax hoch, »hatte die Nedopil die Cafeteria schon zehn Minuten verlassen, ehe Kea Krach schlug. Sie kann in der Zeit ein Taxi genommen haben …«
    »Vergiss es. Die Taxiunternehmen haben die Anfrage weitergegeben. Kein Fahrer hat vom Krankenhaus eine Frau mitgenommen, die von der Figur her Astrid Nedopil entspricht.« Nero spürte Zorn in sich aufsteigen. Blinden, teuflischen Zorn.
    »Nein, aber einer hat eine kleine, ziemlich dicke Frau gefahren. Wenn die Nedopil sich ausgestopft hat?«, fragte Freiflug und wendete das Faxpapier. »Kollege Weiß hat die Taxifahrer übernommen.«
    »Den kaufe ich mir.«
    Nero sauste aus dem Zimmer und stand eine halbe Minute später in Marek Weiß’ Büro.
    »Wie war das mit den Taxifahrern?«, brachte er heraus. Aus Angst um Kea wäre er am liebsten die Wände hochgegangen.
    »Tut mir leid, das mit Ihrer Freundin, aber das wird sich alles aufklären …«
    »Aufklären«, tobte Nero los, »ist eine Handlung und kein Zufall. Wir müssen schon was dafür tun!«
    Marek Weiß verzog das Gesicht.
    »Schauen Sie nicht so mürrisch drein, verdammt, und ich will wissen, was bei den Taxifahrern rausgekommen ist!« Nero schlug mit beiden Fäusten auf Mareks penibel aufgeräumten Schreibtisch.
    »Wir haben keinen Fahrgast, dessen Beschreibung auf Astrid Nedopil passt.« Marek räusperte sich. Nero sah ihm die Anstrengung an, die es ihn kostete, höflich zu bleiben.
    »Da war eine kleine, dicke Frau. Was ist mit der?«
    »Klein, aufgedunsen, nach Aussage des Fahrers um die 60. War gerade frisch aus der Klinik entlassen. Ich müsste mich schon sehr täuschen, wenn …«
    »Sie täuschen sich ein bisschen oft in letzter Zeit!«, schnaubte Nero. »Ich will den Namen des Fahrers und wo er die Dame hingefahren hat.«
    »Anton Kohlhammer, 52 Jahre alt«, Marek riss einen Zettel aus einem Notizbuch. »Telefonnummer steht drauf.« Sein Handy klingelte. Er warf einen Blick auf das Display und schaltete das Telefon aus.

47
    Als ich zu mir kam, war finstere Nacht. Ich lag auf dem Bauch. Ein widerlicher Gestank stieg in meine Nase. Ich hob den Kopf. Hatte vor meinem eigenen Erbrochenen ein Schläfchen gehalten. Allerdings kein besonders erholsames. Ich war nass bis auf die Knochen und fror wie ein Schneider. Würgend kroch ich ein paar Meter weiter und sank wieder ins nasse Gras. Hoch über mir brauste der Verkehr über die Autobahn. Ich hatte kein Handy. Mein Geld war in meinem Spider. Meine Schlüssel hatte ich vermutlich unwillentlich an Astrid Nedopil weitergegeben. Ich stand da wie vom Mond gefallen. Musste sehen, wie ich klarkam. Ein Auto auf der Autobahn anzuhalten, hatte ich auch noch nie probiert.
    Mühsam krabbelte ich die Böschung hinauf, rutschte ein paarmal ab, fing mich wieder. Mein Nacken schmerzte. Ich tastete mit schmutzverschmierten Fingern darüber. Die Haut war abgeschürft, die Stelle tat fies weh. Bestimmt ein riesiger blauer Fleck. Außerdem hatte ich Durst. Ich beugte mich über das Gras und leckte Regenwasser.
    Als ich die Autobahn erreichte, stieg ich umständlich über die Leitplanke und winkte. Natürlich hielt keiner. Wahrscheinlich sah mich nicht einmal einer rechtzeitig genug, um zu halten. Und wer mich im Rückspiegel erspähte, würde mich für einen Junkie halten.
    Ich ruderte mit den Armen, ließ es dann bleiben und ging einfach zu Fuß auf dem Standstreifen in Fahrtrichtung los. Früher oder später würde eine Raststätte
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