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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst
Autoren: Friederike Schmöe
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denen vollgekiffte Wiesnbesucher ihren Rausch ausschliefen.

44
    »Ich kann Kea nicht erreichen!« Nero runzelte die Stirn.
    »Die Kollegen haben Frau Laverde vernommen. Von ihr stammt der Tipp mit dem Insulin als Tatwaffe. Astrid Nedopils Schwester ist Diabetikerin. Sie konnte sich das Mittel also leicht beschaffen«, erklärte Sandra.
    »In Krankenhäusern sind die Leute so schlecht geschützt wie nirgendwo sonst«, stimmte Freiflug zu.
    Sie saßen in der Kantine, jeder mit einem dampfenden Becher Kaffee vor der Nase. Sandra kaute an einer Brezel.
    »Es war ein Fehler«, sagte sie. »Neta nicht unter Personenschutz zu stellen.«
    »Wo steckt eigentlich Ihr junger Kollege?«, erkundigte sich Nero und dachte: späte Einsicht.
    »Ackert noch mal alle Akten durch.« Sie lächelte. »Markus, ich wollte dir dieses Notebook mitgeben. Es stammt aus Elli Nedopils Wohnung. Kannst du dort Belege sicherstellen, dass Astrid Nedopil die Geisterbahn außer Gefecht gesetzt hat?«
    Freiflug zuckte die Achseln. »Das wird nicht das Schwierigste sein. Du hast die Aussage von der Nachbarin, dass die Nedopil sich an den Tagen vor dem Anschlag bei ihrer Schwester in der Wohnung aufgehalten hat. Der Rechner gibt uns die Daten preis, an denen irgendwas mit ihm gemacht wurde. So ein Computer vergisst nichts.«
    »Gut.« Sandra trank ihren Kaffee aus. »Dann ist jetzt ein Anruf im Innenministerium fällig.«
    Nero verzog das Gesicht. Bürokratische Autoritäten waren ihm eine einzige Last. Kea hielt ihn für einen typischen Beamten, der mit der Nase in der Pfütze lag, sobald sich ein Vorgesetzter näherte. Aber sie täuschte sich.
    »Ich mache mir wirklich Sorgen um Kea«, sagte er halblaut zu Freiflug.
    Der klebte mit den Augen an Sandra, die ihr Handy unter die Locken schob. »Dr. Klug? Wir haben die Täterin. Wir wissen, wer sie ist, die Fahndung läuft. Ja, die Beweise sind ausreichend.«

45
    Wir ratterten über die A 6 Richtung Heilbronn. Astrid Nedopil wollte nach Frankreich. Mittlerweile war es stockfinster.
    »Warum wollten Sie Neta töten?«, fragte ich. Obwohl ich es ahnte. Aber es schien mir zu diabolisch. Zu grausam für die menschliche Art, zu berechnend. Einfach zu logisch.
    »Sie hat zu viel Glück, diese Liliana Bachmann.« Die Nedopil hustete und ich dachte an die Schweinegrippe, an die ich nicht glaubte.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie hat zu viel Glück!« Ein heiseres Auflachen. »Bekommt noch mal ein Kind. In ihrem Alter!«
    »Aber Neta ist nicht ihr Kind.«
    »Sie liebt diese Frau wie ihre eigene Tochter. Wie die Tochter, die sie nie hatte. Wussten Sie, dass man Liliana nach der vierten Fehlgeburt die Gebärmutter rausgenommen hat? Es gab Komplikationen, die Blutung war nicht zu stillen. Liliana hatte sich immer ein zweites Kind gewünscht. Sie lag Bert damit in den Ohren. Ich habe ihm einen Sohn geschenkt.«
    O weh, dachte ich. Mehr Verwicklungen kann mein armer Kopf nicht mehr ertragen. Wie hart musste es für Liliana gewesen sein, dass ihr Mann ein zweites Kind hatte. Mit einer anderen Frau!
    »Sie wollte ein Kind adoptieren, aber Bert lehnte das ab.«
    Klar, der legte Wert darauf, selbst zu zeugen. Männer waren ziemlich seltsame evolutionäre Gebilde! Ich überholte einen LKW und lugte in die Fahrerkabine. Konnte ich wirklich niemanden auf mich aufmerksam machen? Der Fahrer grinste mich an und blies eine Rauchwolke in meine Richtung.
    »Aber nun hatte Liliana jemanden. Ihr diese Frau zu nehmen, hätte ihre vollkommene Vernichtung bedeutet.«
    »Sie wollten Liliana vernichten?« Ich schüttelte den Kopf. »Aber warum, Frau Nedopil? Sie hat ihren Sohn verloren, ihren Mann, Marius hatte seinen Anteil vom Erbe. Was haben Sie sich davon versprochen?«
    »Sie wollte prozessieren. Gegen das Testament.«
    »Das ist reiner Unsinn.« Mir wurde heiß, ich drehte die Heizung aus. »Im Erbrecht sind uneheliche Kinder den ehelichen gleichgestellt.«
    »Ach, als wenn es mir darum gegangen wäre. Das Geld hätten wir schon gebrauchen können. Aber das war nicht der Punkt.« Sie verstummte, und auch ich schwieg. Angesichts einer solchen Aufwallung von Hass fiel selbst mir nichts mehr ein, was ich fragen oder zum Besten geben konnte. Es begann zu regnen.
    »Das mit den Bremsen am Twingo, das war eine Kleinigkeit«, prahlte Astrid Nedopil nach einer Weile. »Die Kasimir hatte den Wagen in einer Seitenstraße geparkt. Ich habe eine Zeit lang als Sekretärin in einem Autohaus gearbeitet. Da bekommt man einiges mit. Alle denken,
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