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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman
Autoren: Jessica Stirling
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ertragen.
    Eunice’ Warnung, nicht die Beherrschung zu verlieren, noch in den Ohren, lenkte er nun die gemietete Kutsche in einem leichten Trab von Drennan nach Hayes und den steilen Weg nach Hawkshill hinauf.
    Rose hatte ihr bestes Kleid angezogen, dazu den warmen blauen Umhang und einen kleinen, pilzförmigen Hut mit einer bescheidenen Feder, die nicht allzu störend vor ihren Augen wippen oder ihre Locken verbergen würde. Mit Eunice’ Hilfe hatte sie einen Hauch Rouge auf ihre Wangen aufgetragen und ein klein wenig davon auf ihre Lippen getupft, nur so viel, um anzudeuten, dass sie kein Mädchen mehr war.
    Die Kutsche zuckelte in den Hof. Neville Hewitt hielt das Pony mit einem lauten »Ho« an.
    Rose saß ganz still und gefasst auf dem Sitzbrett, die Hände im Schoß, und spähte um den Rand ihrer Kapuze, als Henry Brodie aus dem Cottage trat und genau im selben Augenblick Tom aus der Scheune auftauchte.
    Er sah völlig anders aus in dem schmuddeligen Mantel und den geflickten Hosen, so anders, dass Rose ihn im ersten Augenblick gar nicht erkannte und sich fragte, ob es noch einen dritten männlichen Brodie gab, einen Bruder, von dem sie nie gehört hatte, irgendeinen hageren Idioten, den die Familie bisher versteckt gehalten hatte.
    Tom trat an die Kutsche und fauchte: »Sind Sie es, Hewitt? Was zum Teufel wollen Sie jetzt schon wieder von uns?«
    »Ein wenig Höflichkeit würde mir erst einmal genügen«, gab Neville zurück, während er von der Kutsche stieg. »Ich habe gehört, ihr habt Verbesserungen vorgenommen und auch schon Sibirischen Weizen in der Erde. Es ist mein Recht ...«
    »Ihr Recht?«, bellte Tom. »Welches Recht haben Sie ...«
    Henry packte Tom beim Arm und zog ihn zurück. »Wie Sie sehr wohl wissen, Mr. Hewitt, haben wir in der Tat Weizen in der Erde und allen Grund, mit einer frühen Ernte zu rechnen. Ich führe Sie gern hin, wenn Sie es sich selbst anzusehen wünschen.«
    Hewitt wandte sich zu seiner Tochter um und schüttelte den Kopf. Inzwischen waren drei Frauen in den Hof gekommen, zwei standen an der Tür eines Nebengebäudes und eine andere, Toms Mutter, auf der Stufe neben der Eingangstür des Cottage.
    Sie traten nicht auf sie zu, und Rose nahm an, dass sie ihr keine Erfrischung anbieten würden, nicht einmal einen Tee. Die Frauen sahen sie mit dem gleichen verblüfften, verständnislosen Blick an, den sie bei Kühen beobachtet hatte. Rose spürte, wie ihre Nervosität abflaute, wandte sich auf dem Sitzbrett um, musterte die Frauen genau und verstand: Sie war ihnen allen überlegen, selbst der großen, breitschultrigen, blonden jungen Frau, die mit Henry zu dem Tanzabend gekommen war und die sie nun mit in die Hüften gestemmten Händen anstarrte, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Er ist nicht interessiert an Weizen, Henry«, sagte Tom. »Er hat Gerüchte über meine Abreise gehört und ist gekommen, um zu sehen, was an ihnen dran ist.«
    »Deine Abreise?«, fragte Neville Hewitt. »Was soll das denn heißen?«
    »Sieh ihn dir an, Henry! Hast du je eine solch erbärmlich gespielte Unschuld gesehen?«, sagte Tom. »Deswegen hat er sie hier angeschleppt, um mich zu erweichen und meine Zunge zu lösen. Nun, Mr. Hewitt, Sie haben keinen Grund zu einem solchen doppelten Spiel.«
    Rose wandte sich unwillkürlich um, richtete sich auf und schaute Tom in die Augen. Er war nicht Tom Brodie, nicht der Tom Brodie, der sie beim Tanz durch die Luft gewirbelt hatte, nicht der Tom Brodie, der sie geküsst und versprochen hatte, sie bis ans Ende seiner Tage zu lieben. Er war ein anderer Mann, ein völlig anderer. Sie verspürte einen Hauch von Mitleid, wie einen winzigen Nadelstich, wegen der Verletzungen, die sie ihm zugefügt hatte, auch wenn die schiefe Nase ihm kein bisschen von seinem arroganten männlichen Gehabe nahm, bei dem ihr selbst jetzt noch der Atem stockte.
    »Verlassen Sie uns denn, Mr. Brodie?«, hörte sie sich fragen.
    »Das habe ich vor, Miss Hewitt. In etwa einer Woche werde ich unterwegs zu den Westindischen Inseln sein.«
    »Ich ... ich glaube nicht, dass wir davon gehört haben, nein.«
    »Warum sind Sie denn dann hier?«
    Wieder ging Henry dazwischen. »Mr. Hewitt ist berechtigt zu erfahren, wie es mit der Pacht weitergeht, Tom.«
    »Was?«, fragte Hewitt schrill. »Gebt ihr die Pacht auf?«
    »Nein«, antwortete Henry. »Ich übernehme sie.«
    »Ich werde ein Dokument benötigen, einen Nachweis über die Alleinpacht«, erwiderte Neville Hewitt.
    »Den werden Sie
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