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Wie wollen wir leben

Wie wollen wir leben

Titel: Wie wollen wir leben
Autoren: Sandra Maischenberger
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und auf diese Weise ihre umfassende Lebenserfahrung und ein höheres Maß an Unabhängigkeit in die Parlamente einbringen. Das könnte der Politik guttun.
    Â 
    Ich höre aus der Ferne die jungen Leute à la Junge-Union-Vorsitzender Philipp Mißfelder rufen: »Die sind doch jetzt schon alle so alt im Parlament und entscheiden auch noch über unsere junge Generation.«
    Â 
    Schauen Sie sich die Prozentsätze der einzelnen Jahrgänge an – Sie werden feststellen, dass die Siebzigjährigen höchstens zwei Prozent ausmachen.
    Â 
    Sie haben sich vor ein paar Jahren entschieden, in das Augustinum zu ziehen. Ist das Leben in diesem Haus so, wie Sie es sich vorgestellt haben?
    Â 
    Unsere Erwartungen sind völlig erfüllt worden. Weil meine Frau zwei längere Klinikaufenthalte absolvieren musste, war es beispielsweise für mich und meine Versorgung sehr vorteilhaft, dass ich im Augustinum wohnte. Zwei Dinge waren für unsere Entscheidung besonders wichtig. Einmal, dass man als Pflegefall in seiner eigenen Wohnung gepflegt und nicht irgendwohin verlegt wird. Und zum anderen gibt es viele Angebote, die man in Anspruch nehmen kann, aber nicht nehmen muss. Das Mittagessen im Restaurant zum Beispiel. Manche denken, ein Altenwohnheim ist noch immer eine Art Unterbringung mit gemeinsamen Aufenthaltsräumen und gemeinsamen Schlafsälen. Das ist ganz falsch. Tatsächlich hat man seine eigene Wohnung und macht hinter sich die Tür zu wie in früheren Wohnungen auch. In unserem Fall konnten wir alle unsere sozialen Kontakte mitnehmen. Zudem herrscht eine angenehme Atmosphäre. Wir sind sehr zufrieden.
    Â 
    Was, wenn Sie es überhaupt öffentlich äußern würden, entspricht im Augustinum nicht dem, was Sie sich für Ihr Leben vorstellen?
    Â 
    Da müsste ich jetzt wirklich erst länger nachdenken.

    Â 
    Hat man vielleicht weniger Privatsphäre?
    Â 
    Warum?
    Â 
    Na ja, in dem Moment, in dem man den Aufzug verlässt, muss man auch durch Gemeinschaftsräume gehen, bis man draußen ist. Es gibt einen Empfang, Sie können nicht mehr nachts unbeobachtet die Wohnung verlassen.
    Â 
    Das ist ohne Weiteres möglich, weil es mehrere Ausgänge gibt. Außerdem, wenn Sie in einem großen Mietshaus leben …
    Â 
    Da interessiert sich doch keiner für den anderen.
    Â 
    Kommt drauf an. Da ist das Interesse manchmal größer, als man es gern hätte.
    Â 
    Gibt es einen Verlust von Privatsphäre, weil man als prominentes Paar in einem solchen Haus wohnt?
    Â 
    Ich wüsste nicht. Wir können jederzeit die Tür hinter uns zumachen und sind dann völlig für uns. Wir brauchen nicht zum Mittagessen zu gehen, wenn wir nicht wollen. Meine Frau kann, wenn sie mag, auch selbst etwas kochen. Wir sind auch nicht in dem Sinne unter Aufsicht, dass dauernd nachgeschaut wird, ob wir noch da sind. Es gibt ein reiches Angebot an kulturellen Veranstaltungen, zu denen man hingehen kann, man muss es aber nicht. Und es lassen sich im Haus Dinge ganz einfach erledigen, die sonst mit einigen Anstrengungen verbunden wären. Ist etwa ein Handwerker notwendig, ruft man beim Empfang an, und schon kommt der. Und wenn das Mineralwasser ausgegangen ist, kann man in einem kleinen Laden, der vormittags offen ist, Nachschub holen. Mir fällt nichts Negatives ein.
    Â 
    Nehmen Sie die Abwesenheit von jüngeren Menschen wahr?
    Â 
    Ja, das schon. Immerhin hat sich durch zwei neue Häuser, die vor kurzem bezogen wurden, das Durchschnittsalter etwas gesenkt – es wohnen hier mehr frühe Siebziger. Aber weil die Besucher sie mitbringen, begegnet man auch Kindern in größerer Zahl. Auch sind die Pflegerinnen und Pfleger und die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter insgesamt meist jüngere Menschen. Außerdem liegt direkt daneben ein Studentenwohnheim mit etwa zweihundert Bewohnern aus allen Teilen der Welt, darunter viele Japaner und Chinesen.
    Â 
    Wahrscheinlich ist es eine psychologische Hürde, die viele davon abhält, einen solchen Schritt zu tun: Man denkt, es könnte der letzte Umzug im Leben sein. War das ein Gedanke, an den Sie sich gewöhnen mussten ?
    Â 
    Meine Frau und ich haben darüber gesprochen. Aber da wir vierzehn oder fünfzehn Umzüge hinter uns hatten, war die Vorstellung, dass dies der letzte ist, eher tröstlich als aufregend.
    Â 
    Die Wohnung wird kleiner – mussten Sie viel
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