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Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)

Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)

Titel: Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)
Autoren: Robert Skidelsky , Edward Skidelsky
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westlichen Ländern hat die Ungleichheit seit den 1970er-Jahren zugenommen, besonders stark in Großbritannien und den USA, wie Schaubild 12 zeigt. Dieser Trend ist zum Teil eine Wirkung autonomer gesellschaftlicher Kräfte, aber die Steuererleichterungen für Spitzenverdiener unter Thatcher und Reagan haben ihn zweifellos verstärkt.
    11. Arbeitslosigkeit in OECD-Ländern

    Quelle: OECD Employment Outlook, 2011.
    Schließlich hat der »Turbokapitalismus«, den die Wall Street und die Londoner City in den letzten 30 Jahren zu ihrem Leitbild erhoben haben, zu einer Brutalisierung der Arbeitsbeziehungen geführt. »StämmigeMänner nehmen ihm seinen BlackBerry und seinen Firmenausweis ab, er darf seine E-Mails nicht mehr anschauen und bekommt fünf Minuten, um seinen Schreibtisch auszuräumen«, heißt es in einem Artikel über einen Wertpapier-Analysten, der entlassen wurde, weil er sich vom Arbeitsplatz entfernt hatte, um seine kranke Frau zu besuchen.[ 44 ] Solche Szenen sind mittlerweile an der Tagesordnung. Hohe Gehälter bieten heute keinen Schutz mehr vor Proletarisierung und den damit einhergehenden Demütigungen.
    12. Einkommensungleichheit seit 1977

    Quelle: Office for National Statistics (ONS); Weltbank; Eurostat.
    Persönlichkeit.
Wir haben gesagt, Eigentum sei der wichtigste Schutz der Persönlichkeit. Das klingt vielleicht zunächst so, als wäre es eine gute Nachricht für Großbritannien, wo der Anteil der Wohnungseigentümer im letzten Jahrhundert stetig gestiegen ist und mittlerweile nach einem Allzeithoch von 71 Prozent im Jahr 2003 bei 68 Prozent liegt. Doch weil Wohneigentum meistens mit Hypotheken belastet ist, kommt das wirklicheEigentumsrecht erst spät im Leben, wenn überhaupt, und deshalb wirkt Wohneigentum nicht emanzipatorisch. Ein mit Hypotheken belasteter Besitz bindet den Besitzer an eine regelmäßige Arbeit. Die Freiheit, einen autonomen Lebensplan zu verfolgen, entsteht mit
Vermögen
– definiert als Wert des Besitzes eines Individuums abzüglich seiner Verbindlichkeiten. Die britischen Regierungen haben sporadisch Initiativen gestartet, um das Vermögen breiter zu verteilen; die Privatisierungen unter Margaret Thatcher in den 1980er-Jahren sollten, so hieß es damals, mehr Menschen zu Anteilseignern machen. Es gab auch Bestrebungen, durch Mitarbeiterprogramme von Unternehmen die Zahl der Aktionäre zu vergrößern. Ein in Großbritannien sehr bekanntes Beispiel ist John Lewis, die beliebteste Einzelhandelskette, die ihren 76.500 festen Mitarbeitern gehört und von ihnen geleitet wird.[ 45 ] Doch solche visionären Unternehmenkonnten die Vermögenskonzentration in den Händen einiger weniger nicht verhindern, wie aus Schaubild 13 hervorgeht.
    13. Vermögensverteilung in Großbritannien

    Quelle: ONS, HNRC. [Anmerkung: Netto- oder Reinvermögen ist der Wert aller Vermögenswerte, die gekauft und verkauft werden können – Aktien, Grundbesitz, Bankguthaben und so weiter – abzüglich der Verbindlichkeiten. Nicht mitgerechnet werden beispielsweise Betriebsrenten, die bei einem Arbeitsplatzwechsel nicht mit genommen werden können. Bei dieser Rechnung ist der Wert von Häusern und Wohnungen nicht eingeschlossen, weil sie häufiger weitergegeben und vererbt als gekauft werden.]
    14. Eheschließungen und Scheidungen in Großbritannien

    Quelle: ONS.
    Harmonie mit der Natur.
Die britische Landwirtschaft ist schon seit Langem nicht mehr so vielfältig wie die französische oder italienische und verliert immer weiter an Vielfalt. Immer weniger von dem, was wir essen, wird lokal produziert, immer mehr wird aus dem Ausland importiert. 1970 beliefen sich die Importe von Nahrungsmitteln auf 2 Milliarden Pfund, seither sind sie doppelt so schnell gewachsen wie die Exporte, auf mittlerweile 20 Milliarden Pfund. Die Selbstversorgungsquote in Großbritannien (die angibt, wie viel unserer Nahrung wir selbst produzieren können) liegt heute mit 60 Prozent so niedrig wie nie zuvor; in den 1970er-Jahren betrug sie konstant zwischen 70 und 80 Prozent.[ 46 ] Die großen Ketten haben auf Kosten kleiner Läden stetig expandiert; mittlerweile gehören über 97 Prozent der Lebensmitteleinzelhändlereiner Kette an.[ 47 ] In den Hauptstraßen der meisten britischen Städte sind Keynes’ »Geschäfte, die wirkliche Geschäfte sind«, dünn gesät zwischen denen, die nur »Spalten auf der Rechentafel« darstellen. Ein bisschen Abwechslung bieten Bauernmärkte, Bioläden und Ähnliches. Aber das sind
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