Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
könnte … Sie wurde jäh in ihren Träumereien unterbrochen, als ihr Blick nach unten fiel.
    Zunächst wunderte sie sich, warum die Maurer so sorglos gewesen waren und einen ganzen Haufen Verputzmaterial verschwendet hatten, ohne es anschließend wenigstens zu beseitigen. Als ein dünner Lichtstrahl von oben auf die Stelle fiel, bückte sich Amy, um noch einmal genauer zu gucken und die Hand auszustrecken, um es zu betasten.
    Kaum hatte sie das getan, blieb ihr fast das Herz stehen. Sie sprang hoch, raste zur Tür und schrie dabei nach Craig …
    Craig hatte die Taschenlampe im Handschuhfach gefunden. Eigentlich war es doch sinnlos, die Baustelle zu überprüfen. Was machte es jetzt denn noch, ob hier vielleicht irgendwelche Jugendlichen ihre Zerstörungswut abreagiert hatten. Die Kabel und Leitungen auszutauschen, würde schon schwierig und zeitaufwendig genug sein. Sollten dann auch noch der Zement und Stahl von minderwertiger Qualität sein, müsste sowieso alles abgerissen werden.
    Doch bevor der Zorn in ihm wieder hochsteigen konnte, liefen seine Gedanken in die gleiche Richtung wie die von Amy: Ohne dieses Bauprojekt – was immer auch Tim gemacht haben mochte, um es zu sabotieren – hätte er Amy nie getroffen. Und wenn die Behörden sich erst mit den Pfuschereien hier beschäftigten, dann würde er Amy genau das sagen, was er ihr sagen wollte. Was er ihr sagen musste.
    Zum Teufel damit. Craig beschleunigte seinen Schritt. Er würde es Amy jetzt sagen, genau jetzt, hier, wo alles begonnen hatte. War es etwa nicht passend, sie in dem halb fertigen Gebäude, das sie schließlich zusammengebracht hatte, um ihre Hand zu bitten?
    Als Craig Amys Schrei hörte, riss er den Kopf hoch. Sein Herzschlag stockte, doch er rannte schon, als er sie erneut schreien hörte. Er war schon ganz nah, als der Knall der Explosion die Luft zerriss. Eine Mauer heißer Luft traf Craig wie eine Faust und warf ihn in einem Regen aus Glas und Steinen und Metallteilen zu Boden.
    Der Fall betäubte ihn – fünf Sekunden, zehn. Dann rappelte er sich hoch und stürmte vorwärts. Er spürte nicht die klaffende Wunde an seiner Schläfe, wo er von etwas Scharfem und Gezacktem getroffen worden war.
    Alles, was er sah, waren die Flammen, die gierig aus den Fenstern züngelten, die von der Explosion herausgerissen worden waren. Und als er dort ankam, wo einmal der Eingang gewesen war, detonierten noch weitere Sprengladungen, eine nach der anderen, und hallten in der Morgendämmerung wie auf einem Schlachtfeld wider.
    Er schrie Amys Namen. Die Angst hatte Craig so in ihrem Griff, dass er seine eigene Stimme nicht hörte und sein eigenes wild rasendes Herz nicht spürte. Irgendetwas schoss wie eine Kugel haarscharf an ihm vorbei. Die Hitzewand trieb ihn noch einmal zurück und versengte seine Haut. Hustend und würgend ließ er sich auf die Knie fallen und kroch hinein.
    Durch den dicken Qualm konnte er zerstörte Wände sehen und riesige Teile des Daches, die heruntergefallen waren. Er kämpfte sich weiter und hörte dabei das entsetzliche Geräusch von herunterkrachendem Stahl.
    Wild schob er Steinschutt zur Seite, wobei er sich einen Riss über die ganze Handfläche zufügte. Blut tropfte in seine Augen, die von dem beißenden Qualm schon ganz tränenblind waren.
    Dann sah er Amys Hand, nur ihre Hand, auch die fast vom Steinschutt bedeckt. Die Verzweiflung verlieh ihm Bärenkräfte, und er begann den Schutt zur Seite zu räumen, während das Feuer um ihn wütete, prasselnd und auflodernd. Immer wieder schrie Craig ihren Namen. Er wusste nicht mehr, wo er war, nur, dass er sich zu ihr durchkämpfen musste.
    Amy blutete. Er konnte nicht einmal mehr beten, dass sie leben möge. Er nahm sie auf die Arme, ihr Körper war federleicht. Langsam, während die Panik sich in ihm immer mehr festsetzte, arbeitete er sich mit ihr ins Freie.
    Hinter ihnen lag ein Inferno von unerträglicher Hitze und unsäglicher Gier. Es konnte sich nur noch um Minuten, vielleicht sogar Sekunden handeln, bis das, was noch vom Gebäude stand, zusammenbrach und sie beide unter sich begrub. Er betete verzweifelt, während sein Hemd schon zu schwelen begann.
    Craig war bereits drei Meter vom Gebäude entfernt, als er überhaupt erst erkannte, dass sie draußen waren. Der Boden um sie herum war übersät mit Stahl und Glassplittern und glimmendem Holz. Jeder Atemzug, den er machte, brannte, doch er schaffte es, mit Amy auf den Armen auf die Füße zu kommen. Er schaffte noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher