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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste
Autoren: Jennifer Lewis
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sein.
    „Celia, darf ich dir meinen Bruder Kazim vorstellen?“
    Salim beobachtete Celia aufmerksam, als sie seinem Bruder die Hand gab. Irgendwie schien Celia nervös zu sein. Von Ahmad, der ihm täglich über die Fortschritte auf der Baustelle berichtete, wusste er, dass ihre Pläne absolut brillant waren. Sie hatten Stil, und was sie vorschlug, passte perfekt zur Örtlichkeit. Celia achtete auf den Bezug zu dem schwierigen Terrain.
    Warum also wirkte sie so … angespannt?
    Sie sah von ihm zu Kazim hin und her. Dabei verrieten ihm ihre geröteten Wangen und die zitternden Lippen, dass sie etwas hatte sagen wollen, was sie sich dann verbot. An ihrem Hals war ihr Puls sichtbar, und Salim schaute unwillkürlich auf ihre festen, hohen Brüste, unter denen ihr stolzes Herz schneller schlug als gewohnt.
    Im nächsten Moment ärgerte er sich über seine Gedanken und war froh, weil Kazim nun das Gespräch einleitete: „Ich habe schon viel von Ihnen gehört.“
    „Wirklich?“, fragte sie mit einer Stimme, die nicht ganz die ihre zu sein schien.
    „Was soll das heißen?“, warf Salim ein. Er wusste genau, dass er mit Kazim nie über seine einstige Collegeliebe gesprochen hatte. Da Kazim seit seinem elften Lebensjahr im Internat gelebt hatte, war ihr Kontakt jahrelang nur sehr lose gewesen.
    Ohne auf Salims Frage einzugehen, erwiderte Kazim amüsiert: „Sicher. Sie waren das Beste, was Salim auf dem College begegnet ist. Ohne Sie wäre er dort bestimmt genauso versauert wie ich.“
    „Das soll bedeuten, dass Kazim eher ein Mann der Tat ist und kein Akademiker“, bemerkte Salim. „Ich kann euch versichern, dass mein Collegeaufenthalt allein dem Studium gegolten hat.“ Er warf seinem Bruder einen scharfen Blick zu.
    Kazim zwinkerte ihm zu. „Klar, was sonst?“
    „Mein Bruder leitet eine Ölfirma in Nevada“, erklärte Salim. „Dort reißen sie die Landschaft auf, um Leuten wie dir später die Gelegenheit zu verschaffen, alles wieder heil zu machen.“
    Kazim zuckte die Schultern. „Noch lebt die Wirtschaft weltweit vom Öl, egal, ob uns das gefällt. Im Übrigen bin ich ein großer Fan von Umweltschutz.“
    Celia lächelte. „Das freut mich.“
    Seit wann wollte sein Bruder denn einer Fremden unbedingt gefallen? Salim biss die Zähne zusammen, bevor er fragte: „Wo sind Sara und die Kinder?“
    „Am Strand.“ Kazim hakte die Daumen in seinen Gürtel – eine sehr amerikanische Geste, bei der Salim klar wurde, wie wenig er seinen Bruder eigentlich kannte.
    „Vielleicht solltest du lieber zu ihnen gehen“, schlug er vor. Die Sonne schien durchs Fenster, Celias blondes Haar schimmerte wunderschön in dem Licht. Plötzlich hatte Salim das Bedürfnis, mit ihr allein zu sein. Natürlich bloß, um die Entwürfe zu besprechen.
    „Wir sollten alle an den Strand gehen.“ Kazim bot Celia seinen Arm, und Salim sah irritiert, dass dieser Arm so muskulös war wie der eines Hafenarbeiters. „Sie müssen meine Frau kennenlernen, Celia. Da sie die Vereinigten Staaten noch nie verlassen hat, wird sie sich freuen, einen vertrauten Akzent zu hören.“
    Celia wirkte überrascht, als sie erfuhr, dass Kazim eine Amerikanerin geheiratet hatte. Keine arabische Aristokratin, wie es die Tradition von ihm verlangt hätte. Grimmig dachte Salim daran, dass sein Bruder stolz darauf war, ein Mädchen aus einer ganz normalen, noch nicht einmal wohlhabenden Familie zu seiner Frau gemacht zu haben. Kazim war allerdings auch nicht der älteste Sohn.
    Celia strich sich durch ihr seidiges Haar. „Ich komme gern mit zum Strand.“ Nervös schaute sie zu Salim. „Außer du hast andere Pläne.“
    Oh, und ob er andere Pläne hatte. Zum Beispiel hätte er gern das Jackett ihres formellen Nadelstreifenanzugs aufgeknöpft und langsam, Stück für Stück, ihren graziösen Körper entblößt.
    Er schluckte kurz und sagte dann: „Nein, natürlich nicht.“
    „Dann gehe ich kurz auf mein Zimmer und ziehe mich um.“
    „Gute Idee.“ Kazim warf ihr ein Lächeln zu. „Meine Familie finden Sie in der Nähe der Snackbar. Wir treffen uns dort.“
    Snackbar! dachte Salim. Mein schönes, elegantes Strandcafé! Doch er korrigierte seinen Bruder nicht. Kazim war sein Gast, und außerdem hatte er beschlossen, nach all den Jahren der Entfremdung einen Neuanfang mit den verbliebenen Familienmitgliedern zu wagen.
    Ihm war nicht gelungen, jenen Erben zu zeugen, den sein Vater von ihm erwartet hatte. Jetzt wollte Salim wenigstens seine Brüder zurück nach
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