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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste
Autoren: Jennifer Lewis
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Oman holen. Schließlich waren sie alles, was er an Familie noch besaß.
    „Du willst doch nicht etwa hierbleiben?“, fragte Kazim. „Sonst fängst du bloß an zu arbeiten, und wir sehen dich bis zum Abendessen nicht mehr.“ Er hakte seinen Bruder unter und ignorierte, dass Salim sich versteifte. Auch die harte Erziehung in einem englischen Internat hatte nicht dazu geführt, dass Kazim sein spontanes, herzliches Wesen verlor.
    Allerdings hatte es eine Zeit gegeben, in der Kazim eine überraschend harte, unbeugsame Seite gezeigt hatte. Niemand hatte damit gerechnet, dass er die Braut zurückwies, die sein Vater für ihn ausgesucht hatte, und danach im Streit für immer das Land verließ. Erst nach dem Tod seines Vaters gab es für Kazim nun einen Weg zurück.
    Und Sara schien viel dazu beigetragen zu haben, die harte Schale aufzubrechen, die er sich zugelegt hatte.
    Salim musterte seinen Bruder kurz. Sie hatten beide dieselbe markante Nase, das ausgeprägte Kinn, die dunklen Augen. Sogar ihr Haarschnitt war ähnlich. Aber Kazim trug Jeans und T-Shirt, Salim das traditionelle arabische Gewand.
    Die Unterschiede zwischen ihnen hätten nicht deutlicher sein können. Zum Beispiel konnte Salim sich nicht vorstellen, jemals im Ausland zu leben, obwohl er so oft auf Reisen war. Er wäre auch niemals auf den Gedanken gekommen, eine Amerikanerin zu heiraten.
    Selbst wenn sie so begehrenswert war wie Celia.

3. KAPITEL
    Celia konnte nicht aufhören zu lachen, während der kleine Junge versuchte, ihre Füße in den Sand einzugraben. Die spielenden Kinder, die strahlende Sonne und die sanfte Brandung machten sie unglaublich fröhlich.
    Am saphirblauen Horizont leuchteten die Segel der Jachten weiß, im Hintergrund reflektierten die eleganten weißen Hotelgebäude das Sonnenlicht.
    Salim saß nur ein paar Meter von Celia entfernt im Sand. In seinem traditionellen Gewand wirkte er distinguiert und edel – ein krasser Gegensatz zu den mit Bikini oder Badehose bekleideten Sonnenanbetern am Strand. Er lobte seinen kleinen Neffen Ben, der eine Sandburg gebaut hatte, und lächelte nachgiebig, als die neun Monate alte Hannah am Saum seines Kaftans zog und ihm feinen Sand über die Füße rieseln ließ.
    Anders als sein Bruder Kazim zeigte er nicht die geringste Lust, sich ebenfalls in die Fluten zu stürzen und mit den Kindern zu planschen.
    Kazims Frau Sara war schlank, blond und durchtrainiert, und sie nahm offensichtlich kein Blatt vor den Mund.
    So viel also zum Thema: Die Männer der Al Mansurs heiraten ausschließlich einheimische Frauen aus gutem Hause. Celia fand, dass sie durchaus Grund hatte, sich zu fragen, was passiert wäre, wenn Salim die Beziehung zu ihr damals nicht beendet hätte, um jene Frau zu heiraten, die sein Vater ihm ausgesucht hatte.
    „Wie ich höre, sind Sie eine der besten Landschaftsarchitektinnen weltweit“, bemerkte Sara und holte Celia damit aus ihren Grübeleien.
    „Oh, das würde ich nicht sagen. Ich hatte einfach das Glück, mehrere sehr interessante Projekte angeboten zu bekommen.“
    „Sie ist viel zu bescheiden“, mischte sich Salim ein. „Ihr innovativer Ansatz hat ihr einen außerordentlich guten Ruf eingebracht. Andernfalls hätte ich sie auch nicht engagiert.“
    „Mich beeindruckt, dass du eine Frau an dein Projekt lässt.“ Sara sah Salim direkt in die Augen. „Kazim hat mir erzählt, dass in Oman sehr konservative Vorstellungen herrschen. Daher war ich gespannt, ob es hier Frauen in einflussreichen Positionen gibt.“
    „Kein Unternehmen kann auf das Talent und das Können von Frauen verzichten. Immerhin machen sie die Hälfte der Menschheit aus“, erwiderte Salim ernst. „Sicher haben meine Einstellungspraktiken hier und da Erstaunen hervorgerufen, aber über die Resultate hat niemand gelacht.“
    „Das freut mich.“ Sara lächelte. „Allerdings habe ich festgestellt, dass sogar ein Mann, der sich offiziell für die Gleichstellung von Frauen einsetzt, privat durchaus ein Macho sein kann.“ Sie warf ihrem Ehemann einen herausfordernden Blick zu. „Kazim hat eine Weile gebraucht, um sich daran zu gewöhnen, dass er eine emanzipierte Frau geheiratet hat.“
    „Wirklich?“ Celia war fasziniert.
    „Ja, es stimmt“, gab Kazim reuevoll zu. „Ich bin absolut der Meinung, dass Frauen arbeiten sollen. Bei meiner Frau hatte ich dann trotzdem Schwierigkeiten, mich an die Vorstellung zu gewöhnen.“
    „Und das, obwohl ich bereits mehrere Monate mit ihm zusammengearbeitet
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